Michael Buchinger
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Michael Buchingers „Beichte des Hasses“

„Ein bisschen Hass muss sein“, nennt Influencer Michael Buchinger sein zweites Kabarettprogramm. Im ORF-Interview erzählt der 28-Jährige, was er mit Hass eigentlich meint und warum er – trotz 155.000 Followern auf YouTube – das echte Publikum sucht.

Am Freitagabend feierte Michael Buchinger im Wiener Stadtsaal Premiere – und ärgerte sich vor seinen – überwiegend weiblichen Fans – über das Älterwerden, Kinder, Reden beim Sex, Datingplattformen, Penisbilder, Karaoke und auch kurz über das Maskentragen während der Pandemie. Wien.ORF.at bat den Entertainer zum Interview.

wien.ORF.at: „Ein bisschen Hass muss sein“, lautet der Titel des neuen Programms. Aber muss Hass wirklich sein?

Michael Buchinger: Ich finde, dass Hass einfach verbindet. Es ist viel sympathischer, wenn ich die gleiche Sache wie eine Person hasse, als wenn ich ebenfalls Katzenbabys total toll finde, das ist bei der halben Weltbevölkerung so.

Michael Buchingers „Beichte des Hasses“

„Ein bisschen Hass muss sein“, nennt Influencer Michael Buchinger sein zweites Kabarettprogramm. Im ORF-Interview erzählt der 28-Jährige, was er mit Hass eigentlich meint und warum er – trotz 155.000 Followern auf YouTube – das echte Publikum sucht.

Aber ist „Hass“ das richtige Wort?

Ich gebe dir natürlich recht, aber was ist die Alternative? Soll ich sagen: Diese Dinge finde ich meganervig? Das klingt nicht gut. Hass hat dieses Prägnante, diese Zischlaute, ich finde allein das Wort zu sagen hat etwas sehr Befreiendes. Deswegen habe ich mich dafür entschieden. Ich werde mich dafür auch nicht entschuldigen. Die Leute sagen ja das Wort „Liebe“ auch viel zu oft. „Ich liebe diesen Lippenstift.“ Wirklich?

Warum hören dir die Leute so gern beim Sudern zu?

Das hat etwas Befreiendes. Ich glaube, das ich manchmal etwas ausspreche, wo sich die Leute denken, das sehe ich genauso, ich würde es mir nur selbst nicht sagen trauen. Und dann fühlen sie sich vielleicht erleichtert, gut, ich bin nicht alleine mit meiner Meinung, das tut so gut, ich fühle mich verstanden. Das ist wie so eine Beichte des Hasses. Ich finde das super.

155.000 Abonnentinnen und Abonnenten auf YouTube, dazu Instagram, Facebook, Podcasts. Du hast inzwischen auch drei Bücher geschrieben. Warum Bücher?

Mir ist aufgefallen, dass ich damit ganz andere Leute erreiche und vor allem beeindrucke. Wenn ich bei einer Familienfeier meiner alten Tante erzähl, ich hab ein Video und das hat 100.000 Klicks, dann ist die Reaktion: „Hm. OK.“ Und wenn ich sag, ich hab ein Buch geschrieben und das hat sich super verkauft, ist das für diese Generation greifbarer.

Du erreichst dein Publikum über die Sozialen Netzwerke – ein Vorteil in einer Pandemie. Doch warum suchst du jetzt über das Kabarett wieder verstärkt das echte Publikum?

„Ich such das echte Publikum tatsächlich, weil ich es ganz nett finde, wenn ich die Leute lachen höre. Aus dem Internet kommend lese ich manchmal vielleicht Kommentare, ich sehe einen Daumen nach oben, aber ich liebe es einfach, das echte Gelächter zu hören, zu merken, was funktioniert.“

Also nicht wegen des Geldes?

Also ich muss sagen, für einen Instagram-Post kriegt man manchmal gutes Geld und muss dafür nicht einmal sein Haus verlassen. Das hat auch seine Reize. Aber ich mag es wirklich vor Menschen zu stehen, und wenn es nebenbei Geld einbringt, ist es natürlich super.

Ich komm ja aus der YouTube-Convention-Welt, wo die Leute früher 30 Euro Eintritt gezahlt haben, damit sie drei Stunden in der Schlange stehen und dann für fünf Sekunden ihren Internetstar treffen können. Ich fand das immer so arg und dachte, wenn die Leute für mich Eintritt zahlen, dann will ich ihnen zumindest für 90 Minuten etwas bieten.