Plakatsäule am Ring mit „Nicht gebraucht“ Werbung
APA/Georg Hochmuth
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Chronik

Entschuldigung nach Billa-Plakaten gefordert

Hinter der umstrittenen „Nicht gebraucht“-Plakatkampagne, die für heftige Kritik vor allem bei Behindertenverbänden gesorgt hat, steht wie berichtet der Lebensmittelkonzern Billa. Es folgte ein Schreiben an das Beratungszentrum Bizeps. Man erwarte aber eine „ordentliche Entschuldigung“, hieß es dort.

Das Unternehmen hatte sich nach der großen Aufregung der vergangenen Tage am Dienstag via Twitter als Urheber geoutet – mehr dazu in Billa-Plakat empört Behindertenorganisation (wien.ORF.at; 12.10.2021). Man habe mit der Teaser-Kampagne bewusst Vorurteile thematisiert, die „ungerecht, diskriminierend sind und wütend machen“, begründete der Auftraggeber, die REWE-Group, ihre Plakatkampagne gegenüber wien.ORF.at. Wie Bizeps-Vertreter Martin Ladstätter am Mittwoch mitteilte, wandte sich Billa auch mit einem Schreiben an Bizeps.

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Text auf gelbem Plakat sorgt für Aufregung
Bizeps
Ein Plakat der heftig kritisierten Billa-Werbung vor der nun erfolgten Auflösung
Billa Werbekampagne Auflösung
Rewe Group
Durch den Mitarbeiter verdeckt der Text, der für Aufregung sorgte: „Mit einer Behinderung wirst Du NICHT gebraucht“. „Mit einer Behinderung wirst du gebraucht“ lautet die Message nach der Auflösung
Plakat „Ohne Matura kommst du nicht weit“
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Auch diese „Matura“-Plakate wurden affichiert
Billa Werbekampagne Auflösung
Rewe Group
Neben behinderten Menschen geht es in der Kampagne auch um ältere Menschen und Jugendliche. „Älteres Personal einstellen lohnt sich“ - ein weiteres Sujet der umstrittenen Pklakatserie
Plakatsäule am Ring mit „Nicht gebraucht“ Werbung
APA/Georg Hochmuth
Die Plakate mit der Auflösung

„Ordentliche, öffentlich wahrnehmbare Entschuldigung“

„Wir möchten uns ausdrücklich bei allen entschuldigen, die diese Kampagne als diffamierend wahrgenommen haben“, heißt es darin. Das sei jedoch keine Entschuldigung, hob der Bizeps-Vertreter hervor: „Leider haben es die Verantwortlichen bei Billa bisher noch immer nicht verstanden. Ihre diskriminierende Kampagne auf Kosten verschiedener Gruppen von Menschen – darunter auch Menschen mit Behinderungen – musste aufgrund der heftigen medialen Reaktionen sofort gestoppt werden.“

Man erwarte von der Geschäftsführung des Unternehmens eine „ordentliche, öffentlich wahrnehmbare Entschuldigung“ und das Eingeständnis, dass hier schwere Fehler gemacht worden seien: „Für einen Werbegag und eine Imagekampagne die Menschenwürde verschiedener Gruppen zu attackieren, sollte für ein verantwortungsvoll handelndes Unternehmen ein No-Go sein.“

Heftige Reaktionen

Die Plakate, die in einigen Städten – unter anderem in Haltestellenhäuschen in Wien – affichiert waren, sorgten für teils erboste Reaktionen. Slogans wie „Mit einer Behinderung wirst du NICHT gebraucht“ waren da etwa zu lesen. Dies hatte auch Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Dienstag kritisiert. Er stelle sich mit aller Deutlichkeit gegen diese diskriminierende, verletzende und potenziell retraumatisierende Werbung, betonte er.

„Durch diese Irritation lenken wir bewusst auf die aktuelle Arbeitsplatzsituation von Menschen mit Behinderungen“, betonte der Konzern in seiner Stellungnahme am Dienstag. Noch immer sei es so, dass diese Personengruppe, genauso wie ältere Personen und Jugendliche, am meisten von Arbeitslosigkeit und tagtäglichen Vorurteilen betroffen seien. „Dagegen gilt es aufzutreten“, wurde bekräftigt. Für Billa seien Alter, fehlende Matura oder Behinderung kein Hinderungsgrund bei der Aufnahme von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Beschwerde beim Werberat

Behindertenorganisationen hatten sich bereits am Montag an die Öffentlichkeit gewandt. So sprach etwa „Bizeps“ von einer „kalkuliert widerlichen Provokation“. Bizeps-Vertreter Ladstätter warnte: „Das, was Menschen ohnehin schon denken, wird bestätigt und brennt sich durch täglichen Sichtkontakt weiter ein. Keine Wendung kann so stark sein, um diese Aussagen zu neutralisieren.“ Bizeps hat unter anderem Beschwerde beim Österreichischen Werberat eingebracht.