Peter Hacker und Michael Ludwig kommen mit Maske zu PK
APA/Georg Hochmuth
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Wien impft

Fahrplan für Drittstiche vorgestellt

Die Auffrischungsimpfungen sind seit September im Gange. Am Donnerstag stellte die Stadt den weiteren Fahrplan vor und zog überdies eine Sommerbilanz: 139.229 Wienerinnen und Wiener wurden seit Juli geimpft, davon über 70.000 bei mobilen Sonderimpfaktionen.

Die dritte CoV-Auffrischungsimpfung erhielten bisher 22.044 Personen. Am 2. September begann die Stadt Wien mit den ersten Auffrischungsimpfungen in Alten- und Pflegewohnhäusern und beim Spitalspersonal. Mit den Alten- und Pflegewohnhäusern sei man so gut wie durch, zog Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Donnerstag Zwischenbilanz.

Drittstiche vorerst nur mit Termin

Er schätzte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und dem ärztlichen Direktor des Wiener Gesundheitsverbunds, Michael Binder, dass die dritte Auffrischungsimpfung im Juni 2022 abgeschlossen sein werde. Im Moment seien Drittstiche ohne Termin noch nicht möglich, so Hacker, weil man derzeit noch „zu wenig Planungsgrundlage“ habe. Derzeit werden eben die „großen Blöcke“ – Alten- und Pflegeheime sowie Gesundheitsberufe – mit Drittstichen versorgt. Dann folgen Kindergarten- und pädagogisches Personal. Auch Betriebsimpfungen sollen wieder kommen.

vlnr.: Gesundheitsstadtrat Peter Hacker , Bürgermeister Michael Ludwig und der Ärztliche Direktor des Wiener Gesundheitsverbunds, Michael Binder, an Rednerpulten im Rathaus
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Peter Hacker, Michael Ludwig und Michael Binder stellten den Fahrplan für Drittstiche vor

Ab dem 28. Tag ab der Impfung sei eine zweite Auffrischungsimpfung für alle mit Johnson & Johnson Geimpften mit einem mRNA-Impfstoff empfohlen, führte Hacker aus. Ab dem sechsten bis zum neunten Monat nach dem Zweitstich ist die dritte Impfung für Menschen über 65, für Risiko- und Hochrisikopatientinnen und -patienten, für Berufsgruppen mit viel Kontakt sowie für alle mit AstraZeneca Geimpften möglich. Alle anderen Personen werden neun bis zwölf Monate nach der Zweitimpfung zur Auffrischung gebeten.

„Für alle genügend Impstoff da“

Die gute Nachricht: Es werde für alle genügend Impfstoff geben. Noch im Oktober werde es an alle Wiener Haushalte einen Informationsbrief zu den Auffrischungsimpfungen geben – in verschiedenen Sprachen. Man sei gut vorbereitet und man spüre auch, dass die Nachfrage steigt, so Hacker. Die Durchimpfungsrate der Wiener Bevölkerung sei ein „zufriedenstellender Zustand“, so Hacker.

In Wien sind gegen Covid-19 aktuell 64 Prozent der Bevölkerung zumindest erstgeimpft, 61 Prozent haben den laut Zulassung vollen Schutz erhalten. Bei den 30- bis 50-Jährigen liege die Impfungsrate beispielsweise bei 70 Prozent, so Hacker, in der nächstälteren Altersgruppe zwischen 50 und 80 Jahren bei mehr als 80 Prozent, bei den noch Älteren sogar jenseits der 90 Prozent.

Pläne für Drittstich

Die größten Zuwächse bei den Impfungen hat es über den Sommer in den Bezirken Favoriten, Simmering und Brigittenau gegeben, mit jeweils mehr als 15 Prozent. Für die Stadt ein Beweis, dass die terminlosen Impfaktionen erfolgreich sind, denn die wurden gerade in diesen Bezirken angeboten.

Impfbusse und Lugner City am erfolgreichsten

Anfang Juli begann die Stadt Wien mit niederschwelligen Impfangboten ohne vorherige Terminanmeldung: von Impfen im Stephansdom, Gemeindebau, Supermarkt, Einkaufszentrum, dem Impfboot, den Impfbussen bis hin zum Impfen im Zirkus. Seit der Eröffnung der Impfbox auf dem Rathausplatz Anfang Juli konnten – über alle terminlosen Angebote außerhalb des Austria Center gerechnet – bisher 70.030 Personen zusätzlich geimpft werden.

Besonders beliebt waren bisher die Impfbusse (9.949), die Impfbox Lugner City (9.917), das Impfen im Supermarkt (8.825), die Impfbox Rathausplatz (7.232) sowie die Impfbox im Stephansdom (5.690). Darüber hinaus wurden über das terminlose Impfen bei freier Impfstoffwahl im Austria Center Wien weitere 69.199 Menschen versorgt – in Summe 139.229 Wienerinnen und Wiener.

Überdurchschnittlicher Zuwachs in „jungen Bezirken“

Die flexiblen Impfangebote ohne Termin seien so platziert worden, dass vor allem die Bezirke mit jungem Altersdurchschnitt davon profitieren sollten, hieß es bei der Bilanz am Donnerstag. Zwischen 30. Juni bis 30. September sei es gelungen, die Zahl der erstgeimpften Personen in Wien um 13,1 Prozent zu steigern. Einen überdurchschnittlichen Zuwachs an erstgeimfpten Personen verzeichneten mit jeweils rund 15 Prozent Favoriten, Simmering, Brigittenau, Rudolfsheim-Fünfhaus, Meidling. Floridsdorf verzeichnet 14 Prozent, Margareten sowie Ottakring je 13 Prozent.

Darüber hinaus konnte Wien seinen Anteil an allen durchgeführten Impfungen in Österreich jeden Monat steigern. Im Monat Juli betrug Wiens Anteil 23 Prozent, im August 25,3 Prozent und im September 28,5 Prozent. Zum Vergleich: In Wien leben 21,5 Prozent der österreichischen Gesamtbevölkerung.

Niemand über 80 auf Intensivstation

Gerade bei älteren Personen sei die Drittimpfung wichtig, damit sie auch weiterhin gut geschützt durch die laufende vierte Welle kommen, hieß es. Durch die rasche Durchimpfung zu Beginn des Jahres gab es in den Wiener Alten- und Pflegewohnhäusern keine dritte Welle. Dieser Schutz spiegelt sich auch in der Belegung der Intensivstationen wider: Aktuell liegt keine Person auf einer Intensivstation, die 80 Jahre oder älter ist. 13 Prozent der über 90-Jährigen sind derzeit aufgefrischt, bei den 80- bis 89-Jährigen erhielten bisher sechs Prozent eine Auffrischungsimpfung.

„Alle Studien und Erfahrungen zeigen: Die Impfung wirkt extrem gut“, sagte Binder. Bei Neuinfektionen wie auch bei Hospitalisierten machen laut dem Experten nicht vollständig geimpfte Personen den Großteil der Betroffenen aus. Von den 6.208 am Montag gemeldeten aktiven CoV-Fällen waren 81 Prozent nicht vollständig geimpft.

„Kein Einfluss auf Fruchtbarkeit und Potenz“

Aktuell seien laut Binder 172 Covid-Patientinnen und Patienten in Wiener Spitälern in Normalpflege – 71 Prozent davon sind nicht vollständig geimpft. Dieses Bild ist bei den derzeit 86 Intensivpatienten noch drastischer – 93 Prozent sind nicht vollständig geimpft.

Neben der Wirksamkeit sei inzwischen auch erwiesen, dass Mythen rund um die CoV-Impfung „unrichtig“ sind. „Klinische Studien zeigen, dass die Impfung keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit von Frauen oder Potenz von Männern hat.“ Ganz im Gegenteil: Wer einen Kinderwunsch hegt, sollte sich unbedingt impfen lassen. „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Frauen während der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben.“

Der Impfstoff müsse wahrscheinlich 2022 angepasst werden, sagte Binder auf Nachfrage. Und: Die Impfquote beim Gesundheitsperonal liege bei „größer 85 Prozent“, beantwortete der Ärztliche Direktor des Wiener Gesundheitsverbunds eine weitere Journalistenfrage.

Einfachere Anmeldung

Um das Buchen von Impfterminen noch einfacher zu machen, gibt es jetzt vor den großflächigen Auffrischungsimpfungen und der Influenza-Schutzimpfung ein neues Impfmanagementsystem. Das seit dieser Woche aktive System kann über Mein.wien.gv.at bzw. die entsprechende App aufgerufen werden.

Neben dem einfachen Zugang zur Anmeldung wurden neue Features wie Terminerinnerungen und Informationen über saisonale Impfaktionen implementiert. Damit können Grippe- und FSME-Impfaktionen frühzeitig angekündigt werden. Zudem ist es möglich, Beratungstermine zu vereinbaren, und das System ist auch für Gruppenbuchungen bei Impfungen von Familienangehörige nutzbar. Wer bereits beim Impfservice.wien angemeldet ist, kann im Zuge der Anmeldung bei der neuen Plattform Mein.wien.gv.at bestehende Daten ins neue System übertragen.

Impfaktion in Integrationszentrum

Um die Impfquote weiter zu steigern, bietet unterdessen der Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) in seinen Räumlichkeiten in Wien eine mobile Impfstation an. Die gemeinsam mit der Stadt Wien und mit Unterstützung des Samariterbundes organisierte Aktion richtet sich in erster Linie an Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte sowie Migranten, hieß es in einer Aussendung des Integrationsministeriums am Donnerstag.