Demonstrierende
APA/Hans Punz
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Politik

1.000 bei neuerlicher Kindergartendemo

Zwei Tage nach den Privatkindergärten ist am Donnerstag das Personal der städtischen Kindergärten und Horte für bessere Arbeitsbedingungen auf die Straße gegangen. Insgesamt nahmen rund 1.000 Personen teil.

Nachdem bei vergangenen Aktionen nur kleine Gewerkschaftsgruppen schweigend und zuletzt singend protestiert hatten, wurde es diesmal laut: Ausgerüstet mit Trommeln und Klatschfächern wurde vor dem Bildungsministerium gegen schwierige Arbeitsbedingungen demonstriert.

Mehr Anerkennung gefordert

Zwar sind die Kindergärten eigentlich Ländersache, und das Bildungsministerium ist lediglich für die Ausbildung der Elementarpädagoginnen zuständig. Ihre Protestbühne haben die Gewerkschaften Younion, GPA, vida und der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) dennoch auf dem Minoritenplatz aufgebaut.

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Ein Plakat mit der Aufschrift „Spart das Geld bei Inseraten, schickt es in den Kindergarten“ bei einer Demonstration von Kindergartenpersonal
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Ein Plakat mit der Aufschrift „Wo bleibt unser Corona-Bonus“ bei einer Demonstration von Kindergartenpersonal
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Demonstrierende mit zahlreichen Transparenten
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Ein Plakat mit der Aufschrift „Spart das Geld bei Inseraten, schickt es in den Kindergarten“ bei einer Demonstration von Kindergartenpersonal
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Demonstrierende
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Dort wurden neben dem Start einer Ausbildungsoffensive auch mehr Anerkennung und Wertschätzung sowie mehr Geld (ein Prozent statt derzeit 0,64 Prozent des BIP) zur Finanzierung besserer Rahmenbedingungen in Form von mehr Personal, kleineren Gruppen und einem besseren Fachkräfte-Kind-Schlüssel gefordert. Außerdem auf der Liste: ein einheitliches Bundesrahmengesetz anstelle von neun Länderregelungen und mehr Sicherheit für das Personal während der Pandemie.

Einrichtungen waren geöffnet

„Wir arbeiten uns krank“, „Kinder haben Rechte – wir auch“ und „Gegen Massenkinderhaltung“ hieß es dazu passend auf Schildern der Demonstrantinnen. Andere setzten auf Ironie („1 Pädagogin + 25 Kinder = Individuelle Betreuung“). Dabei wurde auch so manches Schild von der Dienstag-Demo der Privatkindergärten recycelt: „Ich kann gar nicht so schlecht arbeiten, wie ich bezahlt werde“, hieß es da. Anders als am Dienstag waren die städtischen Einrichtungen während der Demo allerdings nicht geschlossen, für diese gilt nämlich eine Betriebspflicht.

Ihre Aufgabe wäre es eigentlich, sich um das pädagogische Konzept ihres Standortes und die Anliegen jedes Kindes und des Personals zu kümmern. In der Praxis sei das allerdings unmöglich, berichtete eine Leiterin in ihrer Rede. „Ich ersticke in Administration.“ Zwar sei in Politikerreden von den Kindergärten als erster Bildungseinrichtung zu hören. „Aber die Rahmenbedingungen stecken noch im vorigen Jahrhundert fest!“

Bezugnahme auf Kurz-Chats

Gerade während der Coronavirus-Krise seien für alle Mitarbeiterinnen noch zusätzliche Aufgaben dazugekommen, und das bei ständig wechselnden Vorgaben. Dennoch sei während der Pandemie von den Kindergärten, die trotz mehrerer Lockdowns immer offen geblieben seien, nie die Rede gewesen. Die Kindergärten seien ihrer Verantwortung nachgekommen, so die Leiterin. Nun bitte sie die politisch Verantwortlichen „von Wien bis Vorarlberg, ihrer Verantwortung gerecht zu werden“.

Mehrfach kamen von der Gewerkschaft auch Anspielungen auf eine jüngst bekanntgewordene Chatnachricht von Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), in der er in Bezug auf Ausbaupläne bei der schulischen Nachmittagsbetreuung samt Rechtsanspruch im Umfang von 1,2 Mrd. Euro geschrieben hat: „Gar nicht gut!!! Wie kannst du das aufhalten?“ Von Kindergärten war damals – es ging um die Verwendung der Bankenabgabe – zwar nie die Rede. Dennoch forderten Gewerkschaftsvertreter mehrfach die „türkise Bundesregierung“ auf, dieses Geld endlich für die Kindergärten fließen zu lassen.

Treffen im Ministerium

Während der Vorplatz des Bildungsministeriums von den vorwiegend weiblichen Demonstrierenden aus Lautsprechern, mit Tröten, Trommeln, Sirenen, Ratschen und Klatschfächern beschallt wurde, fand im Inneren eine Sitzung des Beirats für Elementarpädagogik statt.

Der Beirat war zuletzt nach Gewerkschaftsprotesten um Arbeiterkammer, Gewerkschaft, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung erweitert worden. Diese hatten erst am Montag bei einer Pressekonferenz einen Rechtsanspruch auf eine hochwertige, ganztägige, ganzjährig verfügbare und leistbare Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag gefordert.