Kind bekommt Covid-Impfung
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Coronavirus

Experte: Kinderimpfung erst nach Zulassung

Geht es nach dem Klinischen Pharmakologen Markus Zeitlinger sollte es erst nach der Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) zu einer breiten Impfung für Kinder unter zwölf Jahren kommen. Es würde aber auch nichts Schlimmes passieren, wenn man sie jetzt schon impft.

„Ich persönlich habe die Daten nicht gesehen und bevor das nicht von der EMA freigegeben ist oder solange man nicht tatsächlich diese Daten öffentlich zumindest einsehen konnte, würde ich von einer breiten Empfehlung abraten“, sagte Zeitlinger im „Wien heute“-Interview. Die Impfstoffentwickler Pfizer und Biontech hatten am Donnerstag angekündigt, demnächst eine Zulassung bei der EMA zu stellen.

Interview mit Markus Zeitlinger

Bis November könnte es zu einer Zulassung kommen. Bereits jetzt werden aber teilweise Kinder in einer „Off-label“-Anwendung geimpft. Das sei wohl nicht gefährlich, meinte Zeitlinger. „Es ist aber eine Einzelentscheidung zwischen dem Arzt und mir.“

Antikörpertest nur bei schwachem Immunsystem

Anders sieht das mittlerweile bei einer Auffrischungsimpfung aus. Wien gab am Donnerstag bekannt, wie mit dem dritten Stich geplant wird. „Grundsätzlich wissen wir bei allen Impfstoffen, dass die Immunität über die Zeit abnimmt“, erläuterte Zeitlinger. Er empfiehlt vor allem Menschen, die mit Johnson & Johnson geimpft sind, sich ein zweites Mal impfen zu lassen. Das ist auch schon eine Empfehlung der Gesundheitsbehörden.

Auch Menschen, die mit dem Vektorimpfstoff von AstraZeneca geimpft sind, rät Zeitlinger, man solle „rasch die Auffrischung durchführen“. Zeitlinger meint allerdings, ein Antikörpertest sei nicht zwingend notwendig, außer „für Menschen, die tatsächlich ein sehr schwaches Immunsystem haben“. Bei denen gehe es darum, ob überhaupt Antikörper gebildet wurden. Weniger wichtig sei laut dem Pharmakologen, wie viele gebildet wurden.

Neun Prozent Impfdurchbrüche

Die sinkende Immunität bei länger zurückliegenden Impfungen führt auch zu häufigeren Impfdurchbrüchen. Aktuell sind rund neun Prozent der Coronavirus-Infizierten mit einer Impfung vollimmunisiert. „Was man aber ganz klar sagen muss, dass sehr wenige Menschen von denen im Spital und auf der Intensivstation zu sehen sind.“ Die Impfung führe also immer noch zu einer leichteren Erkrankung.

Allen, die noch nicht geimpft sind, und die auf einen bestimmten Impfstoff – etwa den Totimpfstoff Novavax – warten, rät der Mediziner, sich jetzt schon impfen zu lassen. „Wir wissen nicht, ob dieser Impfstoff jemals zugelassen wird. Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, aber es wird auch noch einige Monate dauern.“