Junge Mädchen mit kurzen Hosen
ORF.at/Carina Kainz
ORF.at/Carina Kainz
Coronavirus

Pandemie: Immer mehr leiden psychisch

Die psychische Gesundheit der Wienerinnen und Wiener hat sich während der CoV-Pandemie weiter verschlechtert. Nach dem ersten Lockdown im Vorjahr ging es einem Viertel schlechter als davor, heuer im Frühjahr war es schon fast jeder Zweite.

Besonders stark betroffen sind Personen, die aufgrund ihrer geringen sozioökonomischen Ressourcen zum unteren Drittel der Gesellschaft zu zählen sind, ist eines der Erkenntnisse der Befragung des Instituts SORA. Im März und April wurden 1.013 Wienerinnen und Wiener ab 16 Jahren befragt, 500 davon waren schon bei der ersten Befragung im Frühjahr 2020 dabei – es könne also ein Verlauf dargestellt werden, hieß es in einer Aussendung.

Mehrere Schereneffekte

Weitere Gruppen, die besonders unter der Pandemie leiden, sind Menschen, die schon davor unter psychischen Problemen litten, sowie junge Menschen und Frauen. Besonders Alleinerzieherinnen klagen über psychische Probleme wie Angst, Depressionen und Erschöpfungen. Bei den Wenigverdienerinnen gaben zwei Drittel an, dass sich ihre Situation verschlechtert hat.

Hilfe in Krisensituationen

  • Telefonseelsorge: 142
  • Psychosozialer Dienst: 01-31330
  • Kriseninterventionszentrum: 01-406 95 95
  • CoV-Sorgenhotline: 01-4000 53000

Generell zeigt sich laut der Stadt, die die Befragung in Auftrag gegeben hat, ein Schereneffekt in vielen Bereichen. So habe sich ein „Class Gap“ gebildet. Je weniger eine Person verdient, desto häufiger treten psychische Probleme auf. Frauen sind ebenfalls häufiger betroffen, hier spielt auch die Thematik der Kinderbetreuung rein.

Junge stark getroffen

Eine weitere Gruppe, die von den Folgen der Pandemie überdurchschnittlich hart getroffen wird, sind junge Menschen. Ihre Situation wird nicht nur von sozioökonomischen Faktoren, sondern auch vom Fehlen sozialer Kontakte, beengtem Wohnraum und fehlenden Zukunftsperspektiven deutlich eingeschränkt. 58 Prozent aller unter 35-Jährigen gaben an, dass sich ihre Situation verschlechtert hat, bei den Älteren waren es nur 39 Prozent.

43 Prozent der Befragten haben Bedarf an Unterstützung und Hilfeleistungen, im Vorjahr waren es noch 35 Prozent. Nur eine Person unter fünf Befragten wusste nichts von den Betreuungsangeboten der Stadt und immerhin jeder achte Befragte hat schon ein Angebot in Anspruch genommen.

Mehr Fachärzte gefordert

„Das müssen wir als Gesellschaft ernst nehmen“, sagte Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien. „Andernfalls werden die Auswirkungen – vor allem die mittel- und langfristigen Auswirkungen – nur mehr schwer bewältigbar sein.“ Er fordert deshalb gegenüber Radio Wien, dass der Bund mehr in den Ausbau der psychosozialen Versorgung investiert – etwa in die Ausbildung psychiatrischer Fachärztinnen und -ärzte, insbesondere für Kinder und Jugendliche.

Die Stadt Wien bietet ein breites Spektrum an Maßnahmen an. Es gibt acht sozialpsychiatrischen Ambulatorien als Erstanlaufstelle. Außerdem gibt es mehrere Angebote, die man von zu Hause in Anspruch nehmen kann, wie die Soforthilfe des Psychosozialen Diensts (01-31330) oder die CoV-Sorgenhotline (01-4000 53000). Kinder und Jugendliche können zudem zu Hause betreut werden.