Gerald Gartlehner
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Coronavirus

Epidemiologe: Pandemie-Ende im Frühjahr

Seit zwei Wochen sind in Wien die strengeren CoV-Regeln in Kraft. Sie zeigen auch bereits Wirkung, verweist der Epidemiologe Gerald Gartlehner auf die sinkende Infektionsrate. Mit einem Ende der Pandemie rechnet er jedoch erst im Frühjahr.

„Ich glaube, mit Beginn der wärmeren Jahreszeit haben wir es dann wirklich hinter uns“, so Gartlehner im Interview mit „Wien heute“. Im März oder April nächsten werde es genug Immunität in der Bevölkerung gegen. Die Frage sei jedoch, wie wir es hinter uns bringen würden. „Wir können es auf die harte Tour machen, indem wir viele Infektionen haben oder auf die leichtere Tour, in dem sich die Leute impfen lassen“, erklärt der Epidemiologe.

Zunächst sollten etwa die strengeren CoV-Regeln in Wien aber unbedingt verlängert werden. Derzeit sind diese bis Ende Oktober in Kraft. „Die wirklich kalte Jahreszeit mit hohem Infektionsrisiko steht uns erst bevor.“ Diese Regeln müssten wahrscheinlich bis zum Ende der kalten Jahreszeit in Kraft sein. Gartlehner fordert auch dringend eine 3G-Regel am Arbeitsplatz, es sei höchste Zeit: „Jeder Tag, den wir verlieren, ist wirklich ein verlorener Tag und wird uns später dann Probleme machen.“

Epidemiologe Gartlehner im Gespräch

Der Epidemiologe Gerald Gartlehner spricht im Studio über die aktuelle Coronavirus-Situation.

Infektionsrate um zwölf Prozent gesunken

Die strengeren CoV-Regeln gelten in Wien seit 1. Oktober. So braucht man bei Sport- und Kulturveranstaltungen mit mehr als 500 Personen etwa einen Nachweis, dass man geimpft oder genesen ist, ebenso wie in der Nachtgastronomie. In allen anderen Lokalen bekommt man Zutritt auch mit einem negativen PCR-Test.

Die Maßnahmen in Wien seien richtig gewesen und genau zur richtigen Zeit gekommen, ist Gartlehner überzeugt. In Wien sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz derzeit auch – in Österreich insgesamt steigt sie hingegen. „Die strengeren Regeln spielen ganz sicher eine Rolle“, sagt der Epidemiologe. Wien habe derzeit eine sehr erfreuliche Tendenz. Die Infektionsrate sei um zwölf Prozent zurückgegangen.

Warum liegt Wien bei den Zahlen österreichweit trotzdem nur im Mittelfeld? Das erklärt Gartlehner damit, dass Wien eine Großstadt sei und die Leute dadurch mehr Kontakte hätten. Zudem teste Wien mehr als die anderen Bundesländer. „Da findet man natürlich auch mehr.“

Cocktailbar schickt täglich Dutzende weg

Die Bilanz der von den strengeren Regeln betroffenen Branchen fällt in Wien unterdessen durchwachsen aus. Die Nachtgastronomie verzeichnet Einbußen. Er schicke am Tag 50 bis 100 Personen weg, erzählt David Schober von der Cocktailbar Kleinod Prunkstück: „Meistens sind es Gruppen. In den Gruppen ist dann eine Person ungeimpft, und ich kann sie nicht reinlassen.“ Das Personal für die 2G-Kontrollen sorgt für zusätzliche Kosten. Und Schober ärgern fehlende Kontrollen bei der Konkurrenz.

Bilanz von 2-G-Regelung durchwachsen

Seit zwei Wochen gelten die strengeren CoV-Regeln in Wien. Die Bilanz von 2-G und Co. fällt in den betroffenen Branchen durchwachsen aus.

Auch beim Basteibeisl schickt Lokalchef Erwin Scheiflinger täglich Gäste weg, weil die 2,5G-Nachweise fehlen. Es handle sich dabei um die Gäste für drei bis vier Tische, schätzt er im Interview mit „Wien heute“. Auch Scheiflinger bemängelt fehlerhafte Kontrollen bei Branchen-Kollege. Für ihn selbst sind diese kein Problem: „Wenn wir das nicht kontrollieren, wird sich das ewig rausziehen – und besser wird es nicht.“

Proteste gegen die 2G-Regel im Fußballstadion kamen von den Rapid-Fans. Ob die Zuschauerzahlen tatsächlich stark sinken, wird sich erst zeigen. Für Kulturinstitutionen wie das Burgtheater oder Staatsoper hat sich hingegen kaum etwas verändert – denn die Durchimpfungsrate beim Publikum liegt hier ohnehin bei über 90 Prozent.