„Es war eine vorhersehbare Tragödie!“ – So kommentierte der Ex-Chef der NEOS, Matthias Strolz, den Rücktritt von Sebastian Kurz als Bundeskanzler. Nicht überraschend deswegen, weil Strolz schon vor vier Jahren viele Dinge vorhergesagt hat, die jetzt auch tatsächlich eingetreten sind. Als Beweis dafür führte er einen Blog-Eintrag an, in dem er schon damals von Intrigen, Hinterhältigkeit und fragwürdigen Methoden geschrieben hat.
Er habe 2016 mit Kurz verhandelt, der als Staatssekretär für Integration gute Arbeit geleistet habe, so Strolz. Man sei sich näher gekommen und habe die Idee entwickelt, gemeinsam eine Plattform zu machen: „Die Idee hab’ ich im Herbst 2016 abgebrochen, weil ich erkennen musste, das ist nicht integer. Da will eine Clique von Typen einfach nur Macht“, sagte Strolz im „Wien heute“-Interview. Er gab sich überzeugt davon, dass sich Sebastian Kurz in einem Jahr im Ausland befinden werde und nur nach Österreich kommen werde, um an Prozesstagen teilzunehmen.
„Spitzenpolitik als Befriedigung persönlicher Bedürftigkeiten“
Er wolle Kurz heute keine Steine nachwerfen, so Strolz weiter. Kurz stehe ohnehin am Anfang eines monatelangen Prozesses, an dessen Ende der Abschied der ÖVP von Sebastian Kurz stehen werde. Er werde sich auch als ÖVP-Chef nicht halten können. Immer mehr würden sich von ihm abwenden. Er empfahl Kurz, sich noch vor Weihnachten ganz aus der Politik zurückzuziehen. Andernfalls rechnet Strolz sogar damit, dass sich die ÖVP spalten könne.
Strolz fand harte Worte, sprach von einer „moralischen Verluderung, die unter dem Hund“ sei: „Das ist verlogen von der privaten Lebensführung bis zur Inszenierung des Kanzleramtes. Und die Menschen werden das immer mehr erkennen.“ Wenn Spitzenpolitik quasi zur Befriedigung persönlicher Bedürftigkeiten veranstaltet werde, dann sei das zu wenig: „Ich erwarte mir auch ein Mindestmaß an Idealismus.“