Illustration zum Thema 5G-Sendemasten
APA/HELMUT FOHRINGER
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Wirtschaft

Fördertopf für 5G-Ausbau noch gut gefüllt

Wien will Digitalisierungshauptstadt Europas werden. Die Digitale Agenda soll das möglich machen. Dafür will die Stadt den Aufbau eines 5G-Netzes mit einem zweijährigen Förderprogramm beschleunigen. Ein großer Teil dieser Förderung ist aber noch nicht abgerufen.

Insgesamt 20 Millionen Euro stellte die Stadt Wien für den Netzausbau bereit. Die Mobilfunkbetreiber A1, Magenta und „3“ können sich damit den Neubau oder das Update auf 5G von jeweils 240 sogenannten Antennentragemasten fördern lassen. Bedingung ist, dass die Masten auf Arealen, die der Stadt gehören, errichtet werden. Dazu gehören Gemeindebauten, Amtshäuser oder Mistplätze. Außerdem müssen sie betriebsbereit sein. Die Aktion startete am 1. Juli des Vorjahres und läuft noch bis 30. Juni 2022. Ziel ist es, den Ausbau des Netzes in Wien zu beschleunigen.

Insgesamt könnten durch die Aktion 720 5G-Antennentragemasten entstehen. Doch neun Monate vor Ende der Aktion sind nur rund 200 neue Standorte entstanden bzw. bestehende Standorte upgedatet worden. Rund 1,1 Millionen Euro an Förderungen sind laut Angaben der Stadt bisher zugesagt oder schon ausbezahlt worden. Jeder betriebsbereite Antennentragemast wird mit 27.500 Euro gefördert, wobei diese Förderung verteilt auf fünf Jahre ausbezahlt wird. Somit übernimmt die Stadt in etwa die Hälfte der Kosten für die Anlagen.

Illustration zum Thema 5G-Sendemasten / 5G. Im Bild: Ein Sendemast mit den Protokollen GSM, UMTS, LTE und 5G
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Ein Sendemast mit den Protokollen GSM, UMTS, LTE und 5G

5G als wichtiger Schritt in die Zukunft

Wien will sich mit dem beschleunigten 5G-Ausbau einen Vorsprung im Wettbewerb mit internationalen Metropolen verschaffen. Das Förderpaket soll nicht nur einen wesentlichen Beitrag zur flächendeckenden Versorgung liefern, sondern auch beitragen, dass Wien die lebenswerteste Stadt der Welt bleibe, hieß es seitens der Stadt. Als Werkzeug dazu dient die Digitale Agenda Wien 2025. Unter diesem Titel sind aktuelle Projekte und zukünftige Schwerpunkte zusammengefasst. Es ist so etwas wie eine Liste, die es abzuarbeiten gilt, um 5G als neuen Standard zu ermöglichen und zu etablieren.

Konkrete Anwendungen von 5G sind etwa an Pilotprojekten deutlich gemacht worden, die im Rahmen eines Ideenwettbewerbs entwickelt wurden. So sollen im Bereich Sicherheit Drohnen helfen, bei Großbränden die Lage zu sondieren. Im Bereich Gesundheit geht es um telemedizinische Wundversorgung für mobile Pflege. Im Verkehr soll ein Pilotprojekt mehr Sicherheit auf Straßenkreuzungen bringen, und im Bereich Bildung soll virtuelles Lernen verbessert werden. Für all das und mehr, etwa autonomes Fahren, braucht es ein Mobilfunknetz, das Daten in Echtzeit überträgt. 5G schafft das, der aktuelle Standard 4G hingegen nicht.

Die Digitalisierung verschiedenster Abläufe

Im Mai des Vorjahres, kurz vor Start des Förderprogramms, waren in Wien rund 100 5G-Anlagen in Betrieb, zur Halbzeit sind es jetzt rund 300. Der probeweise Ausbau nach einem Testbetrieb auf dem Rathausplatz erfolgte in Teilen Favoritens und der Seestadt Aspern. In seiner endgültigen Ausbaustufe soll das 5G-Netz seinen Beitrag zur „Smart City Wien“ leisten, das heißt verschiedenste Abläufe zu digitalisieren. Dazu gehören etwa digitale Amtswege, die Entwicklung neuer Services auf Grundlage von Open Data, von der zum Beispiel Touristen profitieren können, oder die präzise Steuerung von Energietarifen.

Illustration zum Thema 5G-Sendemasten / 5G. Im Bild: Eine Dachsendeanlage mit den Protokollen GSM, UMTS, LTE und 5G
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5G-Anlage auf dem Dach eines Gebäudes in Wien.

Die Stadt positioniert die digitale Zukunft als Mittel dafür, Lebensqualität auch in einer immer größer werdenden Stadt zu erhalten und auszubauen, dabei die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und Ressourcen zu schonen. Wie wichtig Digitalisierung ist, hat sich laut Stadt Wien ja besonders in der Corona-Pandemie und den Lockdowns gezeigt. Somit werden neben „Investitionsanreizen“ wie eben die Förderung für Antennentragemasten für Mobilfunkbetreiber auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte interessant.

Veranstaltungshinweis

Digital Days 2021, Mo 18.10., 9.00- 19.00 Uhr, Di, 19.10., 9.00-19.00 Uhr, ERSTE Campus (Am Belvedere 1, 1100) und online im Livestream

Um die smarte Stadtentwicklung geht es auch bei den Digital Days 2021, die Montag und Dienstag im ERSTE Campus stattfinden. Unter dem Titel „Genial Digital: Das nachhaltige Wien!“ diskutieren Expertinnen und Experten aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft mit dem Publikum über das Zusammenspiel von Digitalisierung und Nachhaltigkeit mit Blick auf eine smarte Stadtentwicklung.

5G für große Mehrheit ein Mysterium

Doch 5G ist laut einer Umfrage im Auftrag der Management- und Technologieberatung BearingPoint für viele Menschen ein Mysterium. Demnach befürchtet jeder dritte Österreicher negative Auswirkungen auf die Gesundheit, in Deutschland jeder fünfte und in der Schweiz 40 Prozent. Für Österreich lasse dies vermuten, dass diese Angst stark mit der Unwissenheit über die Zukunftstechnologie zusammenhängt. Unter anderem dürfte wohl mehr Aufklärung durch die Mobilfunkbetreiber und -Unternehmen nötig sein.

Tatsächlich sind die Vorteile des schnelleren Netzes zwar bekannt, die große Mehrheit fühlt sich laut Umfrage aber schlecht über 5G informiert. So meinen mehr als zwei Drittel der Befragten in allen drei Ländern, dass viel zu wenig über den neuen Mobilfunkstandard 5G informiert wird und Aufklärungsbedarf besteht. Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH im Auftrag von BearingPoint, an der in Deutschland 2.042 Personen, in Österreich 502 und in der Schweiz 529 Personen teilnahmen. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die jeweilige Bevölkerung ab 18 Jahren.