Klimadirektor Andreas Januskovecz
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Umwelt & Klima

Wien bekommt ersten Klimadirektor

Wien hat einen neuen Bereichsleiter für Klimaangelegenheiten. Der derzeitige Forstdirektor der Stadt, Andreas Januskovecz, wird als Klimadirektor die in diesem Zusammenhang ergriffenen Maßnahmen koordinieren.

Man müsse sicherstellen, dass die gesetzten Klimaziele auch umgesetzt, „auf den Boden“ gebracht werden könnten, betonte Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ). Darum habe man sich zur Einrichtung eines eigenen Bereichs entschlossen. Die Pandemie habe gezeigt, dass man in der Stadt eine schlagkräftige Struktur brauche, die die gesamte Verwaltung und nicht nur eine Dienststelle oder eine Abteilung umfasse.

Unter Bürgermeister und Magistratsdirektor

Deshalb habe man sich entschieden, das Klimaschutzmanagement der Stadt auf neue Beine zu stellen. Im neuen Bereich würden Klimaangelegenheiten – in Abstimmung mit dem Umweltstressort – gesteuert. Der Beauftragte ist in der Hierarchie über den einzelnen Magistratsabteilungen angesiedelt und damit nur Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und dem Magistratsdirektor unterstellt.

Zudem soll noch dieses Jahr ein Klimafahrplan beschlossen werden, in dem die konkrete Umsetzung der „ambitionierten Wiener Klimaziele“ – also etwa die CO2-Neutralität bis 2040 – festgeschrieben würden, berichtete Czernohorszky. Darin werde es um Klimaschutzmaßnahmen in Bereichen wie Wohnen, Energie oder Verkehr gehen, aber auch um Projekte, die die Auswirkungen des Klimawandels reduzieren sollen – etwa durch die Umsetzung von Cooling-Maßnahmen.

Forstdirektor Andreas Januskovecz mit einem Pferd
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Der bisherige Forstdirektor Andreas Januskovecz wird Wiens erster Klimadirektor

„Riesenaufgabe“ im Bereich Wärme

Wien habe schon bisher viel in diesem Bereich getan, beteuerte der Stadtrat. Herausforderungen sehen der Ressortchef und auch Robert Lechner, der Sprecher des wissenschaftlichen „Advisory Boards“ im Klimarat und Chef des Ökologie-Instituts, etwa in der Frage des Heizens. „Im Bereich Wärme ist es allgemein bekannt, dass rund die Hälfte aller Gasheizungen in Wien zu Hause ist“, sagte Lechner. Fernwärmeausbau, Nutzung von Wärmepumpen und Geothermieausbau stünden darum im Fokus.

Es sei jedoch eine „Riesenaufgabe“, auch bei privaten Hauseigentümern bzw. Vermietern Gehör zu finden. Nicht zu unterschätzen sei aber auch die Tatsache, dass für eine groß angelegte Sanierungsinitiative das Personal sehr knapp sei, gab Lechner zu bedenken. Engpässe gebe es etwa bei den Installateuren.

Streitpunkt Lobautunnel

Klima-Top-Thema ist in Wien aber derzeit vermutlich der Individualverkehr. In der Kritik steht vor allem der Lückenschluss in Sachen Nordostumfahrung samt Lobautunnel und Stadtstraße. Ambitionierte Klimaziele und Straßenbau seien kein Widerspruch, wird im Rathaus versichert. Man setze zuerst auf öffentlichen Verkehr, betonte Czernohorszky. Zur Erschließung der neuen Viertel in der wachsenden Stadt würde jedoch auch der Individualverkehr gehören. „Die Alternative wäre etwa eine weitere Besiedelung des Speckgürtels.“

Auch Klimarat-Sprecher Lechner gab zu bedenken, dass der Anteil des Autoverkehrs in Wien bei den für die Umweltverträglichkeitsprüfung zur Stadtstraße bzw. zum Lobautunnel ermittelten Treibhausgasemissionen im Vergleich zu den Emissionen von ganz Wien gering sei. „Die Erschließung wird nicht ausschließlich mit dem öffentlichen Verkehr möglich sein“, pflichtete er dem Stadtrat bei. Man dürfe bei „aller Ambition“ keine „Kopf in den Sand“-Mentalität verfolgen: „Nach dem Motto es wird eh alles gut, wir bauen keine Straßen, weil die Leute gehen eh alle zu Fuß, das wird es nicht spielen.“

Asphalt aufbrechen

Im künftigen Klimafahrplan seien aber sehr wohl Maßnahmen enthalten, die eine Reduktion auch vorhandener Verkehrsflächen bedeuten würde – etwa die Pflanzung von 25.000 neuen Stadtbäume. „Die wird man nicht am Gehsteig pflanzen können, die sind dort wo jetzt Parkplätze sind“, sagte Czernohorsky. Auch kühle Plätze, also Parks und Freiräume, würden Teil des Konzepts sein. „Wir wollen die Stadt grüner machen. Um das zu machen, muss man Asphalt aufbrechen.“ Dazu brauche man Räume, die jetzt noch als Verkehrsflächen genutzt würden.