Häuser werden in der Seestadt Aspern gebaut
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Politik

Stadt wirbt weiter für Stadtstraße

Die Baustelle der Stadtstraße in Aspern wird seit Wochen von Aktivisten blockiert. Im Ministerium wird das Autobahnprojekt in der Nähe evaluiert. Die Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) wirbt aber weiter für das Projekt und schließt eine Verkleinerung der vierspurigen Straße aus.

In Aspern Nord, am Rande der Seestadt, werden aktuell die Öffis ausgebaut, es kommt etwa die Straßenbahnlinie 27. Gleichzeitig soll hier die vierspurige Stadtstraße herkommen. Das passe durchaus zum Image der Klimamusterstadt, heißt es bei der Stadt. „Es ist nicht so, dass dieser Straßenbau der Stadtstraße letztendlich dazu führt, dass die Klimaschutzpolitik der Stadt Wien baden geht“, sagt Robert Lechner, Leiter des Österreichischen Ökologieinstituts. Er hält aber auch fest: „Es ist nicht gut, wenn man nur diese Straße baut.“

Experten bei einem Hintergrundgespräch zur Stadtstraße
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Mehrere Gutachter bestätigten in einem von der Stadt organisierten Pressetermin die Wichtigkeit der Stadtstraße

Die Frage der UVP

Auch andere Experten bestätigen die Meinung der Stadt, dass die Stadtstraße kommen muss. „Wenn ich eine dichte, kompakte Stadt haben will, brauche ich Verkehr jeder Art – öffentlichen Verkehr vor allem, aber natürlich auch Erschließungsstraßen und das UVP-Recht verschärft diese Lage jetzt noch“, sagt Verkehrsplaner Werner Rosinak.

Für den Weiterbau der Seestadt Aspern ist laut einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) eine adäquate Anbindung an das hochrangige Straßennetz, also an die S1, Voraussetzung. Würde die drei Kilometer lange Stadtstraße, die Hirschstetten mit der Seestadt verbindet, nicht kommen, komme auch der Wohnraum nicht, heißt es in einer Expertenrunde, die sich am Freitag Fragen von Journalistinnen und Journalisten stellte.

Stadtstraße „überdimensioniert“

Ein Großteil der Wohnungssuchenden würde sich im Umland ansiedeln, falls die Straße und damit die Wohnungen nicht gebaut werden, ist sich Christof Schremmer vom Österreichischen Planungsinstitut sicher. „Das bedeutet aber im Vergleich zu einer Stadtentwicklung viel mehr Bodenverbrauch und darüber hinaus auch viel mehr Pkw-Verkehr.“

Diskussion um Stadtstraße in der Donaustadt

Bei einem Hintergrundgespräch mit Experten hat Verkehrsstadträtin Ulli Sima abermals auf die Notwendigkeit der Stadtstraße hingewiesen. Die grüne Umweltministerin will die umstrittene Nordostumfahrung samt Lobautunnel ja bis kurz vor Weihnachten evaluieren lassen.

Das sehen nicht alle so. Ulrich Leth, Verkehrsplaner der Technischen Universität (TU) Wien, wendet ein: „Wenn sie wirklich nur eine lokale Erschließungsstraße für die Seestadt ist, um die Menschen aus der Seestadt in die Stadt zu bringen oder Lieferverkehr in die Seestadt zu bringen, dann ist sie in der jetzigen Form überdimensioniert.“

Redimensionierung steht nicht zur Debatte

Zwei Spuren weniger kommen für die Verkehrsstadträtin nicht infrage. „Der Zug ist vor zehn Jahren abgefahren. Es ist damals schon redimensioniert worden, weil ursprünglich war ja noch eine Autobahn geplant, jetzt ist es eine viel kleinere Gemeindestraße, auf der man nur 50 km/h fahren darf“, sagt Sima.

Das Bauprojekt Stadtstraße soll auch die Ortskerne in der Donaustadt entlasten. Dazu könnte aber auch schon das Parkpickerl beitragen. „Da wird es große Effekte geben, was den Einpendlerinnenverkehr betrifft, der wird deutlich zurückgehen. Auch die Ortsumfahrungen entlasten dadurch.“ Viel Lärm um ein riesiges Straßenbauprojekt.