Franz Hörl schaut auf sein Smartphone
APA/Roland Schlager
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Politik

Datensünder-Preise für Facebook und Hörl

Facebook hat am Montag im Wiener Rabenhof einen weiteren Big Brother Award bekommen. Die mittlerweile dritte Auszeichnung bekam das Unternehmen in der Kategorie „Kommunikation und Marketing“. Auch ÖVP-Politiker Franz Hörl wurde ausgezeichnet.

Das Unternehmen habe ein Forschungsprojekt ausgesperrt, das sich der Transparenz von politischer Werbung auf Facebook gewidmet habe. Der IT-Riese habe das damit begründet, dass die Forscherinnen und Forscher ohne Facebooks Erlaubnis automatisch Daten abgegriffen und gesammelt hätten, was gegen die Nutzungsbedingungen des Netzwerkes verstoße und den Datenschutz verletze, hieß es in der Begründung der Big-Brother-Award-Jury.

Die Awards werden alljährlich in fünf Kategorien von quintessenz, Verein zur Wiederherstellung der Bürgerrechte im Informationszeitalter, in Kooperation mit Privacy International und österreichischen Datenschützern vergeben.

Ein Gebäude der TU Wien
APA/Technische Universität Wien/Matthias Heisler
Die Technische Universität Wien erhielt ebenfalls einen Award – wegen ihrer Onlineprüfungen

Microsoft-Tools zur Arbeitszeitüberwachung

In der Kategorie „Business und Finanzen“ wurde Microsoft mit einem Award bedacht: „Auch Microsoft, das mit Outlook, Teams und anderen Produkten viele Arten der betrieblichen Kommunikation und Zusammenarbeit abdeckt, ermöglicht exzessive Auswertungen. Mit Microsoft ‚Workplace Analytics‘ können Firmen analysieren, wie viel Zeit Beschäftigte mit Videokonferenzen, Besprechungen oder E-Mail-Versand verbringen – innerhalb und außerhalb der Arbeitszeit“, hieß es in der Begründung.

Delve, ein anderes Produkt von Microsoft, nutze diese Daten für personalisierte Empfehlungen. „Plattformen wie Microsoft Teams oder Slack können Kommunikation für bestimmte Zwecke durch Erweiterungen von Drittherstellern in einer Art strukturieren, die sie zu Systemen der Steuerung und Kontrolle von Abläufen und Arbeitstätigkeiten macht“, hieß es.

TU und Franz Hörl unter Ausgezeichneten

In der Kategorie „Behörden und Verwaltung“ gerieten beispielsweise Institute der TU Wien ins Visier der Datenschützer. Als Begründung wurden Onlineprüfungen genannt, für die auf der TU einige Vorgaben zu erfüllen waren: stabile Internetverbindung plus zwei Endgeräte mit Kamera (Laptop/Desktop plus Tablet/Smartphone) und ein Raum, in dem es möglich ist, sich für die Dauer der Prüfung ungestört aufzuhalten und sich auf die Prüfung konzentrieren zu können. Auf den Kameras sollte nicht nur der Schreibtisch, sondern auch der Großteil des privaten Zimmers und die Tür für die Kameras zu überblicken sein.

Franz Hörl schaut auf sein Smartphone
APA/Roland Schlager
Franz Hörl wurde für die Verharmlosung eines „Datenskandals“ ausgezeichnet

In der Kategorie „Politik“ wurde der Tiroler ÖVP-Nationalratsabgeordnete Hörl mit einem Award bedacht. In der Causa um geleakte PCR-Testergebnisse im Zusammenhang mit der Firma HG Lab Truck Tirol waren auch seine Daten bekanntgeworden. „Fassungslos ist man, wenn nun von einem Vertreter des Volkes im Zuge eines solchen Datenskandals statt der Forderung nach Kontrolle und dem Ruf nach sicherer Verwahrung von unseren Gesundheitsdaten dieses Datenleck verharmlost wird – das sei für ihn kein Problem, er habe keine Geheimnisse, so Hörl“, begründete die Jury ihre Entscheidung in dieser Kategorie.

„EUro Cloud“ mit weltweitem Datenhunger

Der Award für „Weltweiten Datenhunger“ geht an die „EUro Cloud“: Das Projekt habe die digitale Souveränität Europas zum Ziel und sei mit Steuergeld gefördert. Neben namhaften europäischen Firmen seien aber auch Google, Microsoft und Amazon AWS sowie das auf die Analyse großer Datenmengen spezialisierte Unternehmen Palantir an Bord, dem enge Kooperationen zu den US-Geheimdiensten CIA und NSA sowie zum US-Militär nachgesagt würden.

„Vertreter von Palantir versichern, dass auch von ihrem Unternehmen europäische Werte berücksichtigt und Datenschutzbestimmungen eingehalten würden. So manche Beobachter bezweifeln diese Aussagen allerdings vehement“, hieß es in der Begründung.