Friedhof
ORF
ORF
Chronik

Badeschlapfen und Co.: Begräbnisse werden leger

Mit Badeschlapfen zu einem Begräbnis gehen oder Gräber, die eher wie Kunstwerke aussehen? Die Trends an Wiens Friedhöfen gehen mit der Zeit. Die Bestattungsarten genauso wie die Wünsche der Verstorbenen werden offenbar immer individueller.

Auf den ersten Blick denkt man an ein Kunstwerk, weniger an Grabstätten. Doch es handelt sich um eine Neuheit unter den Gräbern: Die Regenwasser-Urne. Seit einem Monat gibt es sie am Friedhof Hietzing. Es ist eine besondere Art von Naturgrab, sagt Renate Niklas, Geschäftsführerin der Friedhöfe Wien. „Das bedeutet, dass Bio-Urnen in eine Metallkugel gebettet werden, die sich dann mit Regenwasser füllen, langsam die Bio-Urne auch zergeht und die Asche über einen Schacht in den Kreislauf des Lebens, nämlich wieder in die Erde, versickert.“

Diese Form der Bestattung kostet rund 5.000 Euro. Generell werden naturnahe Bestattungen, wie etwa auch im Wald, immer beliebter. Aber in Wien wird offenbar noch lieber an Altem festgehalten: Von den insgesamt 10.000 Trauerfeiern im Jahr werden zwei Drittel klassisch abgehalten mit Erdbeisetzungen.

Friedhof
ORF
Die Regenwasser-Urne ist eine neue Möglichkeit der letzten Ruhe

Mehr Feuerbestattungen

Die Feuerbestattungen werden aber mehr, berichtet Florian Keusch von der Bestattung Wien. „In den westlichen Bundesländern haben wir zum Teil schon 75 Prozent Feuerbestattungs-Anteil und mehr. In Wien sind wir bisschen hinten nach – das kann man nicht beweisen, aber wir würden sagen, wegen der ‚Schönen Leich‘, die eben eine Erdbestattung voraussetzt. “

Und auch der Dresscode bei Trauerfeiern wird individueller, zum Beispiel, „dass sich der Verstorbene gewünscht hat, dass alle in Badeschlapfen zum Begräbnis kommen. Finden wir eigentlich ganz schön, solange es im Rahmen der Pietät ist.“ Ganz in Schwarz ist also passe, immer mehr kommen in Alltagskleidung.

Wolfgang Ambros KONZERT „NACHKLANG 2021“ AM WIENER ZENTRALFRIEDHOF, Bühne
APA/Herbert Neubauer
Wolfgang Ambros spielte heuer am Zentralfriedhof ein Konzert

Friedhof als Freizeitareal

Auch die Friedhöfe verändern sich, werden verstärkt zu Freizeitarealen: Ausgebaute Laufstrecken, Sightseeing, Grusel-Führungen und sogar Konzerte gibt es zwischen den Gräbern. „Ich persönlich finde es einen wunderbaren Gedanken, wenn unsere Verstorbenen nicht an einem ganz stillen und einsamen Ort ihre letzte Ruhe finden, sondern an einem Ort des Lebens, wo was los ist und wo auch wieder Freude herrscht“, so Niklas.

Mit großem Andrang ist auch zu Allerheiligen zu rechnen. Die Wiener Linien verdichten daher auch heuer wieder die Intervalle zahlreicher Linien. Einfahrtmöglichkeiten in den Friedhöfen mit dem Auto sind nicht gestattet.