Bügermeister Michael Ludwig und weitere Mitglieder der Stadtregierung beim Gedenken an die Opfer des Terroranschlags
APA/Roland Schlager
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Chronik

Gedenken an Opfer des Wien-Anschlags

Vor genau einem Jahr sind bei dem Anschlag in Wien vier Menschen erschossen und 20 verletzt worden. Am Dienstag gedachte das offizielle Österreich der Opfer. Am Vormittag legte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) im Beisein vieler Angehöriger einen Kranz nieder.

Die Gedenkveranstaltung der Stadt Wien fand am Dienstag um 10.00 Uhr im kleinen Rahmen statt. Man wolle zum Ausdruck bringen, wie sehr man diesen Terrorakt verurteile, sagte Ludwig bei der Kranzniederlegung beim Gedenkstein am Desider-Friedmann-Platz, aber auch, wie sehr man den Familienangehörigen Trost vermitteln wolle. Auch wenn dies nicht über den Schmerz hinweghelfe, solle dies doch ein Zeichen der Verbundenheit sein.

Der 2. November 2020 habe eine tiefe Narbe in die Geschichte der Stadt geschlagen, so der Wiener Bürgermeister. Man werde diesen Tag, die Opfer und deren Angehörige nie vergessen. Anwesend waren beim dem Gedenken auch die gesamte Wiener Stadtregierung, Kardinal Christoph Schönborn und Vertreterinnen und Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen.

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Opfern nahestehende Menschen im Rahmen eines Gedenkens der Stadt Wien an die Opfer des Terroranschlags vor einem Jahr, am Dienstag, 2. November 2021, in Wien.
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Mann zündet Kerze an
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Opfern nahestehende Menschen im Rahmen eines Gedenkens der Stadt Wien an die Opfer des Terroranschlags vor einem Jahr, am Dienstag, 2. November 2021, in Wien.
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Bügermeister Michael Ludwig und weitere Mitglieder der Stadtregierung beim Gedenken an die Opfer des Terroranschlags
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Bügermeister Michael Ludwig und weitere Mitglieder der Stadtregierung beim Gedenken an die Opfer des Terroranschlags
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Bürgermeister Ludwig und Kardinal Schönborn beim Gedenken
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Ludwig: „Diese Stadt ist stark“

Ludwig sprach auch davon, dass sich die Stadt „vom feigen Terrorismus“ nicht in die Knie zwingen lasse: „Diese Stadt ist stark und diese Stadt zeigt, dass auch in Krisensituationen das Zusammenstehen, das Miteinander im Vordergrund stehen.“ Und, so der Bürgermeister: „Wir werden deutlich machen in unserer Stadt, in unserem Heimatland Österreich, aber auch international, dass wir jede Form des Terrorismus nicht nur ablehnen, sondern auch Maßnahmen setzen, um gegen diesen Terrorismus einzutreten.“

Gedenken in Ruprechtskirche

Die offizielle Gedenkfeier fand am späten Dienstagnachmittag in der Ruprechtskirche in der Wiener Innenstadt statt. Daran teil nahmen unter anderen Bundespräsident Alexander Van der Bellen, ÖVP-Bundeskanzler Alexander Schallenberg und weitere Mitglieder der Bundesregierung, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) sowie Kardinal Christoph Schönborn. Auch die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) lud zum stillen Gedenken in die Seitenstettengasse.

Alexander Van der Bellen legt eine Rose vor einem Mahnmal ab
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Am Abend gedachte dann auch die Bundesregierung der Opfer

Der 2. November 2020 sei der Tag gewesen, an dem der Terror auch in Österreich „seine Fratze gezeigt“ habe, sagte Schallenberg als erster Redner. Die Wunden seien tief und „sie schmerzen noch“, den Angehörigen der Opfer gelte „unser tief empfundenes Mitgefühl“, so der Bundeskanzler. Er erinnerte aber auch daran, dass „in dieser entscheidenden Stunde“ die Gesellschaft zusammengehalten habe. So unmenschlich die Tat gewesen sei, so menschlich seien Hilfe und Solidarität zu diesem Zeitpunkt gewesen.

„Keine Toleranz den Intoleranten“

All jenen, die versuchten, Hass und Zwietracht zu säen, müsse klar sein, dass sie die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekämen. Hass habe keinen Platz in der offenen Gesellschaft, sagte Schallenberg. „Es darf, es wird dem Terrorismus nicht gelingen, uns zu spalten.“ Die Gesellschaft sei stärker.

Was den Opfern und ihren Angehörigen angetan wurde, dafür gebe es kein Wort, das trösten könnte, sagte Bundespräsident Van der Bellen in seiner Rede. Ihnen gelte seine tief empfundene Anteilnahme, persönlich wie im Namen der Republik. Heute bleibe nur, ein Zeichen zu setzen. Aber „wir wissen auch“, sagte der Bundespräsident, nichts könne entschädigen. Er bat die Angehörigen der Opfer: „Nehmen Sie unser Mitgefühl an.“

Offizielles Gedenken an Terroranschlag von Wien

Vor genau einem Jahr sind bei dem Anschlag in Wien vier Menschen erschossen und 20 verletzt worden. Am Dienstag gedenkt das offizielle Österreich der Opfer.

Polizisten in Rossauer Kaserne geehrt

Das Gedenken am Jahrestag des Anschlags in der Wiener Innenstadt ist mit einer Würdigung der Leistungen der Polizei Dienstagabend abgeschlossen worden. Bei einer Veranstaltung im Hof der Rossauer Kaserne in Wien wurden 29 der damals im Einsatz befindlichen Exekutivkräfte ausgezeichnet. Innenminister Karl Nehammer und Bundeskanzler Alexander Schallenberg (beide ÖVP) würdigten das Vorgehen der Polizei, das weiteren Verlust von Menschenleben verhindert habe.

Die gut einstündige Veranstaltung, an der beinahe die gesamte Regierung teilnahm, war den „guten Kräften“ des 2. November 2020 gewidmet, wie Moderatorin Danielle Spera, ihres Zeichens Direktorin des Jüdischen Museums, betonte. 2.500 Beamte waren damals im Einsatz, etliche davon aus der Freizeit oder ihrem Urlaub kommend. Als erster seine Auszeichnung überreicht bekam jener Polizist, der vom Täter angeschossen und schwer verletzt worden war. Etliche der Geehrten nahmen ihre Ehrung aus Sicherheitsgründen maskiert entgegen, daher wurden auch keine Namen genannt.

„Gudrun. Nedjip. Qiang. Vanessa.“

Bereits in der Früh gedachte der Bundespräsident der Opfer des „feigen terroristischen Attentats“ via Twitter: „Vier Menschen haben ihr Leben verloren. Viele wurden verletzt. Viele haben ihr Leben & ihre Gesundheit in die Waagschale geworfen, um andere zu beschützen. Heute gedenken wir der Opfer. Wir versuchen gemeinsam, die Wunden zu heilen.“ Der Bundespräsident nannte auch die beim Anschlag getöteten Menschen beim Namen: „Gudrun. Nedjip. Qiang. Vanessa. Wir werden euch nicht vergessen“, schrieb er.

Bundeskanzler Schallenberg erklärte in dem Kurznachrichtendienst, dass sich die Gesellschaft gemeinsam dem Hass in all seinen Formen entgegenstellen müsse. „Es darf und wird dem Terrorismus nicht gelingen, uns zu spalten“, betonte er. Auch Vizekanzler Kogler sprach via Twitter den Angehörigen und Hinterbliebenen der Opfer sein Mitgefühl aus. Gleichzeitig erinnerte er an die Einsatzkräfte, das medizinische Personal und mutige Passanten mit Zivilcourage – und an jene in Wien, die in „einer Notsituation mit offenen Türen und offenen Herzen Zuflucht geboten haben“.