Rund 180 Objekte, davon 18 Arbeiten von Klimt selbst, wählte Gastkurator Otmar Rychlik mit Unterstützung der hauseigenen Kuratorin Kathrin Pokorny-Nagel für die ab Mittwoch laufende Ausstellung aus. Anhand von elf kleinen Stationen sollen hier die maßgeblichen Klimt-Lehrer und ihr Wirken vorgestellt und in Bezug zum Werk des Jahrhundertkünstlers gesetzt werden.
Klimt als „Traumschüler“
Rychlik unterstrich in einer Presseführung am Dienstag zunächst die Bedeutung der Kunstgewerbeschule an sich. Sie wurde vom Kunsthistoriker und „Impresario“ Rudolf Eitelberger von Edelberg, der Kaiser Franz Josef gewissermaßen kulturpolitisch beraten hatte, gegründet und 1868 eröffnet – und zwar als Ergänzung zur „damals schon etwas schwerfälligen“ Akademie der bildenden Künste und „gegen (den Salonmaler Hans, Anm.) Makart“.
Die These des Kurators: Die Einrichtung sollte als möglichst fruchtbarer Nährboden für das gigantische Ringstraßenprojekt dienen, da die Riege der Künstler, die für die Ausstattung der großen Architekturvorhaben infrage kamen, sehr dünn gewesen sei. „Und dann bekommt diese Schule drei Traumschüler“ – nämlich neben Gustav Klimt noch dessen Bruder Ernst sowie Franz Matsch, die sich zur Ateliergemeinschaft „Künstler-Compagnie“ zusammenschlossen.
Ferdinand Laufberger: „Von ihm alles gelernt“
Was Gustav Klimt (1862–1918) anbelangt, zeige sich bereits in seinen frühen Zeichnungen – einige davon sind in der Ausstellung zu sehen –, „wie schnell sich sein Genie entfaltet“ und „dass hier ein Künstler von unglaublicher Befähigung heranwächst“. Wer waren nun die maßgeblichen Persönlichkeiten, die dem jungen Maler als Leitfiguren während seiner Studienzeit von 1876 bis 1882 dienten?
Ausstellungshinweis
„Klimts Lehrer. Jahre an der Kunstgewerbeschule“ im MAK Design Lab, Stubenring 5, 1010 Wien, von 3. November 2021 bis 13. März 2022
An erster Stelle muss wohl Ferdinand Laufberger genannt werden. „Ich habe von ihm alles gelernt“, soll Klimt einmal über ihn gesagt haben. Laufberger, der in Paris mit dem aufkommenden Impressionismus in Berührung kam – sein kleines, im MAK neben jeder Menge Bildern und Arbeitsskizzen präsentiertes Gemälde „Das Blinde-Kuh-Spiel“ zeugt davon –, gab seine präzise Genremalerei an Klimt weiter.
Michael Rieser lehrte fotorealistisches Zeichnen
Der wohl zweitwichtigste Lehrer war Michael Rieser, der als einer der fortschrittlichsten Vertreter der Kirchenkunst seiner Zeit galt und dessen Entwurf für das Hochaltarmosaik der Schottenkirche als eines von mehreren Beispielen die Ausstellung bereichert. Obwohl Klimt selbst nie religiöse Bilder gemalt hat, habe er von Rieser das geradezu fotorealistische Zeichnen gelernt, erklärte Rychlik. Dessen Verwendung von Gold findet zudem etwa noch in der „Goldenen Adele“ seinen Niederschlag.
Als weitere Mentoren werden etwa der Porträtist Ludwig Minnigerode und der Blumenmaler Friedrich Sturm, dessen Einfluss noch in den Blüten um die von Klimt porträtierte Sonaj Knips spürbar ist. Gewissermaßen als Destillat all dieser Ideengeber zeigt das MAK mit „Fabel“ (1883) eines der frühen Meisterstücke des Künstlers.
Feuerbach und Marees als Inspiration
Gestreift werden außerdem Künstler, die zwar nicht an der Kunstgewerbeschule unterrichteten, aber dennoch den jungen Klimt inspirierten: Anselm von Feuerbach, Hans von Marees und Pierre Puvis de Chavannes. Deren Gestaltungsprinzipien stellten sich allesamt gegen den raumgreifenden theatralischen Illusionismus von Makart.
Die Ausstellung endet mit einem Exponat aus den MAK-Beständen, das gewissermaßen symbolhaft den endgültigen Eintritt Klimts in die Moderne zeigt: 1898 – gut eineinhalb Jahrzehnte nach Ende der Ausbildung – gestaltete er das Plakat zur ersten Kunstausstellung der Secession, deren Mitbegründer Klimt ein Jahr zuvor gewesen war.