Archivbild: Buchstände auf der „Buch Wien“
APA/Georg Hochmuth
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Kultur

Buch Wien erstmals mit Gastland

Im Vorjahr musste die Buch Wien pandemiebedingt abgesagt werden – heuer findet sie wieder statt. Die 13. Auflage der Wiener Buchmesse beginnt am 10. November in der Messe Wien. Für den Besuch gilt die 2-G-Regel. Erstmals gibt es ein Gastland: Russland.

„Ich bin sicher, dass es eine Buchmesse wie früher wird“, meinte Programmleiter Günter Kaindlstorfer. Es dürften nur Geimpfte und Genesene in die Halle und „man kann sich ohne Masken völlig frei bewegen“. Zudem gebe es „ein gut durchdachtes Crowdmanagement“, so Kaindlstorfer, „das Ausstellern, Verlegerinnen, Besuchern und Autorinnen entspannte Gespräche, angeregten Weinkonsum und eine Bewegungsfreiheit ‚wie früher‘ ermöglicht.“

Messe startet mit Konzert

Nicht wie früher ist jedenfalls der Beginn der Messe – sie startet nicht mit der traditionellen Eröffnungsrede, sondern mit einem Eröffnungskonzert der Gruppe Attwenger. Schon am ersten Abend warten mit Eva Menasse, Sebastian Fitzek und Michael Köhlmeier dann hochkarätige Autorinnen und Autoren auf das Publikum.

Veranstaltungshinweis:

„Buch Wien“, 10. bis 14. November 2021, Messe Wien, Halle D

Programmleiter Kaindlstorfer sieht die „Buch Wien“ als „Wissensfestival“ und „als Ort, an dem die Fragen der Zeit auf kontroversielle und auch konstruktive Weise diskutiert werden“. Man hätte daher in den vergangenen Jahren verstärkt auf ein hochkarätiges Debattenprogramm gesetzt. Diskutiert werden soll heuer etwa über „Orbans Ungarn“ oder „Radikalisierten Konservatismus“ – das aktuelle Buch der Wiener Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl.

Archivbild: Bücherstapel auf der „Buch Wien“
APA/Georg Hochmuth
Von Eva Menasse bis Sebastian Fitzek: Zahlreiche hochkarätige Autorinnen und Autoren werden erwartet

„Fingerspitzengefühl“ für Russland-Auftritt

Eine kontroversielle Diskussion über Russland – das erste Gastland auf der „Buch Wien“ – sucht man im Programm jedoch vergeblich. Die Idee für Gastländer bei der Buchmesse gab es schon länger, aber: „Russland war gar nicht so sehr unser eigener Wunsch“, gibt Buch Wien-Geschäftsführer Patrick Zöhrer im Gespräch mit der APA zu. Zustande gekommen sei das im Zuge einer Russland-Reise von Bundespräsident Alexander Van der Bellen 2019. Damals wurde die Idee geboren, dass sich Russland auf der Buchmesse in Wien und Österreich vice versa bei der Messe in Moskau präsentieren solle.

Russland tritt nun mit einem 120-Quadratmeter-Stand auf der Messe auf – das ist nur doppelt so groß wie die üblichen Messestände. Zudem gibt es eine eigene Ausstellung, eine eigene Bühne und rund 30 Veranstaltungen. Finanziert wird der Gastland-Auftritt vom russischen „Ministerium für digitale Entwicklung“, inhaltlich gestaltet wird er vom formal nicht staatlichen „Institut der Übersetzung“ in Moskau.

Zöhrer versichert, „nicht blauäugig hineingegangen“ zu sein, man habe auch mit dem Außenministerium zusammengearbeitet. „Wir wollten natürlich der russischen Regierung keinen Propagandaauftritt auf der Buch Wien ermöglichen, gleichzeitig war es uns bewusst, dass wir da nicht völlig in Opposition gehen können“, so Zöhrer. „Deswegen war es wichtig, mit Fingerspitzengefühl bei der Programmgestaltung und der Abwägung der unterschiedlichen Interessen vorzugehen.“ Man hätte bei den Vorschlägen aus Russland auf jeden Fall die Möglichkeit gehabt, Einspruch zu erheben – das sei aber nicht notwendig gewesen.

Dostojewski als ein Schwerpunkt

Vom russischen „Institut der Übersetzung“ heißt es, Ziel sei, die russische Literatur und das Land touristisch zu präsentieren. Als sehr günstig habe sich der Umstand erwiesen, dass in diesen Tagen der 200. Geburtstag von Dostojewski gefeiert werde, so Programmdirektorin Nina Litwinez zur APA: „Am 11. November wird es in der Österreichischen Nationalbibliothek einen Abend geben mit russischen und österreichischen Experten, mit einer Lesung aus den ‚Brüdern Karamasow‘ und auch einem musikalischen Teil.“

Das „Institut der Übersetzung“ konzentriert sich bei der Bücherauswahl auf Fiktion, was allfällige Kontroversen im Sachbuchbereich zu vermeiden hilft, und auf Autorinnen und Autoren, deren Werke auf Deutsch übersetzt wurden. Schwarze Listen mit aus politischen Gründen missliebigen Literaten gebe es keine, wird beteuert.