Kind wird „off label“ geimpft
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Coronavirus

Bereits über 900 Kinder „off label“ geimpft

Die Nachfrage nach Coronavirus-Impfungen für Kinder unter zwölf Jahren ist in Wien weiterhin sehr groß. Bisher wurden 945 Kinder „off label“ geimpft, also außerhalb der der Zulassung. Angeboten wird das weiterhin nur von einer Handvoll Ordinationen.

Die Wiener Ärztekammer spricht von maximal fünf Ordinationen, die in Wien derzeit Kinder unter zwölf Jahren gegen das Coronavirus impfen würden. Darunter ist zum Beispiel die Gruppenpraxis von Peter Voitl in Wien-Donaustadt, in der Kinder ab fünf Jahren mit dem Impfstopff von Biontech/Pfizer geimpft werden können, auch ohne Vorerkrankungen. Voitl ist auch Impfbeauftragter der Kammer.

In anderen Ordinationen werden zum Teil nur Kinder mit Vorerkrankungen geimpft. Fast alle impfen zudem nur Kinder ab fünf Jahren, für die jüngeren gibt es laut Angaben von Ärztinnen und Ärzten noch Unsicherheiten bei der Dosierung des Impfstoffs.

„Überzeugt, dass das eine gute Sache ist“

Nur Kinder mit Risikofaktoren impft auch der Kinderarzt Michael Sprung-Markes in Wien-Ottakring. „Im Endeffekt möchte ich wirklich denen die Möglichkeit geben, sich impfen zu lassen, die es tatsächlich brauchen – die ein sehr hohes Risiko haben, schwer zu erkranken“, so Sprung-Markes im Interview mit „Wien heute“. Der Kinderarzt hat bisher rund 150 Kinder „off label“ geimpft.

Ärzte impfen bereits Kinder

Offenbar wollen viele Eltern ihre Kinder impfen lassen, obwohl es dafür noch keine Zulassung gibt. Einige Kinderärzte in Wien bieten die Impfung für Kinder unter zwölf Jahren bereits „off-label“ an – d.h. ohne eine Zulassung für diese Altersgruppe.

Möglich sind diese Impfungen nur bei Ärztinnen und Ärzten, die bereit sind, die Verantwortung zu übernehmen. „Rechtlich ist es ganz eine heikle Angelegenheit“, sagt Sprung-Markes, Seitens des Impfgremiums und der Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde sei auch eher davon abgeraten worden. „Aber dieses Restrisiko nehmen wir in Kauf, weil wir überzeugt davon sind, dass das eine gute Sache ist“, so der Arzt.

Redlberger-Fritz: Auf EMA-Zulassung warten

Mehr als die Hälfte der Kinderimpfungen außerhalb der Zulassung wurden in Österreich in Wien durchgeführt. In Wien sind mit 945 Kindern 0,5 Prozent dieser Altersklasse geimpft. Regulär und vollständig geimpft sind in Wien mittlerweile zudem 39 Prozent der Zwölf- bis 15-Jährigen und 60 Prozent der 16- bis 19-Jährigen.

Kritisch sieht die Impfungen von Kindern unter zwölf Jahren die Virologin Monika Redlberger-Fritz. „Das Immunsystem der Kinder ist ein ganz anderes und die Kinder sind eben keine kleinen Erwachsenen“, betont sie im Interview mit „Wien heute“. Auch dass in den USA die Impfungen für jüngere Kinder bereits regulär begonnen haben, ändert für sie nichts, man sollte auf die Zulassung in Europa warten.

Aufgrund der Zulassung in den USA denke sie zwar nicht, dass das Impfen von Kindern unter zwölf gefährlich sei, erklärt Redlberger-Fritz, die Mitglied im Nationalen Impfgremium ist. „Aber ich denke, wir haben ein sehr sicheres Impfkonzept und das sollten wir beibehalten und dementsprechend unser Regulativ beibehalten.“