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APA/GEORG HOCHMUTH
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Wirtschaft

Wirtschaft von 2-G-Regel überrascht

Ab Ende nächster Woche gilt in Wien die 2-G-Regel für die Gastronomie und körpernahe Dienstleistungen. Die betroffenen Branchen wurden von der Ankündigung der Stadt überrascht. Für manche Betriebe sei das „existenzbedrohend“, wird gewarnt.

Man rechne mit empfindlichen Umsatzeinbußen in der Gastronomie, sagte der Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wiener Wirtschaftskammer, Peter Dobcak. Es gebe zwei wichtige Gruppen, die künftig ausbleiben oder seltener kommen könnten – einerseits Jugendliche und andererseits Touristinnen und Touristen, so Dobcak.

Jugendliche sind in Wien erst zu knapp 60 Prozent gegen das Coronavirus geimpft. Touristinnen und Touristen hätten schon bisher oft keinen 3-G-Nachweis liefern können, sagte Dobcak. Bei der 2-G-Regel fällt auch das Thema der nicht anerkannten Impfstoffe stärker ins Gewicht, etwa „Sputnik V“ und Sinovac. Dobcak pochte daher neuerlich darauf, dass diese Impfstoffe auch in Österreich anerkannt werden.

Dobcak: Viele sagen Weihnachtsfeiern bereits ab

Dobcak befürchtet nun mit den neuen Maßnahmen weitere Umsatzrückgänge und einen empfindlichen Geschäftseinbruch gerade in der Weihnachtssaison. Potenziell 40 Prozent der Gäste fielen aus, sagte der Spartenobmann. Für die Betriebe in der Wiener Innenstadt, wo laut Dobcak Jugendliche und Touristen einen größeren Anteil der Kundschaft ausmachen, könnten die neuen Maßnahmen „existenzbedrohend“ sein.

Denn gerade in der umsatztechnisch wichtigsten Zeit des Jahres mit Martinigansl und Weihnachten drohten nun die Einnahmen einzubrechen. Unklar sei, ob Weihnachtsfeiern stattfinden, weil nicht immer alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geimpft seien. Viele Unternehmen dürften daher nicht feiern. Weihnachtsfeiern würden bereits reihenweise abgesagt, so Dobcak im Ö1-Interview am Freitag.

Aus den Medien erfahren

Wenig zu feiern haben auch die Friseurinnen und Friseure sowie andere körpernahe Dienstleisterinnen und Dienstleister, die die Verschärfungen ebenfalls treffen. Der Wiener Innungsmeister der Friseurinnen und Friseure, Marcus Eisinger, zeigte sich in einer ersten Reaktion verärgert. Er habe erneut erst aus den Medien von den Maßnahmen erfahren. Er wolle die Regeln noch nicht kommentieren, stellte aber die Frage in den Raum, ob 2-G dann auch für das Personal gelte.

„Viel zu viele Mitarbeiter noch immer nicht geimpft“

Das ist auch für Dobcak noch offen. Es gebe einen großen Fachkräftemangel in der Branche, leider seien viel zu viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch immer nicht geimpft, so Dobcak am Freitag im Ö1-Interview weiter. Er hoffe, dass die 2-G-Regel für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht komme. Denn sonst „können wir Betriebe zusperren“.

Er hatte im Vorfeld der Entscheidung gehofft, dass die PCR-Tests weiter gelten, so Dobcak. Es habe keine Gespräche im Vorfeld gegeben. Die gebe es aber jetzt. Dobcak betonte aber, die Maßnahmen nachvollziehen zu können. Er gehe davon aus, dass die Gastrobranche sie auch mittragen werde. Er frage sich aber, wer die zu erwartenden Umsatzrückgänge ersetze, so Dobcak, der nun finanzielle Unterstützung und Umsatzersätze fordert. Für ihn gilt zu klären, wie die Umsatzeinbußen vom Staat ausgeglichen werden – immerhin seien die meisten Unterstützungsleistungen bereits ausgelaufen.

CoV-Maßnahmen: Reaktionen auf Verschärfungen

Was sagen die von 2-G betroffenen Unternehmerinnen und Gastwirte? „Wien heute“ hat noch am Donnerstagabend nachgefragt.

Friseurin: „Ein bisschen zu spät“

Als „großen Unfug“ bezeichnete der Wiener Gastronom Franz Buchecker die neue 2-G-Regel: „Wenn ein Gast jeden Tag einen PCR-Test macht, wird er weniger jemanden anstecken können also ich als Geimpfter.“ Für Friseursalon-Besitzerin Patrizia Grecht kommen die Verschärfungen hingegen sogar „ein bisschen zu spät“, sie begrüßte diese als Anreiz für die Impfung. Allerdings wünscht sich Grecht eine österreichweit einheitliche Regelung: „Viele werden sagen, dann gehe ich halt nicht in Wien zum Friseur, sondern außerhalb.“

Krisengipfel mit Ländern am Freitagabend

Angesichts der eskalierenden CoV-Infektionszahlen berät die Regierung am Freitagabend mit den Landeshauptleuten über weitere Verschärfungen. Weitreichende bundesweite Einschnitte waren laut den Informationen der Regierung im Vorfeld nicht zu erwarten. Laut einer Sprecherin von Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) soll der Stufenplan als „Grundgerüst“ erhalten bleiben – mit der Möglichkeit regionaler Verschärfungen. Thema sollen auch die Kontrolle der Maßnahmen und die Auffrischungsimpfung sein.

Hacker: „Wiener haben keinen Bock mehr auf Lockdown“

„Die Wiener haben keinen Bock mehr auf einen Lockdown“, sagte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) Freitagfrüh im Ö1-Morgenjournal im Hinblick auf die Beratungen mit Regierung und den anderen Ländern am Abend. Die vierte Welle sei die „Welle der Ungeimpften“. Hacker ortet in Wien eine große Zustimmung zu den angekündigten Maßnahmenverschärfungen. Sie sollten für ganz Österreich gemacht werden, so Hacker.

Eigentlich sollte am Montag erst die zweite von insgesamt fünf Stufen in Kraft treten. Dann würden „Wohnzimmertests“ bundesweit nicht mehr als 3-G-Nachweis akzeptiert. Und zu Veranstaltungen mit über 500 Personen ohne fixen Sitzplatz hätten Ungeimpfte keinen Zutritt mehr, ebenso wenig zur Nachtgastronomie.

Bald 400 CoV-Kranke auf Intensivstationen erwartet

Tatsächlich dürfte die Realität die Pläne der Regierung aber überrollen. Denn das Prognosekonsortium erwartet für Montag 400 CoV-Kranke auf den Intensivstationen. Damit tritt automatisch die dritte Stufe in Kraft, mit der alle Antigen-Tests ihre Gültigkeit verlieren (2,5-G-Regel). Ab 500 Intensivpatienten würde dann die vierte Verschärfungsstufe schlagend. Ab dieser Stufe hätten Ungeimpfte keinen Zutritt mehr zu Gastronomie, Hotels, Veranstaltungen und Freizeiteinrichtungen.