Simulationsforscher Niki Popper im Wien heute Studio
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Coronavirus

Popper: Weg aus Pandemie nur über Impfung

1.298 neue Corona-Infektionen in den vergangenen 24 Stunden verzeichnet Wien am Freitag. Österreichweit sind es 9.388. Der Simulationsforscher Niki Popper hielt angesichts der steigenden Zahlen in „Wien heute“ ein Plädoyer für die Impfung gegen das Coronavirus.

Im Bundeskanzleramt berieten die Spitzen von Bund und Ländern über Reaktionen auf die aktuelle Corona-Situation. Bundeskanzler Alexander Schallenberg nannte es als Ziel, mehr Leute dazu zu bringen, sich impfen zu lassen. Außerdem wird nach Wiener Vorbild für die Gastronomie die 2-G-Regel bundesweit eingeführt. Für den gesamten Handel gilt FFP2-Maskenpflicht – mehr dazu in news.ORF.at.

Simulationsforscher Niki Popper glaubt, dass die 2-G-Regel zwei Effekte hat: „Aber das eine ist sicher, dass man die Menschen dazu motivieren möchte, impfen zu gehen. Das ist der eine Punkt. Der zweite Punkt ist, dass wir zusätzlich eine gewisse dämpfende Wirkung haben. Wie stark die ist, werden wir uns dann anschauen müssen", so Popper im „Wien heute“-Interview.

„Impfen ist die Lösung“

Laut Popper ist es wichtig, sich die Situation genau anzuschauen. Es gebe einen starken Anstieg, der nicht überraschend komme. Und man muss auch bedenken, dass alle Maßnahmen einen Zeitverzug haben. Dass der Fokus jetzt sehr stark auf den steigenden Zahlen liege, sei verständlich, aber man dürfe jetzt nichts vernebeln": „Aber Fakt ist, Impfen ist auch bei allen Dingen, die wir kennen, bei möglichen Nebenwirkungen, die vorkommen, auch wenn es nicht zu 100 Prozent wirkt, auch wenn es nicht ewig hält, Impfen ist die Lösung“, so Popper.

Simulationsforscher zu CoV-Maßnahmen

Simulationsforscher Nikolaus Popper ist zu Gast und spricht über die neuen CoV-Maßnahmen und was diese positiv bewirken können.

Das sei klar ersichtlich, etwa wenn man die Inzidenzen betrachte, oder die Gruppen, die ins Spital kommen, impfen sei die Lösung. Das sei das, was ihn auch immer ein wenig frustriere, sagte Popper: „Wir sind, und wir haben uns das jetzt auch wieder angeschaut, eigentlich gar nicht so weit entfernt. Wir haben über 60 Prozent immunisiert. (…) Wir (…) schauen, wie viele sind wirklich immun. Da haben wir schon ganz viele und es fehlt uns eigentlich nur ein ‚Äutzerl‘.“ Wären also nur vergleichsweise ein paar mehr Menschen geimpft, wäre die Debatte über 2-G nicht notwendig.

Delta-Variante und Saisonalität würden die Kurve der Infektionen nicht überraschend nach oben drücken. Von oben könne man mit Impfungen die Kurve wieder nach unten drücken. „Und das, was uns jetzt fehlt, kostet uns sehr viel“, so Popper. Das sei das, was ihn als meistens unemotionalen Wissenschafter ein „bisschen frustriere“. Es liege eine anstrengende Phase vor uns, aber laut den Modellen werde es nach einer Sättigung in absehbarer Zeit auch wieder nach unten gehen. Die Frage dabei sei nur, „auf welchen Zahlen werden wir dieses Maximum erreichen und wie viele Menschen werden zu diesem Zeitpunkt beziehungsweise dann mit Zeitverzug auf die Intensivstationen kommen“.

„Eindeutiges Ja“ als Epidemiologe zu Kinderimpfung

Die Frage einer Impfung von Kindern im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren müssten Mediziner beantworten. Aus rein epidemiologischer Sicht wäre dies sehr hilfreich, sagte Popper: „Wir sind in Summe nicht genug geimpft und gerade in den Schulen (…) haben wir natürlich eine Ausbreitung der Epidemie. Und wenn wir dort impfen würden, dann würden wir auch diesen Bereich schützen“ und die Weitergabe des Virus verhindern. Denn Kinder könnten ja das Virus an Verwandte weitergeben, bei denen die Impfung vielleicht nicht gewirkt hat, wo es dann auch zu schweren Verläufen kommen könnte.

Booster-Impfung hilft und ist wichtig

Popper unterstrich die Wirksamkeit und Notwendigkeit von Booster-Impfungen, also einer dritten Impfung gegen das Coronavirus. Hier gebe es oft ein Missverständnis, wenn gesagt werde „Ich habe gehört, der hat, obwohl er doppelt geimpft ist, trotzdem eine Infektion bekommen“. Ja, das sei möglich, so Popper. Er verwies andererseits aber auch auf sehr gute Zahlen, dass Menschen mit zwei Impfungen sehr gut geschützt seien.

Aber der Impfschutz lasse nach, betonte Popper, und verwies auf eine neue Studie aus England. Demnach gehe der Impfschutz schon nach 20 Wochen zurück, soweit, dass man sich wieder infizieren könne. Als Beispiel nannte er bei Pfizer einen Rückgang auf 70 Prozent, bei Astrazeneca auf 50 Prozent. Damit sei ganz klar zu sehen, dass ein dritter Stich hilft. Und hier habe die Politik auch gut und schnell entschieden.