Mitarbeiter einer Contact Tracing Stelle der Wiener Gesundheitsbehörden
APA/ROBERT JAEGER
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Coronavirus

Stadt verstärkt Contact-Tracing erneut

Die vierte Pandemiewelle rollt. Je mehr Menschen infiziert sind, umso geringer wird die Aufklärungsquote. Die Stadt Wien weitet bereits zum wiederholten Male die Kontaktnachverfolgung aus. 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden gesucht.

In Wien konnte zuletzt laut Corona Kommission nur mehr in 61 Prozent der positiven Coronafälle die Infektionsquelle geklärt werden. Im Sommer waren es noch um die 80 Prozent. Ein konkretes Beispiel: Am 4. November wurden die Ansteckungsquelle österreichweit in 38 Prozent der Fälle geklärt, in Wien waren es 61 Prozent. Wien lag damit an der Spitze, Schlusslicht war Oberösterreich mit 27 Prozent.

Noch mehr Personal und noch mehr Zeit

Aktuell sind rund 360 Personen an vier Standorten im und um das Rathaus mit Contact-Tracing beschäftigt. Seit September habe man das Personal verdoppelt, hieß es seitens des Leiters des Contact-Tracings, Walter Hillerer. Bereits eingeschulte Mitarbeiter, die zwischenzeitlich in anderen städtischen Abteilungen eingesetzt wurden, könne man jetzt, wo es nötig ist, wieder abrufen.

Dazu sollen aber auch 100 neue Mitarbeiter kommen, etwa auch in Kooperation mit dem AMS. Nach einer zweitägigen Einschulung können sie beim Contact-Tracing eingesetzt werden. Um die Kontaktnachverfolgung zu beschleunigen, wird bei positivem Befund jetzt elektronisch ein Fragebogen versendet. Außerdem habe man die Dienstzeiten beim Contact-Tracing erweitert: Montag bis Freitag von 7.30 bis 20.00 Uhr, am Wochenende von 9.00 bis 17.00 Uhr.

Mitarbeiter einer Contact Tracing Stelle der Wiener Gesundheitsbehörden
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Von 20 in Richtung 500 Mitarbeiter

Ursprünglich waren bei der Kontaktnachverfolgung 20 Menschen beschäftigt. Die Zahl stieg rasch auf 100. Man versuchte, Mitarbeiter zu binden, indem man Saisonverträge anbot. Die, die fix beschäftigt wurden, sind auch in anderen Bereichen eingesetzt worden, etwa Handysignatur, Callcenter oder magistratische Bezirksämter. Generell sei es zum Anfang der Pandemie leichter gewesen, Mitarbeiter zu finden. Während der Lockdowns hätten mehr Menschen Arbeit gesucht, sagte Hillerer. Das quasi Kernpersonal umfasst in etwa 150 bis 200 Personen. Insgesamt habe man seit September immer wieder aufgestockt.

Um das Contact-Tracing zu beschleunigen, habe man von telefonischer Befragung auf einen elektronischen Fragebogen umgestellt, so Hillerer weiter. In der Praxis funktioniere das so, dass Labore eine positiv getestete Person an das Contact-Tracing melden. Die Person wird per Bescheid abgesondert und ein Fragebogen via Internet zugeschickt. Die MA 15 führt schließlich alle Daten zusammen.

Ideale Quote bei mindestens 60 Prozent

Österreichweit gelang es zuletzt nur noch in vier von zehn Fällen die Quelle der Corona-Infektion herauszufinden. Laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) konnte bei den in der letzten Oktoberwoche (Kalenderwoche 43 – 25. bis 31. Oktober) gemeldeten Infektionen in 39,6 Prozent der Fälle ermittelt werden, wie es zu der Ansteckung gekommen war. In der Woche davor lag der Anteil der geklärten Fälle noch deutlich über 50 Prozent.

Die leitende Epidemiologin der Agentur für Ernährungssicherheit (AGES), Daniela Schmid, hatte schon vor mehr als einem Jahr gegenüber der APA erklärt, idealerweise sollten sich mindestens 60 bis 70 Prozent aller Corona-Infektionen auf ihre Quelle zurückführen lassen.

Meisten Infektionen passieren im Haushalt

Rückläufig sind die Infektionen, die mit einem asymptomatischen Verlauf einhergehen. Während deren Anteil in der letzten Septemberwoche noch bei 29 Prozent lag, sank er in der letzten Oktoberwoche auf 21,5 Prozent. Zurückzuführen dürfte das auf die Delta-Variante sein, die seltener zu asymptomatischen Verläufen führt als ihre Vorgänger.

Bei 70,9 Prozent und damit beim Großteil der zuletzt geklärten Fälle kam es in Haushalten zur Übertragung des Virus. Der Freizeit-und der Bildungsbereich spielten mit 9,3 Prozent bzw. 9,2 Prozent ebenfalls eine gewichtige Rolle. 3,5 Prozent der Infektionen kamen in der Arbeit zustande, 2,2 im Bereich Gesundheit-Soziales. 1,9 Prozent waren reiseassoziiert, ebenfalls 1,9 Prozent der Hotellerie und Gastronomie zuordenbar. Für das Infektionsgeschehen kaum ins Gewicht fielen die Bereiche Sport, Handel und Kultur mit einem Anteil von jeweils 0,2 Prozent.