Schülerin macht Gurgeltest
APA/Herbert Neubauer
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Coronavirus

Wien verhängt 2,5-G für Jugendliche

Kinder und Jugendliche ab dem zwölften Lebensjahr müssen in Wien ab Freitag einen 2,5-G-Nachweis erbringen. Gegen einen Lockdown kämpfe man „wie die Bären“, so Gesundheitsstadtrat Hacker.

Schulpflichtige Kinder von zwölf bis 15 Jahren müssen für Gastronomie, Fitnessstudio, Friseur und Co. künftig einen 2,5-G-Nachweis erbringen, das heißt geimpft, genesen oder PCR-getestet sein (PCR gilt 48 Stunden ab Abnahme). Der Ninja-Pass gelte für diese Altersgruppe nicht pauschal bis Ende der Woche als 2-G-Nachweis.

Strengere Maßnahmen als Bund

Die entsprechende Wiener Verordnung bekomme gerade den Feinschliff und werde auf jeden Fall noch diese Woche kommen, kündigte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) an. Wien habe dadurch weiterhin strengere Maßnahmen als der Bund. Zuletzt war im Raum gestanden, dass in Wien sogar 2-G für Jugendliche ab zwölf Jahren eingeführt wird. Das kommt nun aber nicht, dem Vernehmen nach hat sich der Koalitionspartner, also die NEOS, für eine 2,5-G-Regelung ausgesprochen – da bei 2-G manche Schulveranstaltungen von nicht geimpften Personen nicht besucht werden können.

2-G bei Veranstaltungen

In der Nachtgastronomie und bei Veranstaltungen (500+) bleibt die 2-G-Regel für Zwölf- bis 15-Jährige bestehen.

Die bundesweite Regel zur Erinnerung: Der Ninja-Pass wird dem 2-G-Nachweis gleichgestellt und gilt daher auch als Zutrittsnachweis fürs Restaurant, zu Kulturveranstaltungen oder bei Seilbahnen. Nach Beendigung des neunten Schuljahres müssen auch Jugendliche über einen 2-G-Nachweis verfügen, um Zutritt zu den jeweiligen Bereichen zu erhalten. In Wien gelten bei Jugendlichen ab zwölf Jahren hingegen außerhalb des Schulbereichs nur die im Rahmen des Ninja-Passes absolvierten PCR-Testungen – mit einer Gültigkeitsdauer von jeweils 48 Stunden.

Rekord bei CoV-Infektionszahlen

Die ansteigenden CoV-Zahlen in ganz Österreich bereiten große Sorgen. Mit über 11.000 Neuinfektionen gibt es am Mittwoch einen neuen Rekord an CoV-Fällen.

Impfmöglichkeit als Begründung

Als Begründung für die Wiener Maßnahme wird die Impfmöglichkeit ab zwölf Jahren genannt, fast die Hälfte der etwa 70.000 Kinder in Wien in der betreffenden Altersgruppe sei schon geimpft. Die ungeimpften 36.500 Kinder dieser Altersgruppe könnten innerhalb von drei Tagen geimpft werden. Die Inzidenz bei den Zwölf- bis 15-Jährigen steige stark, aktuell liege sie bei 626. Jede Woche erkrankten über 400 Kinder dieser Altersgruppe. Die Impfung der jüngeren Kinder werde gerade vorbereitet, dabei werde das Impfserum von den Ärzten nach dem Körpergewicht des Kindes verringert.

Für Kinder unter zwölf Jahren ändere sich nichts, die Testpflicht in Wien ab sechs Jahren bleibe bestehen. Sechs- bis Elfjährige könnten ihren vollständig bepickten Ninja-Pass bis Ende der Woche nutzen, bei ihnen gelte also 3-G (Antigen-Test 48 Stunden, PCR-Test 72 Stunden).

Hacker: „Kämpfen gegen Lockdown“

„Wir sind überzeugt davon, dass wir die nächsten Wochen gut aufgestellt sind. Niemand kann vorhersagen, wie sich die Pandemie nach oben schraubt“, meinte Gesundheitsstadtrat Hacker in „Wien heute“, „wir haben es in den letzten Monaten geschafft, ein Bündnis einzugehen, so gut wie möglich durch die Pandemie durchzukommen. Wir kämpfen wie die Bären gegen einen Lockdown.“

Er warne seit Juni vor der vierten Delta-Welle, niemand dürfe jetzt überrascht tun: „Die vorherige Bundesregierung hat die Pandemie für beendet erklärt. Ja, ich habe die Bundesregierung kritisiert und stehe dazu.“ In zehn Tagen werde man wissen, ob die jetzigen Maßnahmen in Wien reichen. Vor einem Lockdown sind aber weitere Eskalationsstufen möglich, etwa 2G plus – also PCR-Tests auch für Geimpfte

Gemeinsam mit dem stellvertretenden Wirtschaftskammerdirektor Alexander Biach machte Hacker am Donnerstag Werbung für die Green-Check-App, mit der die Kontrolle der 2G-Regel in der Gastro und bei Veranstaltungen effizienter werden soll.

Handys mit „Green Check-App“
APA/Herbert Pfarrhofer
Die Green-Check-App ist nach einer Pilotphase in Wien in ganz Österreich verfügbar

Höchststand bei Neuinfektionen

Seit dem Ausbruch der Pandemie wurde am Mittwoch mit 11.398 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden in Österreich ein neues Allzeithoch erreicht. Die meisten Neuinfektionen gab es erneut in Oberösterreich mit 3.424 Fällen, dahinter folgen Niederösterreich mit 2.176 und Wien mit 1.587.

Die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner liegt österreichweit mittlerweile bei 713,9. Aufgeschlüsselt auf die Bundesländer liegt Oberösterreich auch hier an der Spitze (1.173,5). Danach folgen Salzburg, Niederösterreich und Vorarlberg (933,5, 741,3 bzw. 660,5). Anschließend kommen Kärnten (659,1), Tirol (645), die Steiermark (579,8), das Burgenland (476,3) und Wien (445,7).

Die meisten Impfungen gab es in Wien (12.509), gefolgt vom Impfnachzügler Oberösterreich (9.079) und der Steiermark (8.406). Bei den Erstimpfungen lag am Dienstag die Steiermark (5.309) vor Oberösterreich (3.832) und Wien (2.875). Die Durchimpfungsrate ist nach wie vor im Burgenland mit fast 72 Prozent am höchsten, vor Niederösterreich (67), der Steiermark (65) und Wien (64 Prozent).

Ludwig: Lockdown „letzte Konsequenz“

Angesichts der weiterhin steigenden Infektionszahlen bezeichnete Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Mittwoch einen neuerlichen Lockdown als „letzte Konsequenz“. Es müsse „alles, was nötig ist“ getan und „fast alles in Kauf“ genommen werden, um eine solche Situation zu verhindern, sagte Ludwig am Rande der Pressekonferenz vor der Eröffnung des 70. Städtetags in St. Pölten.

Von der Bundesregierung gefordert wurden „sehr schnelle und konsequente Maßnahmen und eine Informationskampagne, was den dritten Stich betrifft“. Angesprochen auf einen „Ost-Lockdown“ wie in der Osterzeit sagte Ludwig, gleichzeitig auch Präsident des Österreichischen Städtebundes, dass man „in einer Pandemie generell nichts zu einhundert Prozent ausschließen“ könne.

„Die Zahlen steigen in außerordentlichem Ausmaß, regional unterschiedlich, aber österreichweit“, konstatierte Ludwig. Ihn begleite die Sorge, dass gerade in stark betroffenen Bundesländern etwa „auch der Tourismus leiden wird“.

FPÖ: Einschränkung der Freiheit

Der Wiener FPÖ-Obmann Dominik Nepp sieht in der 2,5-G-Regel für Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren eine „weitere Einschränkung der Freiheit“. „Die rot-pinke Stadtregierung wird immer mehr zum Kinder- und Jugendschreck – vollkommen ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse jener, die unser aller Zukunft sind. Ludwig wird persönlich für die zu erwartende Überfüllung der Kinder- und Jugendpsychiatrien verantwortlich sein“, so Nepp in einer Aussendung.