CORONAVIRUS

Vorerst stabile Lage in Intensivstationen

In den Wiener Spitälern ist die Lage in den Intensivstationen vorerst stabil, das Personal ist aber „ausgelaugt“, heißt es. Eine Übernahme von Covid-Patienten anderer Bundesländer ist nicht geplant.

Schwerstkranke Covid-Patientinnen und Patienten, die zum Beispiel eine Lungentransplantation benötigen, werden schon in Wien behandelt. Grundsätzlich gibt es aber mit den anderen Bundesländern eine Vereinbarung, keine Covid-Patienten auszutauschen, so Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ): „Weil es natürlich auch schwierig wird wenn unsere Ressourcen knapp werden, wir Operationen verschieben müssen, gleichzeitig auch noch Patienten aus anderen Bundesländern aufzunehmen. Das ist auch emotional für die Bevölkerung sehr schwer zu verdauen.“

Zwar gibt es derzeit auf den Intensivstationen in Wien noch ausreichend Betten, „gleichzeitig laugt es unsere Mitarbeiter wahnsinng aus. Die sind wirklich am Limit, auch ihrer Kraft. Nicht nur quantitativ im Sinne von Ressourcen und Platz“, erklärte Hacker gegenüber Radio Wien.

Staudinger: „Ruhe vor dem Sturm“

Thomas Staudinger, Leiter der Intensivstationen am AKH, meinte am Mittwoch gegenüber der APA, dass manche politische Debatten an der Substanz des Krankenhaus-Personals zehrt: „Diese Verharmlosung, oder das so Tun als ob wir das Falsche tun würden, und es eigentlich eh ganz einfach wäre, solche Verläufe zu verhindern. Das macht uns schon wütend und traurig.“

„Wir haben noch eine Ruhe vor dem Sturm“, schätzte Staudinger die Lage ein. „Wir wissen: Wenn die Infektionszahlen rauf gehen, dann werden auch die Intensivpatienten mehr werden.“ In Wien wegen der strengeren Maßnahmen mit Verzögerung. Im AKH gibt es für Erwachsene zwölf Intensivstationen, drei davon sind mit Covid-Patientinnen und -Patienten belegt. „Es gibt vielleicht einen Tag, wo ein oder zwei Betten frei sind, die dann an diesem Tag aber ganz sicher belegt werden. Manchmal gibt es Tage, wo gar nichts frei ist, wo man umschichten muss“, meinte Staudinger.

24 Intensivbetten stehen im AKH für Covid-Schwerstkranke zur Verfügung. „24 Betten, die für die Routineversorgung, für die Normalversorgung fehlen“, so Staudinger. Die Patienten würden von den Intensivstationen anderer Krankenhäuser für Spezialtherapien, beispielsweise Lungenersatztherapie, übernommen werden. Verschiebungen von Operationen im größeren Ausmaß hätte es im AKH noch nicht geben müssen. „Wir versuchen das zu kompensieren. Es ging sich in den vergangenen Wochen gerade irgendwie aus, auch mit Hilfe anderer Krankenhäuser.“

Covid-Patienten kaum über 60 Jahre alt

Was Staudinger auffällt: „Die Patienten sind deutlich jünger. Wir haben bei den Covid-Patienten ein mittleres Alter von circa 45 Jahren, es ist kaum jemand über 60. Unser jüngster Patient ist derzeit 32 Jahre alt.“ Was dem Mediziner noch auffällt: „Der Hauptrisikofaktor ist ausgeprägtes Übergewicht. 80 Prozent unserer Patienten sind übergewichtig.“

Ältere Patienten gebe es hingegen kaum: „Das ist es sicher so, dass die Impfung eine Riesenrolle spielt, im Verhindern eines schweren Verlaufs. Ich möchte nicht wissen, wie es ausschauen würde, wenn nicht gerade bei älteren Patienten fast 80 Prozent Durchimpfungsrate da wäre.“ In diesem Zusammenhang wies der Mediziner auch auf die Wichtigkeit der Drittimpfung hin: Man wisse aufgrund von Daten etwa aus Großbritannien oder Israel, dass es ein entscheidender Faktor sei, den Impfschutz aufrecht zu erhalten.

Geimpft ist im Moment nur einer von Staudingers Covid-Intensivpatienten: „Das ist ein Mitte 50-Jähriger, der allerdings mit AstraZeneca geimpft ist, wo man weiß dass die Impfdurchbruchsrate eine höhere ist und der eine Vorerkrankung hat.“ Bei seinen ungeimpften Patienten hat Staudinger den Eindruck einer Erkenntnis: „Die meisten sehen natürlich schon, was das für ein Problem nach sich zieht, da geht es ja wirklich um das Überleben. Sie sehen auch die Schwere dieser Erkrankung, die sie ja oft vorher auch nicht gesehen haben. Da gibt es keinen mehr, der das verharmlosen würde.“