Coronavirus

Statistiker: Maßnahmen zu spät gesetzt

Die Entwicklung der Coronavirus-Infektionszahlen sei seit Mitte Oktober klar gewesen. Das hat Statistiker Erich Neuwirth am Donnerstag gesagt. Damals hätte man reagieren müssen. Jetzt plädiert er für Lockdown und Maskenpflicht, wo es möglich ist.

Oberösterreich startet am Montag etwa einen Lockdown für Ungeimpfte. „Prinzipiell ist ein Lockdown eine Maßnahme, die sehr schnell Wirkung zeigen kann. Wir haben allerdings noch keine Erfahrung, was ein Lockdown nur für einen Teil der Bevölkerung bewirkt. Wir müssen hoffen, dass der Lockdown für Ungeimpfte stark genug ist, um die Entwicklung möglichst schnell zu bremsen“, sagte der ehemalige Universitätsprofessor Neuwirth, der aktuell die Stadt Wien bei den Coronavirusmaßnahmen berät, im „Wien heute“-Interview.

Maskenpflicht in Schulen ausweiten

In drei Bundesländern – neben Oberösterreich auch in Niederösterreich und Tirol – gilt ab Montag eine Maskenpflicht in Schulen für die Oberstufen. Auch das sieht Neuwirth als „etwas, was sehr schnell die Infektionsgefahr stark verringert. Und ich fände es auch gut, wenn man das nicht nur in diesen drei Bundesländern machen würde“.

Generell sei für ihn aber klar, dass man schon viel früher reagieren hätte müssen. „Wir haben seit Mitte Oktober eine exponentielle Entwicklung, und zwar mit einer ziemlich hohen Steigerungsrate von 50 bis 60 Prozent pro Woche. Also ab spätestens Mitte Oktober wäre es erkennbar gewesen, dass wir uns einer kritischen Situation nähern“, sagte der Statistiker. Schon damals hätte man Maßnahmen setzen müssen.

Statistiker Neuwirth zur CoV-Lage

Statistiker Erich Neuwirth ist ehemaliger Universitätsprofessor für Statistik und Informatik an der Universität Wien. Er analysiert die CoV-Zahlen in Österreich .

Impfung hat langfristige Wirkung

Zwischen zehn und 14 Tage braucht es, bis sich Maßnahmen bei den Infektionszahlen niederschlagen, noch länger, um auch die Krankenhäuser zu entlasten. Ein Impfanstieg durch die 2-G-Regelung sei zu erhoffen, aber: „Impfungen bewirken in den nächsten zwei Wochen gar nichts. Das heißt, wir müssen darauf hoffen, dass die schnell gesetzten Maßnahmen, die kürzere Wirksamkeit haben, jetzt dazu führen, dass sich die Situation ein bisschen beruhigt.“

Wien sei aber vergleichsweise in einer guten Situation. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei rund 440, zuletzt wurden jeden Tag zwischen 900 und 1.500 Fälle täglich gemeldet. „In Wien ist auch die Steigerungsrate etwas niedriger“, sagte Neuwirth. Er gibt Wien bessere Chancen, ohne Lockdown durch die Infektionswelle zu kommen, als den anderen Bundesländern.