Czypionka
Peter Provaznik
Peter Provaznik
Coronavirus

Czypionka plädiert für 2-G-plus

Die aktuelle 2-G-Regel ist für Gesundheitsökonom Thomas Czypionka zu wenig. Der Experte ist auch nicht von Lockdowns für Ungeimpfte überzeugt. Er plädiert für 2-G-plus für bestimmte Situationen mit vielen Menschen in einem Raum.

Für 2-G-plus müsste man geimpft oder genesen sein sowie einen frischen negativen PCR-Test haben. Dass die seit Montag geltenden Maßnahmen mit einer 2-G-Regelung in den meisten Bereichen des öffentlichen Lebens zu wenig sind, zeigen die Berechnungen Czypionkas und seiner Kollegen: „Die aktuelle Zahl von rund 12.000 Neuinfektionen bedeutet, dass wir in rund zwei Wochen zwischen 60 und 100 Neuaufnahmen auf den Intensivstationen haben – täglich!“, sagte der Gesundheitsökonom vom Institut für Höhere Studien (IHS).

Lockdown für Ungeimpfte kaum kontrollierbar

Es sei „offensichtlich von manchen nicht so ganz erfasst worden, dass wir jetzt etwas tun müssen“. Die 2-G-Regelung sei im Hinblick auf eine Steigerung der Impfquote sicherlich wünschenswert, „aber nützt uns in der derzeitigen Situation wenig, weil die Impfung ja nach frühestens vier Wochen Auswirkungen auf die Inzidenzen hat“.

Auch von einem Lockdown für Ungeimpfte, wie er nun in Oberösterreich verhängt wurde, ist Czypionka nicht überzeugt. Das Problem sei, dass eine solche Maßnahme nicht ganz einfach zu kontrollieren sei. Und auch wenn er kein Rechtsexperte sei, „ist diese Maßnahme wahrscheinlich nicht ganz einfach rechtlich zu argumentieren“. Denn von „einem Ungeimpften, der frisch PCR-getestet ist, geht weniger Gefahr aus als von einem Geimpften, dessen Impfschutz langsam abnimmt, und der nicht getestet ist“.

Abstand, FFP2-Maske und 2-G-plus

Daher spricht sich der Experte für ein Maßnahmenpaket aus, das die Wiedereinführung von Distanzregeln sowie einer weitgehenden FFP2-Maskenpflicht umfasst, sowie einer 2G-plus-Regelung für Situationen, wo viele Menschen auf engem Raum zusammen sind, also etwa im Restaurant oder der Chorprobe. „Der Vorteil wäre, dass man damit das gesellschaftliche Leben weiterführen könnte“, so Czypionka.

Und natürlich wäre es wünschenswert, wenn schon mehr Menschen ihre Booster-Impfung hätten, weil bei vielen der zweite Stich schon länger als sechs Monate zurück liege und sie damit auch einen zunehmend schlechteren Schutz gegen Infektion und Weitergabe des Virus haben.

Auf „Twitter“ schrieb Czypionka am Donnerstag: „Irgendwie bin ich schon erstaunt, dass manche den Ernst der Lage noch immer nicht verstanden haben.“ Befragt, ob die derzeitige Situation nicht auf ein völliges Versagen der Politik zurückzuführen sei, meinte Czypionka, dass das „Mindset in der Politik sehr stark darauf ausgerichtet ist, dass man über Dinge verhandeln kann – das machen Politiker täglich mehrfach. Man verkennt aber, dass hier ein rein naturgesetzlicher Ablauf da ist, über den man nicht verhandeln kann.“