Lipizzaner und Bereiter in Spanischer Hofreitschule
APA/Georg Hochmuth
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Politik

Hofreitschule: Vorwürfe werden geprüft

Die Geschäftsführerin der Spanischen Hofreitschule, Sonja Klima, bestätigt den umstrittenen Lipizzanerkauf durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Johann Marihart. Die Vorwürfe werden geprüft, kündigte sie an. Auch das Ministerium prüft.

Die Hofreitschule habe einen Hengst an Marihart verkauft, erklärt Klima gegenüber dem ORF Wien. Anschließend sei das Pferd von Bereitern ausgebildet worden. „Die Behauptungen, die auf einen Zeitraum von vor acht Jahren zurückgehen, werden unter Einbindung aller Beteiligten sicher genau geprüft werden. Der noch immer in Ausbildung stehende Lipizzanerhengst wird aktuell auch in den Vorführungen eingesetzt“, sagte die Leiterin der Hofreitschule.

Köstinger fordert Stellungnahmen

Auch die zuständige Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) will die Vorfälle „rasch und umfassend“ aufklären. Sowohl die Geschäftsführung als auch die drei vom Ministerium entsandten Aufsichtsräte wurden aufgefordert, „eine Stellungnahme zu diesen Vorwürfen zu übermitteln“.

Die Stellungnahme soll dem Eigentümerministerium zufolge folgende Elemente beinhalten: „eine Darstellung der Rechtmäßigkeit, des Umfangs und der Marktüblichkeit des Einstellvertrags, insbesondere vor dem Hintergrund der gültigen Compliance-Bestimmungen“ sowie „eine Darstellung, ob und wie mögliche Interessenskonflikte bzw. die Inanspruchnahme ungerechtfertigter Vorteile vermieden wurden“.

2013 soll der Hengst um 12.000 Euro an den Vorsitzenden des Aufsichtsrats verkauft worden sein, wie Recherchen des ORF Wien ergaben. Mittlerweile wird der Wert des Pferdes auf mehrere hundertausend Euro geschätzt, weil er zu einem Star der Hofreitschule ausgebildet worden ist. Gezahlt habe Marihart dafür nicht.

Neue Vorwürfe gegen Hofreitschule

Die Geschäftsführerin der Spanischen Hofreitschule, Sonja Klima, bestätigt den umstrittenen Lipizzanerkauf durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Johann Marihart. Die Vorwürfe werden geprüft, kündigte sie an. Auch das Ministerium prüft.

Reitstunden auch in Dienstzeit

Zum Zeitpunkt des Verkaufs des Pferds waren Elisabeth Gürtler und Erwin Klissenbauer in der Geschäftsführung der Hofreitschule. Im Auftrag Gürtlers unterschrieb Klissenbauer damals den Kaufvertrag. Auch der Einstellvertrag für das Pferd wurde von den beiden unterzeichnet. Klissenbauer, der noch immer in der Geschäftsführung sitzt, sagte gegenüber „Wien heute“ zu den Vorwürfen: „Man muss umgekehrt sagen, das Pferd steht uns gratis zur Verfügung, denn wir zahlen nichts für die Haltung. Die wird über den Einstellvertrag geregelt – und ist daher aus meiner Sicht für die Spanische Hofreitschule ein Vorteil.“

Laut dem Nachtrag im Einstellvertrag, der dem ORF Wien vorliegt, zahlt die Hofreitschule aber sehr wohl für Tierarzt und Hufbeschlag rückwirkend ab 2014. Zu dem Vorwurf von gratis Reitstunden für die Tochter des Aufsichtsratsvorsitzenden, argumentierte Klissenbauer, dass die Besitzerin „fallweise“ auf dem Pferd Platz nehme: „Ich will das nicht das Reitunterricht bezeichnen.“

Geschäftsführerin Klima erklärte jedoch, sie habe bis Dienstag angenommen, dass das immer in der Freizeit der Bereiter passiert wäre. „Aber manchmal sind Reitstunden auch am Vormittag passiert“, so Klima – also auch in der Dienstzeit.

Kritik von FPÖ und NEOS

Die Recherchen sorgten für politische Aufregung, da die Spanische Hofreitschule zu 100 Prozent im Besitz des Bundes ist. Für die Ausbildungskosten kamen also indirekt die Steuerzahler auf. Für den Generalsekretär der FPÖ, Christian Hafenecker, steht die zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger in der Pflicht, den Aufsichtsratsvorsitzenden abzuberufen.

Hafenecker kündigte in einer Aussendung eine parlamentarische Anfrage an. Auch NEOS forderte den Rücktritt von Marihart. „Der Aufsichtsratsvorsitzende hat mit seinem Verhalten nicht nur die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler geschädigt, er hat auch den internationalen Ruf der Hofreitschule beschädigt. Es gibt aus unserer Sicht nur eine Konsequenz für ein solches Verhalten und das ist ein Rücktritt“, sagte NEOS-Kultursprecherin Julia Seidl in einer Aussendung.