Ein mit Rollbalken geschlossenes Geschäftslokal
APA/Roland Schlager
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Wirtschaft

Lockdown: Gefahr für kleine Einkaufsstraßen

Mindestens zehn Tage lang haben Geschäfte seit heute gesperrt. Gerade in der Vorweihnachtszeit ist das für viele Händlerinnen und Händler ein harter Schlag. Vor allem auf kleinen Einkaufsstraßen verschärft die Pandemie bestehende Probleme.

Statt Einkaufsbummel ist in diesen Tagen wieder online shoppen angesagt – ein Trend, den vor allem die kleinen Einkaufsstraßen fürchten. Denn die Wienerinnen und Wiener kaufen im Vergleich zu anderen Bundesländern ohnehin schon mehr online, sagt Standortexpertin Samantha Riepl von der Beratungsfirma RegioPlan: „Die Onlineaffinität liegt in Wien tatsächlich um acht Prozent höher als im Österreich-Durchschnitt.“

Kein Patentrezept

Pro Jahr fließen etwa 2,6 Milliarden Euro in den Onlinehandel, der Großteil – rund 70 Prozent – geht an große ausländische Konzerne. Ob Leerstände oder fehlende Frequenz, die Pandemie verstärkt die Probleme kleiner Einkaufsstraßen noch: „Die Gefahr besteht, dass die kleineren Einkaufsstraßen sozusagen zu Nahversorgungszonen degradiert werden“, sagt Riepl.

Eindrücke von der Mariahilfer Straße vor dem Lockdown
wien.ORF.at
Für große Einkaufsstraßen wie die Mariahilfer Straße ist ein Lockdown ein kleineres Problem

Ein Patentrezept dagegen gibt es keines. Man müsse sich jede Einkaufsstraße einzeln anschauen und den Nutzungsmix analysieren – etwa feststellen, wo es Lücken gibt und welche Zielgruppen man ansprechen kann. Am besten funktionieren oft starke Marken oder ein starker Nahversorger, der dann auch mehr Kundinnen und Kunden anzieht.

Lage in Wien stabil

Generell sei der Standort Wien stabil, besonders der Lebensmittelhandel floriert durch die Pandemie besonders. Auf große Geschäftsstraßen habe der Lockdown weniger Auswirkungen. Da gibt es zwar auch eine Fluktuation, Leerstände werden aber meistens schnell wieder vermietet.

Gewerkschaft für kürzere Öffnungszeiten

Die Gewerkschaft GPA forderte unterdessen am Montag erneut kürzere Öffnungszeiten im Handel. Wie schon in vorangegangenen Lockdowns sollen Geschäfte auch jetzt wieder um 19.00 Uhr schließen. Grund dafür sei unter anderem die Sicherheit der Handelsangestellten: „Vor allem weibliche Handelsangestellte wollen nicht im Dunkeln durch menschenleere Gassen nach Hause gehen“, so Gewerkschaftsvorsitzende Barbara Teiber heute in einer Aussendung.

Darüber hinaus würden kürzere Öffnungszeiten für ausreichend Personal sorgen und verhindern, dass oft kurzfristig eingesprungen werden muss. In vergangenen Lockdowns habe man sich gemeinsam mit den Sozialpartnern auf kürzere Öffnungszeiten verständigt, diesmal fühlt sich die Gewerkschaft vom Gesundheitsministerium nicht ausreichend einbezogen.

Lugner für Sonntagsöffnung vor Weihnachten

Während des Lockdowns dürfen nur Geschäfte zur Grundversorgung öffnen, darunter fallen Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Drogerien, Trafiken und Tankstellen. Für die Zeit nach dem Lockdown ab dem 13. Dezember wünscht sich der Wiener Einkaufszentrumsbetreiber Richard Lugner die Möglichkeit, seine Geschäfte auch am Sonntag zu öffnen.

Das Weihnachtsgeschäft sei in der Kürze der Zeit nicht zu bewältigen, deshalb sollten die Öffnungszeiten am Vorweihnachtswochenende auch auf Sonntag (19. Dezember) ausgedehnt werden, hieß es in einer Aussendung. Lugner hatte schon in der Vergangenheit mehrmals die generelle Sonntagsöffnung des Handels gefordert