Politik

Ludwig: „Wir sind keine Insel der Seligen“

Hätte Wien nicht beim Lockdown mitgemacht, wären auch in Wien die CoV-Infektionen weiter angestiegen, sagte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in „Wien heute“. „Wir sind keine Insel der Seligen“, so Ludwig. Man sei von Nachbarländern mit hohen Inzidenzen umgeben. Ein Lockdown-Ende am 13. Dezember ist für Ludwig nicht fix.

Seit Juni hat die Stadtregierung den Wienerinnen und Wienern erklärt, dass es strengere Maßnahmen brauche, um einen Lockdown zu verhindern. Jetzt gibt es zwischen Salzburg mit höchster 7-Tage-Inzidenz bei den Coronazahlen österreichweit und Wien keinen Unterschied, der Lockdown gilt überall.

Auf die Frage, warum Wien hier mitgezogen ist, sagte Ludwig im „Wien heute“-Interview: „Es war richtig, dass wir parteiübergreifend und über Bundesländergrenzen hinweg, diese sehr schwere Entscheidung getroffen haben, um die Spitäler dort zu schützen. Es ist ein Akt der Solidarität dem Krankenhauspersonal gegenüber, die Zahlen zu senken.“

Bürgermeister Ludwig über die Lockdown-Regelungen

Garantieren könne man in der Pandemie nichts, der Lockdown soll aber Mitte Dezember enden, sagt Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) im „Wien heute“-Studiogespräch. Der Lockdown sei ein Akt der Solidarität mit dem Pflegepersonal.

Einmal mehr betonte Ludwig auch, dass man sich in Österreich in einer Solidargemeinschaft befinde. „Das heißt, wenn die Spitäler in einem Bundesland an die Kapazitätsgrenzen stoßen, bedeutet das natürlich, dass Patientinnen und Patienten auch in den anderen Bundesländern übernommen werden. Das heißt, auch in Wien würden die Auslastungszahlen in den Spitälern stark steigen.“

7-Tage-Inzidenz von 100 „eine Orientierungshilfe“

Auf die Frage, ob er garantieren könne, dass nach drei Wochen der Lockdown vorbei sei, sagte der Bürgermeister: „Garantieren kann man in einer Pandemie nie etwas. Obder Lockdown für Geimpfte in drei Wochen zu Ende ist, hängt davon ab, ob es gelingt, dass sich viele über Bundesländergrenzen hinweg, impfen lassen und zugleich, ob es gelingt, die sozialen Kontakte zu reduzieren.“

Auf eine konkrete Inzidenz, ab wann geöffnet werden kann, will sich Ludwig nicht festlegen, die zuletzt immer wieder genannte 7-Tage-Inzidenz von 100 sei sicher eine Art „Orientierungshilfe“. „Man muss neben den konkreten Zahlen immer auch die Dynamik berücksichtigen. Das ist auch jetzt der Fall. Wir haben im Bundesländervergleich die günstigsten Zahlen in Wien, auch aufgrund der Maßnahmen, die wir in Wien sehr früh gesetzt haben. Trotzdem ist die Zahl der Infizierten auch bei uns im Steigen.“

Einer der Gründe dafür: „Wir sehen die Dynamik nicht nur in Wien und den anderen Bundesländern, es steigen auch in den Nachbarstaaten die Zahlen, in Bayern, der Slowakei, in Tschechien. Das heißt, wir sind nicht eine Insel der Seligen, sondern es ist davon auszugehen, dass, wenn wir diesen Lockdown nicht durchgeführt hätten, dass auch aus diesem Grund die Zahlen gestiegen wären“, so Wiens Bürgermeister.

„Lockdown funktioniert, wenn Kontakte reduziert werden“

Auch wenn am ersten Tag des Lockdowns auf Wiens Straßen relativ viel los war, ist Ludwig überzeugt, dass der Lockdown funktionieren könne. „Der Lockdown hat den Sinn, Kontakte zu reduzieren. Man merkt trotzdem, dass es eingeschränkte Kontaktmöglichkeiten gibt, dadurch hoffen, wir dass es geringere Ansteckungsgefahr gibt.“ Außerdem habe man mit den Sozialpartnern intensive Gespräche geführt, und alle eingeladen, überall Home Office umzusetzen, um zur Kontaktreduktion beizutragen.

Obwohl die Situation an den Schulen weiter angespannt ist – die Inzidenz bei den 5-14-Jährigen ist doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung – hält auch Ludwig am Konzept der offenen Schulen mit Präsenzunterricht fest: „An den Schulen wird intensiv getestet, dadurch besteht die Chance, Infizierte möglichst schnell rauszuholen. Wien bietet mit Alles Gurgelt ein sehr sicheres System.“

Michael Ludwig
ORF
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) im „Wien heute“-Interview zum geplanten Ende des Lockdowns und der Impfpflicht

Impfpflicht: „Solidarität gegenüber den Geimpften“

Die beschlossene Impfpflicht sei „ein Signal an jene Bevölkerungsgruppe, die geimpft ist“. „Die fragen sich jetzt natürlich, warum habe ich alle Vorkehrungen berücksichtigt und muss mich jetzt trotzdem im Lockdown an schwerwiegenden Maßnahmen orientieren?“, so Ludwig.

Man wolle mit der Impfpflicht „in Richtung der Ungeimpften ganz deutlich machen, dass wir auch eine Solidarität einfordern, gegenüber anderen Teilen der Bevölkerung.“ Ob eine Strafe für Impfverweigerer in der Höhe von 3.600 Euro angemessen sei, so wie zuletzt von Verfassungsministerin Karoline Edstadler (ÖVP) vorgeschlagen, müsse laut Ludwig in Begutachtungsverfahren geprüft werden.