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Tourismus

Wiener Hotellerie: Die Lage ist düster

Mit drastischen Worten beschreibt die Hotelbranche die Auswirkungen des vierten Lockdowns: Das habe den Hoteliers das Genick gebrochen. Besonders wird um Gäste aus Deutschland gebangt, sie machen die Hälfte des Marktes aus. Mit einer Erholung wird erst ab 2024 gerechnet.

Die Lage ist düster: Bis auf wenige Geschäftsreisende verließen ausländische Gäste die Stadt. Gerade einmal eine Buchungslage von acht Prozent sei zu verzeichnen, hieß es. Die Buchungen für Silvester seien verhalten, so die Österreichische Hoteliervereinigung. Der Lockdown wirke sich verheerend auf die Branche aus, sagte Dominic Schmid, Hotellerieobmann der Wirtschaftskammer: „Jetzt sind wir am Boden zerstört.“

Reiselust der Wiener

Reiselust und Reisefrust liegen in Wien offenbar ganz nah beisammen: während ausländische Touristen der Reihe nach stornieren und die Hotelbetten in der Stadt so gut wie leer bleiben, zieht es viele Wiener trotz Lockdown offenbar ins Ausland.

Der Lockdown sei sehr spontan gekommen. Die Buchungszahlen für November und Dezember seien sehr gut gewesen, speziell mit Blick auf die Hochsaison mit den Adventmärkten. Momentan aber, so Schmid, würden nur noch Stornos hereinkommen. Der Markt sei total verunsichert. Schmid forderte wieder Hilfe und Unterstützung des Staates für die Branche.

Bangen um Rückkehr der Gäste aus Deutschland

Ähnlich sieht das auch Michaela Reitterer von der Hoteliervereinigung. Die vielen Lockdowns, das Auf und Zu, habe das Vertrauen der Gäste zerstört. Diese würden jetzt nach Lissabon, Madrid oder Barcelona fahren. Besondere Sorgen bereitet den Hoteliers die Frage, ob nach dem Lockdown Gäste aus Deutschland wieder nach Wien finden. Denn sie machen die Hälfte des Marktes aus: „Wenn der deutsche Markt wegfällt für Weihnachten und Silvester, können wir von einem Verlust von 50 Prozent rechnen, das würde uns sehr hart treffen“, sagte Reitterer. Da heuer auch der Silvesterpfad wieder ausfalle, gebe es wenig Buchungen. Reitterer hofft mit einer Erholung des Marktes frühestens im Jahr 2024.

Leerer Speisesaal in einem Hotel
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Keine Gäste essen in den Speisesälen

Zahlreiche Gäste, besonders aus Deutschland und Italien, sind mit der Verkündung des Lockdowns frühzeitig abgereist. Die Tourismusbranche bangt nun, ob nach den angekündigten maximal 20 Tagen Lockdown auch wieder aufgesperrt werden kann. Das wisse man derzeit nicht, sagte Norbert Kettner von Wien Tourismus. Allerdings habe man auf der anderen Seite auch gesehen, dass Buchungen auch recht kurzfristig einlangen würden. Kettner: „Das internationale Publikum ist ja mittlerweile schon Lockdowns gewohnt und reagiert schnell.“

Reiselust der Wienerinnen und Wiener ungebrochen

Aber auch viele Wienerinnen und Wiener versuchen offenbar, dem Lockdown zu entfliehen. Ihre Reiselust scheint ungebrochen. Im Reisebüro Kuoni hieß es, dass bereits getätigte Buchungen bisher nicht storniert worden wären. Hoch im Kurs stehen damit weit entfernte Ziele wie die Seychellen, die Malediven oder Mauritius. Laut AUA soll der Flugplan im Großen und Ganzen stabil bleiben. Es könnte in den nächsten Tagen höchsten punktuell zu Anpassungen kommen. In einem Statement hieß es zu Beginn der Woche: „Wir beobachten die Lage und sind – auch aufgrund der Klarstellung seitens des Gesundheitsministeriums hinsichtlich der Auslandsreisen – optimistisch.“