Architekturwettbewerb neue Arena Neu Marx
Kronaus/Mitterer/Gallister/expressiv.at
Kronaus/Mitterer/Gallister/expressiv.at
Politik

Prüfbericht: Arena-Planung zu „unkoordiniert“

Der Stadtrechnungshof hat Planung und Bau einer Veranstaltungshalle für 20.000 Besucherinnen und Besucher in Wien geprüft. Anlass war ein Antrag der ÖVP. Sie wollte wissen, ob die von der Wien Holding abgewickelte Planung zweckmäßig und zielgerichtet ist.

Kurz zusammengefasst heißt die Antwort darauf wohl Nein. Im Bericht ist die Rede von mangelnder Koordination des wettbewerblichen Dialogs. Die Kosten explodieren offenbar. Ursprünglich war von 250 Millionen Euro die Rede, der Stadtrechnungshof kommt aber auf mehr als 700. Und auch was den Fertigstellungstermin betrifft, kommt Kritik der Prüfer. Vom ursprünglichen Termin 2025 ist keine Rede mehr, derzeit ist die Option 2028, es gibt aber auch ein worst case-Szenario für 2029. Insgesamt sehen die Prüfer Optimierungsbedarf.

So komme etwa auch die Suche nach einem Investor bzw. Betreiber zu spät. Sie hätte sinnvollerweise zugleich mit dem bereits abgeschlossenen und entschiedenen Architekturwettbewerb stattfinden sollen, hieß es. Die Vorstellungen und Bedürfnisse der Architekten und des Kooperationspartners hätten damit „schon in einem frühen Projektstadium in Einklang gebracht werden können“. „Aus Sicht des Stadtrechnungshofes Wien erschien es durchaus möglich, dass dieser Umstand zusätzliche Kosten nach sich ziehen könnte“, heißt es unter anderem in dem Bericht.

Kritik an fehlendem Kostenrahmen

Der Stadtrechnungshof hat Planung und Bau der neuen Konzert-Arena für 20.000 Besucher in St. Marx geprüft. Das Ergebnis: massive Kritik am fehlenden Kostenrahmen.

Holding beruft sich auf CoV-Krise der Branche

Die Wien Holding verteidigt sich damit, dass die Verträge branchenüblich seien. Und man habe online zum Bau anderer Arenen, die in den vergangenen Jahren in anderen Städten realisiert worden seien, recherchiert. Da seien in „verschiedenen Medienberichten“ Kosten von bis zu 220 Mio. Euro genannt worden.

Die Suche nach einem Investor bzw. Betreiber wäre auch früher beabsichtigt gewesen, so die Holding weiter. Allerdings hätte die Covid-19-Pandemie dies verzögert: „Die gesamte Entertainmentbranche weltweit war und ist durch die Covid-19-Pandemie in eine existenzbedrohende Krise geschlittert. Und aus eben dieser Branche wären die Interessentinnen bzw. Interessenten für den „wettbewerblichen Dialog“ zu einem Großteil gekommen.“

„Wie KH Nord“ und „Dilettantismus“

Wenig überrascht äußert sich die Wiener ÖVP zur Kritik des Stadtrechnungshofes. Wie sämtliche Großprojekte der Stadt würde auch dieses nur mit enormer Verspätung und enormer Kostensteigerung realisiert. Klubobmann NMarkus Wölbitsch fühle sich an das „Skandalprojekt KH Nord“ erinnert. Nach Vorliegen des Berichts erscheine das Schweigen der Stadt zu dem Projekt in einem anderen Licht. ÖVP-interne Berechnungen würden sogar Kosten von fast einer Milliarde Euro ergeben. Auch sei die Bestellung von drei Geschäftsführern bei der WH Projekt Arena Projektentwicklung GmbH nicht nachvollziehbar, sagte Wölbitsch.

Ähnlich die FPÖ: Die SPÖ Wien sei unfähig, Großprojekte umzusetzen, sagte der Wiener FPÖ-Klubobmann Maximilian Krauss. Nach den „horrenden Kostensteigerungen beim Bau der U2/U5“ sei dies nun die nächste Katastrophennachricht für die Wiener Steuerzahler. Dass erst jetzt, nach drei Jahren, ein strategischer Privater Partner an Bord geholt werde, sei bezeichnend für den Dilettantismus. Außerdem stellt sich die Frage, was die drei für die Wien Holding Arena eingesetzten Geschäftsführer die vergangenen Jahre überhaupt gemacht hätten, sagte Krauss.

Höhere Kosten bei U-Bahn-Ausbau

Kritik übte der Stadtrechnungshof auch an der vierten U-Bahn-Ausbauphase des „Linienkreuzes U2/U5“. Die zunächst abgeschätzten Gesamtkosten für die vierte Ausbauphase seien entsprechend den Ausschreibungsergebnissen auf rund 1,702 Mrd. Euro auf Preisbasis 2020 erhöht worden. Unter Berücksichtigung der Vorausvalorisierung bis zur geplanten Eröffnung der vierten U-Bahn-Ausbauphase Ende 2028 bzw. Jänner 2029 wurden somit abgeschätzte Gesamtkosten von rund 2,092 Mrd. Euro prognostiziert. Laut Wiener Linien können bei derartig komplexen Projekten Kostenschätzungen, die wirklich halten, erst nach erfolgter Detailplanung und den Rohbau-Ausschreibungen genannt werden.