Michael Häupl
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Häupl will nicht Bundespräsident werden

Ex-Bürgermeister und jetzige Präsident der Volkshilfe Wien Michael Häupl (SPÖ) denkt nicht daran, Österreichs Bundespräsident zu werden, hat auf seinem Handy nur private Chats und sieht die politische Karriere von Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Ende.

Die Pandemiebekämpfung der Politik beurteilt Häupl sehr unterschiedlich. „Die letzten Monate würde ich sagen, da hat es vor allem was die Kommunikation betroffen hat, Luft nach oben gegeben.“

Angekündigte Impfpflicht „mutig“

Die Impfpflicht ab Februar 2022 hätte man sich laut Häupl genauso wie den aktuellen Lockdown „ersparen können, wenn die Argumente der Vernunft aufgegriffen worden wären und man sich rechtzeitig hätte impfen lassen in entsprechend großer Zahl.“ Grundsätzlich findet er die Entscheidung für die Impfpflicht „sehr mutig, aber fast alternativlos.“

Michael Häupl bei Budgen

Ex-Bürgermeister Michael Häupl von der SPÖ ist zu Gast bei Patrick Budgen (ORF).

Regierung muss Vertrauen zurückholen

Viele Menschen in Österreich misstrauen der Regierung bei der Pandemiebekämpfung. Eine Neuwahl wäre laut Häupl aktuell aber keine Lösung für die aktuellen Fragestellungen. „Vertrauen muss man sich erkämpfen, Vertrauen muss man sich erwerben und zwar durch konkrete Arbeit, nicht durch Reden. Ich glaube, dass da die österreichische Bundesregierung – mit dem Besten aus zwei Welten – noch eine Menge Arbeit vor sich hat, dieses Vertrauen wieder zurückzuholen bei den Leuten.“

Sebastian Kurz „steht vor dem Ende“

An eine Rückkehr des ehemaligen Bundeskanzlers Sebastian Kurz (ÖVP) bei der nächsten Wahl glaubt Häupl nicht. Die Diskussion über die politischen Chats stehe erst am Anfang. „Was man so aus den Kreisen, die sich mit dem beschäftigen hört, kommt da noch einiges auf ihn jetzt im gegenständlichen Fall zu“, so Häupl. Aber es sei seine Sache. „Ich glaube persönlich gesehen, seine politische Karriere ist zu Ende oder steht vor dem Ende.“

„Bei Spritzer zusammensetzen“

Häupl selbst habe nur private, keine politischen Chats auf seinem Handy. „Ich habe sehr viel davon gehalten, dass man miteinander redet, sich bei einem Spritzer zusammensetzt, sich austauscht, eine gemeinsame Meinung bildet und dann hinausgeht. Ich habe überhaupt nichts davon gehalten, den elektronischen Fußabdruck da zu hinterlassen.“

Häupl will nicht Bundespräsident werden

Eine Rückkehr in die Politik kann sich Häupl momentan nicht vorstellen. „Ich habe das sehr lange gemacht, mit großer Begeisterung und mit großer Empathie.“ Natürlich sei er weiterhin politisch aktiv – in den Arbeitsfelder der Wissenschaftsförderung und im Bereich der Volkshilfe. „Meine politische Wachheit lass ich mir natürlich auch nicht nehmen.“

Häupl denkt jedenfalls nicht darüber nach, einmal Bundespräsident zu werden. „Ich brauche dafür auch keinen Notariatsakt dafür. Ich sage, ich mach das nicht, und damit ist die Geschichte erledigt. Mit 72 Jahren ist das ja absurd, mit Verlaub gesagt.“

Kinder abschieben, Verbrecher nicht?

Einer 18-jährigen Schülerin aus Wien droht die Abschiebung nach Serbien, weil sich ihr Vater den Aufenthaltstitel in Österreich erschlichen haben soll. Häupl setzt sich schon länger gegen Kinder-Abschiebungen ein – und ist gegen Sippenhaftung: „Die junge Frau ist, was ich höre aus der Schule, hervorragend integriert, eine sehr gute Schülerin, maturiert nächstes Jahr, lebt seit mehr als fünf Jahren in Österreich – wieso soll man dieser jungen Frau jetzt die Zukunft rauben, nur weil ihr Vater möglicherweise ein Rechtsvergehen begangen hat. Das sehe ich nicht ein.“

Bei Kindern komme man immer daher mit Argumenten, dass man sie abschieben kann, kritisiert Volkshilfe-Präsident Häupl: „Natürlich geht das relativ leicht. Wenn ich mir gleichzeitig in Erinnerung rufe, dass ich vor einem Jahr vom Innenminister gehört habe, den strafrechtlich verurteilten Mörder vom November in der Wiener Innenstadt, den konnte man nicht abschieben, obwohl er verurteilt war. Da kann ich nur sagen: wo leben wir denn? Das kann ja kein Mensch verstehen. Integrierte Kinder können wir abschieben, aber Verbrecher nicht? Das akzeptiere ich nicht.“