Chronik

Klimaschutz: MS-Patient klagt Österreich

Bei Multiple-Sklerose-Patientinnen und -Patienten kann sich der Zustand vorübergehend verschlechtern, wenn der Körper zu warm wird. Sie spüren den Klimawandel besonders. Ein Betroffener fühlt sich von Österreich nicht ausreichend geschützt – und klagt vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR).

Mex M. ist an einer temperaturabhängigen Form von Multipler Sklerose erkrankt. Die aktuellen Temperaturen im Freien kommen ihm entgegen – aber ab einer Temperatur von 25 Grad verändert sich sein Leben. Je wärmer es wird, umso mehr ist er auf einen Rollstuhl angewiesen. Etwa 80 Prozent der Multiple-Sklerose-Betroffenen leiden am sogenannten „Uhthoff-Phänomen“.

Grundrechte nicht geschützt

Mex macht es gemeinsam mit seiner Anwältin zum Thema für die Gerichte. Weil man Klimaschutz in Österreich nicht einklagen kann, führt der Beschwerdeweg über die Grund- und Menschenrechte. Mex klagt ein, dass sein Grundrecht auf Gesundheit vom Staat Österreich nicht ausreichend geschützt werden.

Mex M., Beschwerdeführer der Europäische Klimaklage gegen Österreich
ORF
„Ich bin jetzt schon von der Klimakrise betroffen“, so Mex. Er ist Beschwerdeführer der Europäische Klimaklage gegen Österreich

Müssen Staaten Menschen schützen?

Damit könnte er für alle etwas ändern. „Wenn jetzt Schutzpflichten gegenüber Mex bejaht werden, das heißt, wenn Staaten – nicht nur Österreich, sondern letztlich alle Staaten, die dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte unterliegen, die Menschen schützen müssen vor der Krise, profitieren wir alle davon“, so Rechtsanwältin Michaela Krömer. „Die Tatsache, dass es wärmer und heißer wird, hat konkrete Auswirkungen auf ein Menschenleben.“

MS-Patienten leiden unter Klimawandel

Je wärmer es wird, desto mehr sind Patienten mit Multipler Sklerose auf den Rollstuhl angewiesen. Der Klimawandel setzt diesen Personen zu, ein Betroffener zieht deswegen nun vor Gericht.

Crowdfunding für Klimaklage

Die Klimaklage wurde bereits im April eingereicht. Ein zuvor von Fridays For Future initiiertes Crowdfunding mit Ziel 30.000 Euro konnte innerhalb von drei Wochen nach dem Kampagnenstart abgeschlossen werden.

Sendungshinweis:

Österreich Bild „Gekommen um zu bleiben“, Sonntag, 18.25 Uhr, ORF 2

Das Crowdfunding zur Deckung der Verfahrenskosten wurde über die Plattform Respekt.net abgewickelt, 677 Privatpersonen leisteten einen Beitrag, die Klimaklage wurde zudem unter anderem von Greenpeace, der Initiative #aufstehn oder Unternehmen wie der Ökostrom AG, Windkraft Simonsfeld und Fairtrade Österreich unterstützt.

Dokumentation über Wiens Klimaschützer

ORF-Redakteurin Ulrike Dobes zeigt in einer aktuellen Dokumentation aus dem Landesstudio Wien, wie unterschiedlich Menschen in Wien für mehr Klimagerechtigkeit kämpfen. Was Mex und seine Anwältin Michaela Krömer antreibt und welche Schicksalsschläge sie begleiten, ist am Sonntag, um 18.25 Uhr in einem „Österreich Bild“ auf ORF 2 zu sehen.