Lifebrain-Mitarbeiter hantieren mit „Gurgel-Tests“ am Freitag, 26. März 2021, im Rahmen der Eröffnung des neuen Lifebrain Logistik- und Laborzentrums „Alles gurgelt“ auf der Baumgartner Höhe in Wien
APA/Herbert Neubauer
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Coronavirus

Lifebrain baut Gurgeltestlabor aus

Der Laboranbieter Lifebrain, der die PCR-Tests des „Alles gurgelt“-Programms auswertet, baut seine Kapazitäten in Wien aus. In Wien werden die Gurgeltests seit Montag auch auf die CoV-Variante Omikron untersucht. Bisher konnte sie nicht nachgewiesen werden.

Man tue dies angesichts der nach wie vor signifikant steigenden Testvolumina im gesamten Bundesgebiet sowie der „ernsten Schwierigkeiten“ in vielen Bundesländern, ein starkes, zuverlässiges und niederschwelliges Testangebot mit Befunden innerhalb von 24 Stunden gewährleisten zu können, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.

Lifebrain ist laut eigenen Angaben inzwischen in der Lage, positive Testergebnisse auf eine allfällige Omikron-Infektion zu untersuchen. Pro Woche führt das Unternehmen 1.000 Untersuchungen zur Sequenzierung des Virus durch, um Mutationen zu erkennen. Bisher wurde die Virusmutation in Wien nicht nachgewiesen.

Täglich 750.000 PCR-Tests möglich

Laut der Aussendung wird der Standort in der Klinik Penzing – also dem ehemaligen Otto-Wagner-Spital – deutlich erweitert. Derzeit werden zwei Objekte genutzt, nämlich der Pavillon 16 für die Logistik und der Pavillon 17. Dort befindet sich auf drei Stockwerken das Covid-Labor, das über 118 PCR-Analysegeräte und 144 Pipettierroboter verfügt. Nun kommen zwei weitere von Grund auf sanierte und zum Labor umgebaute Pavillons dazu, hieß es.

Damit wird die tägliche maximale Testkapazität bis Anfang 2022 auf rund 750.000 PCR-Tests pro Tag erweitert. Parallel dazu wird der Personalstand laut Lifebrain um bis zu weitere 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf insgesamt mehr als 1.500 erhöht. In die Erweiterung werden rund 18 Mio. Euro investiert, gab man bekannt.

Umbauten in vollem Gange

Aktuell sei die Vorbereitung für die Kapazitätsausweitung in vollem Gange, hieß es weiter. Die erforderlichen baulichen Maßnahmen für die beiden neuen Pavillons sollen bis Mitte Dezember abgeschlossen sein. Dazu gehöre das Sanieren der komplett veralteten Infrastruktur, die Verlegung von rund 50 Kilometer Datenleitungen pro Pavillon, eine eigene Stromzuführung, die Einrichtung von Notstromaggregaten und die Schaffung einer hygienisch reinen, keimfreien Atmosphäre für PCR-Tests und Sequenzierungen.

Anschließend müssten die laut Lifebrain hochsensiblen Laborgeräte angeschlossen werden – die aktuell auf dem Weltmarkt enorm nachgefragt und damit nur schwer zu beziehen seien, wie es hieß. Mit insgesamt vier Pavillons auf der Baumgartner Höhe werde das Labor jedenfalls zum größten Covid-19-Labor Europas, wurde versichert.

Unterstützung der Bundesländer

Laut Lifebrain-Geschäftsführer Michael Havel werden neben den Proben aus der Wiener Gurgelinitiative und den Schulen (ab der fünften Schulstufe) auch Programme in Salzburg, Nieder- und Oberösterreich unterstützt. Auch mit dem Burgenland sei man in Gesprächen, hieß es. Die Befunde, so hob Havel hervor, würden „praktisch ausnahmslos“ innerhalb der vorgesehenen 24 Stunden vorliegen. Bei „Alles gurgelt“ liege man mit 18 Stunden sogar deutlich darunter.

Strenge Kontrollen am Wiener Flughafen

In Wien ist die neue CoV-Variante Omikron bisher noch nicht nachgewiesen worden. Aus Vorarlberg, Salzburg und Oberösterreich werden allerdings drei Verdachtsfälle bei Reiserückkehrern gemeldet, weshalb die Kontrollen am Flughafen verschärft wurden.

Sequenzierung erst nach Analyse

In Wien werden die Gurgeltests seit Montag auch auf die CoV-Variante Omikron untersucht. Bisher seien 35 Proben genauer auf Omikron analysiert worden und alle seien bisher negativ gewesen, hieß es Dienstagvormittag von Lifebrain gegenüber Radio Wien. Bei allen Gurgeltests, die positiv sind, wird ab Montag eine Mutationsanalyse durchgeführt – sozusagen ein Schnelltest, um herauszufinden, ob die neue Virusvariante vorliegen könnte.

Auf die neue Mutation untersucht werden nur positive PCR-Tests mit einem CT-Wert unter 30 – ansonsten ist die Viruslast zu gering. 4.000 bis 5.000 Proben sind das im Schnitt pro Tag. Schlägt die Analyse an, muss eine zeitaufwändige Sequenzierung durchgeführt werden, die verlässlich Aufschluss darüber gibt, ob die neue Virusvariante Omikron vorliegt.

Auswirkung von Omikron noch offen

Wie ansteckend Omikron ist und ob die Mutation zu schwereren Verläufen führt, wird derzeit in vielen Labors weltweit untersucht. Gesicherte Antworten darauf gibt es laut Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl nicht. Es werde wohl noch einige Wochen dauern, bis es belastbare Daten gibt, sagte sie Montagabend in „Wien heute“.

Wien rüstet sich für Omikron-Variante

In Österreich häufen sich die Verdachtsfälle der neuen CoV-Variante Omikron. In Wiens größtem Labor werden alle positiven PCR-Tests ab sofort auf die Mutante untersucht.

Auch, ob und wie gut die Impfungen bei der neuen Virus-Mutante wirken, ist noch nicht geklärt. „Prinzipiell geht man davon aus, dass die Impfung im Prinzip gegen schwere Infektionen mit den verschiedensten Varianten schützt. Ob das bei Omikron auch so sein wird, was manche vermuten, muss man aber auch erst beweisen“, so Puchhammer-Stöckl. Die Ausbreitung der Mutation wird durch den Lockdown momentan zwar gebremst, sagt die Virologin, aufhalten wird man sie aber nicht können.

Nicht auf angepassten Impfstoff warten

Auch die Virologin Dorothee von Laer warnte Montagabend im Gespräch mit der ZIB2 davor, angesichts der Omikron-Variante in Panik zu verfallen. Man müsse die Entwicklung genau beobachten und untersuchen. Es sei etwa noch offen, ob Omikron wesentlich ansteckender sei als die Delta-Variante. Wahrscheinlicher sei, dass die Mutation den Immunschutz besser umgehen kann.

Virologin von Laer zur Omikron-Variante

Zur Frage, was es mit der CoV-Virusvariante Omikron auf sich hat, ist die Innsbrucker Virologin Dorothee von Laer zu Gast in der ZIB2.

Sollte das der Fall sein, müsste man den Impfschutz anpassen. Auf mögliche modifizierte Impfstoffe sollte man deshalb aber nicht warten. Von Laer appellierte, sich die dritte Impfung geben zu lassen. „Der dritte Stich wirkt extrem schnell und führt dazu, dass wir die vierte Welle brechen können.“ Dass es auch einen vierten Stich gebe, hält sie für wahrscheinlich. Sie verwies auf die Grippeimpfung, die auch jährlich angepasst werden muss.

936 Neuinfektionen in Wien

Nach mehr als einer Woche bundesweitem Lockdown dürfte der Peak unterdessen überschritten sein. Von Montag auf Dienstag ging die Zahl der Neuinfektionen weiter zurück. Binnen 24 Stunden wurden 8.186 Neuansteckungen in Österreich – 936 in Wien – gemeldet. Tags zuvor waren es noch 8.526. Allerdings waren die gemeldeten Todesfälle von Montag auf Dienstag weiter hoch mit 67 an oder mit Covid-19 Verstorbenen. Dramatisch ist weiterhin die Anzahl der Corona-Patienten in den Spitälern.