Chronik

Aids-Infektionen wegen CoV unentdeckt

Rund 9.000 Menschen in Österreich sind HIV-positiv. Viele Neuinfektionen sind aber möglicherweise wegen der Coronavirus-Pandemie unentdeckt geblieben, heißt es zum heutigen Welt-Aids-Tag von der Aids Hilfe Wien.

2020 – im ersten Jahr der Pandemie – ist die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Österreich gesunken. Dem Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität Wien (MedUni) zufolge sank die Zahl um etwas mehr als hundert auf 332. Inwiefern die Pandemie etwa aufgrund der Ausgangsbeschränkungen eine Rolle für den Rückgang spielte oder ob es tatsächlich weniger Neuinfektionen gegeben hat, wird sich noch weisen, heißt es bei der Aids Hilfe Wien.

Allerdings sind vor allem während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 deutlich weniger HIV-Tests eingeschickt worden. Was man aktuell bei Covid-19 sieht, das gilt auch für HIV: Je früher man über eine Ansteckung Bescheid weiß, desto günstiger wirkt sich dies auf den Krankheitsverlauf und das persönliche Wohlbefinden aus. Menschen unter wirksamer Therapie haben eine normale Lebenserwartung und eine gute Lebensqualität – und sie können unter wirksamer Therapie das Virus nicht weitergeben.

Ungleichheiten erschweren Behandlungen

Vierzig Jahre nach dem Beschreiben der ersten Aids-Fälle ist die Welt vom gemeinsamen Ziel der Epidemie ein Ende zu setzen, noch weit entfernt. „Nicht, weil es an Wissen oder Instrumenten zur Reduktion von HIV-Neuinfektionen und der Bekämpfung von Aids mangelt, sondern wegen struktureller Ungleichheiten, die den Zugang zu HIV-Prävention und -Behandlung erschweren“, erklärte Andrea Brunner von der Aids Hilfe Wien gegenüber der APA.

Weniger HiV-Tests wegen CoV

Jährlich erhalten zwischen 400 bis 500 Menschen in Österreich die Diagnose „HIV positiv“. Aber gerade in einer Zeit, in der die Welt von einer anderen Viruspandemie im Griff gehalten wird, ist es für die Aids-Hilfe schwierig, Aufklärungsarbeit zu leisten.

Der Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs (Pharmig) weist zum Welt-Aids-Tag auf die Bedeutung von HIV-Tests hin. „Eine Infektion mit dem HI-Virus muss heute dank der verfügbaren Arzneimittel nicht mehr zwangsläufig zu Aids führen. Voraussetzung dafür ist aber, dass Betroffene um ihre Infektion wissen“, sagte Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog. „Wer einen HIV-Test macht, schafft Klarheit und kann gegebenenfalls früher behandelt werden und andere davor schützen, sich anzustecken.“ Tests seien leicht zugänglich, etwa über Apotheken. Zusätzlich gibt es Prä- und Post-Expositions-Prophylaxen, das sind Arzneimittel, mit denen eine HIV-Infektion verhindert werden kann.

Mehr als 35 Präparate stehen als Einzelwirkstoffe oder fixe Kombinationen von bis zu vier Wirkstoffen für die HIV-Therapie zur Verfügung. Dank dieser Therapiemöglichkeiten können HIV-Infizierte ein weitgehend normales Leben führen und haben zudem eine weitaus höhere Lebenserwartung als noch vor 20 Jahren. Mittlerweile gibt es antiretrovirale Therapien, bei denen Betroffene nur mehr eine einzige Tablette täglich einnehmen müssen.

Hacker und Wiederkehr hissen Fahne beim Rathaus
ORF
Die Stadträte Hacker und Wiederkehr hissten eine „Red Ribbon“-Fahne beim Rathaus

„Red Ribbon“ am Rathaus

Das „Red Ribbon“-Symbol als Zeichen der Solidarität mit HIV-positiven Menschen wird etwa auf 500 Straßenbahnen der Wiener Linien sichtbar sein. „Red Ribbon“-Fahnen werden auch am Rathaus und an Bezirksämtern sowie bei zahlreichen Unternehmen und Vereinen angebracht. Am Mittwochabend werden Gebäude und Brücken in rotes „Red Ribbon“-Licht getaucht, etwa die Albertina, die Libelle im MuseumsQuartier, das Volkskundemuseum und Brücken am Donaukanal.

„Es ist Aufgabe der Politik gemeinsam mit der Zivilgesellschaft Bewusstsein zu schaffen und solidarisch zu handeln“, sagte Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) in einer Aussendung. „Es gibt keinen Kampf gegen Aids ohne Kampf gegen die Diskriminierung der Betroffenen. Dafür wird unsere Stadt immer stehen“, so auch Gesundheits- und Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ).