Grafik Lobautunnel
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Verkehr

Alternativen zu Lobautunnel fehlen

Der Lobautunnel ist abgesagt, der Verkehr rollt weiter über die Tangente. Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) spricht von Alternativen, die zu entwickeln seien. Gesucht wird eine sechste Donauquerung und ein Schnellstraßenring rund um Wien.

Die Außenring-Schnellstraße sollte ursprünglich über eine Brücke über die Donau und als Straße durch die Lobau geführt werden. Das war vor mehr als 20 Jahren und damals schlussendlich auch der SPÖ zu viel. Als Alternative damals wurde die Variante mit dem Tunnel entwickelt und als wesentlich umweltfreundlicher als die eigentlich geplante Straße angepriesen. Heute aber wäre die Straße wohl auf keinen Fall mehr realisierbar und sicher noch umstrittener als der Tunnel, allein wenn man an Bodenverbrauch und Umweltschutz denkt, so ein Experte im Gespräch mit Radio Wien.

Donaubrücken in Wien
APA
Zwischen Praterbrücke und Andreas Maurer Brücke verhindert die Lobau eine Donauquerung

Das Problem für den Außenring und somit auch für alle Alternativen ist die Lobau. Sie erstreckt sich von der Donaustadt bis kurz vor Hainburg. Die schmalste Stelle befindet sich etwa sieben Kilometer donauabwärts von Wien, der sogenannte Schönauer Stich. Doch auch dort wäre ein Außenring wohl zu weit von Wien entfernt, würde also für jeden Autofahrer einen Umweg bedeuten, den er nicht mehr in Kauf nehmen würde.

Allein die Planung von Alternativen dauert lange

Eine Alternative für den Personenverkehr ist der Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Der ist teilweise schon passiert oder passiert gerade, zum Beispiel mit der U2 oder der zusätzlichen Straßenbahnlinie 27. Die Verkürzung von Busintervallen und der Ausbau des Radwegenetzes lässt sich ebenfalls rasch umsetzen und ist von Wien sogar vorbereitet. Konkrete Ausbaupläne für die S-Bahn liegen aktuell nicht vor. Ihr Ausbau würde somit mindestens zehn Jahre Planungszeit benötigen. Und der Schwerverkehr würde bei dieser Lösung gar nicht berücksichtigt.

Experten bemängeln im Gespräch mit Radio Wien gerade diese Schwachstellen. Ministerin Gewessler habe lediglich angekündigt, sich mit den Ländern über Alternativen unterhalten zu wollen. Doch dass bereits rund 25 Varianten mehrfach geprüft und verworfen worden sind, sei ihr egal. Die Ministerin und ihre Experten würden übersehen, dass auch Alternativen Jahrzehnte dauernde Planungsverläufe haben sowie UVP-Verfahren, Genehmigungsverfahren und etwa Grundstücksablösungen benötigten. Aber es sei eben „sexy“, in Zeiten der notwendigen Verhaltenswende zur Erreichung der Glasgow/Paris-Ziele gegen Straßenprojekte aufzutreten.

Es wären 77.000 Autos pro Tag weniger gewesen

Voraussetzung für eine seriöse Verkehrspolitik unter Einhaltung der Klimavorgaben wäre gewesen, mit dem Stopp des Lobautunnels auch ein schlüssiges Konzept für Alternativen inklusive Zeit- und Kostenplan vorzulegen, so die Experten weiter. Doch die gebe es nicht. Die Auswirkungen seien vielfältig, für die Donaustadt etwa bedeute dies, weiter am Individualverkehr zu ersticken oder dringend benötigte Wohnbauprojekte nicht realisieren zu können. Der internationale Nord-Süd-Durchzugsverkehr werde weiterhin nur rund drei Kilometer Luftlinie am Stephansdom vorbeigeführt.

Laut einem Gutachten der damaligen Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou von den Grünen aus dem Jahr 2017 wird der Verkehr auf der Südosttangente (A23) zunehmen. Heute sind es 230.000 Fahrzeuge täglich, im Jahr 2030 sollen es rund 260.000 sein. Schon jetzt werden demnach rund 900.000 Transit-Lkw jährlich auf der Tangente gezählt. Nach Fertigstellung der Nordostumfahrung wäre die Tangente für den Transitverkehr gesperrt worden, sagte Verkehrsstadträtin Sima. Mit Begleitmaßnahmen wie flächendeckendes Parkpickerl und Öffi-Ausbau wäre der Verkehr auf der Südosttangente um rund 77.000 Fahrzeuge täglich zurückgegangen.