Theater in der Josefstadt – Innenansicht
Theater in der Josefstadt
Theater in der Josefstadt
Kultur

Theater in der Josefstadt: Geld für Reform

Bund und Stadt Wien ergreifen eine einmalige Entschuldungsmaßnahme für das Theater in der Josefstadt. Sie decken ein Minus in der Höhe von 5,5 Millionen Euro ab. Im Gegenzug verpflichtet sich das Theater zu zahlreichen Maßnahmen.

Die Prüfung des finanziellen Gebarens des Theaters in der Josefstadt anlässlich der Verluste in der coronabedingten Schließzeit, in der jedoch weitergeprobt und auf Kurzarbeit verzichtet wurde, ist abgeschlossen. Der in der Saison 2020/21 entstandene Jahresverlust von 2,3 Mio. Euro wird von der Stadt Wien und dem Bund abgedeckt. Hinzu kommt der Ausgleich des bereits davor bestehenden Bilanzminus’ von weiteren 3,2 Mio. Euro. Das gaben Stadt und Bund am Freitag bekannt.

5,5 Millionen für Reformen und Einsparungen

Aufgeteilt wird der Betrag von insgesamt 5,5 Mio. Euro zu je 50 Prozent (2,75 Mio. Euro). Verbunden ist die Finanzspritze mit zahlreichen Auflagen für das Theater. Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) einigten sich laut Aussendung gemeinsam mit dem Theater auf einen Sanierungsplan, der dem Theater einen wirtschaftlichen Neustart ermöglichen soll.

Theater in der Josefstadt
APA/Georg Hochmuth
Theater in der Josefstadt

Zu den Auflagen zählen die Erstellung einer Fortbestandsprognose und Analyse des „maximalen Einsparungspotenzials“ mit dem Ziel ausgeglichener Jahresergebnisse ab der Saison 2021/2022 sowie ein monatliches schriftliches Reporting der Geschäftsführung an den Aufsichtsrat sowie Verbesserungen beim vierteljährlichen Reporting in den Aufsichtsratssitzungen.

Zudem soll eine „ergebnisoffene Strukturreform“ erarbeitet und umgesetzt werden, um weitere Einsparungspotenziale zu identifizieren und „den Eigendeckungsdruck von der Bühne zu nehmen“. Damit verbunden ist etwa das Festschreiben einer Ausschreibungspflicht für die Geschäftsführungsposten. Überprüft werden sollen auch Alternativen zum derzeitigen Repertoire- und Premierensystem.

Corona-Pandemie „nur ein Teil der Geschichte“

„Wir stehen als Fördergeberinnen hinter dem Theater in der Josefstadt, weil es ein wichtiger Teil der Wiener und der österreichischen Theaterlandschaft ist“, wird Mayer zitiert. Gleichzeitig sei klar, „dass man sich die grundsätzliche Struktur des Theaters genau anschauen muss“. Die Corona-Pandemie sei nur ein Teil der Geschichte. Die „einmalige Entschuldungsmaßnahme“ solle einen wirtschaftlichen Neustart ermöglichen.

Im Gegenzug erwarte man sich aber „eine ernsthafte Prüfung von Einsparungs- und Umstrukturierungsmöglichkeiten seitens der Geschäftsführung, damit wir als Fördergeber nicht in ein paar Jahren wieder am gleichen Punkt stehen“, ließ Mayer wenig Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Lage.

Erfolgreicher Schulterschluss Politik-Kultur

Kaup-Hasler bezeichnete die Maßnahme als „ganz im Sinne unserer Care & Repair-Politik“, im Zuge derer man „Schieflagen aufgrund von struktureller Unterdotierung“ begradige, um die Wiener Kulturinstitutionen auf stabile wirtschaftliche Beine zu stellen. Man werde „auch weiterhin darauf achten, dass das Theater sorgsam mit seinen Ressourcen und zur Verfügung gestellten Mitteln umgeht und es kritisch wie konstruktiv begleiten“.

Die Geschäftsführung des Theaters zeigte sich „froh, dass auf Basis des beauftragten Prüfberichts der BDO ein erfolgreicher Schulterschluss zwischen Politik und Kultur erzielt werden konnte“. Das Theater werde in den Spielzeiten 2022/23 und 2023/24 durch die in vollem Ausmaß probierten Produktionen im Lockdown 19/20 zumindest zwei Mio. Euro einsparen, hieß es seitens der Direktoren Herbert Föttinger und Alexander Götz. Die Geschäftsführung blicke mit Zuversicht in die kommenden schwierigen Zeiten. Man sei optimistisch, dass der erfolgreiche Weg des Theaters gemeinsam weitergeführt werden wird.