Karl Mahrer
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Politik

Mahrer sieht sich nicht als Kompromiss

Der neue Wiener ÖVP-Parteichef Karl Mahrer sieht sich nicht als Kompromisskandidat, er sei weder ein Türkiser noch ein Schwarzer. Statt über Farben definiere er sich über Themen, sagte er Samstagabend in „Wien heute“.

An einem Tag der Überraschungen sei für ihn am Freitagabend die persönliche Überraschung gekommen: Die Einladung des ÖVP-Bundesparteiobmanns Karl Nehammer (ÖVP) und des zurückgetretenen Wiener Parteiobmanns Gernot Blümel, das Amt des Landesparteiobmanns zu übernehmen, so Mahrer im „Wien heute“-Interview Samstagabend.

Er sei seit 45 Jahren in der ÖVP und davon überzeugt, in einer schwierigen Situation Verantwortung übernehmen zu müssen. Daher habe er nach kurzer Rücksprache mit der Familie zugesagt.

Karl Mahrer im Interview (Langversion)

Karl Mahrer im Interview (Langversion)

Kein Einzug ins Rathaus

Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) holte Mahrer 2017 zur frisch türkis gefärbten ÖVP. Dort wurde er zunächst Nationalratsabgeordneter, dann Sicherheitssprecher. Mahrer sitzt – wie Blümel vor ihm – nicht im Wiener Landtag. Er definiere sich nicht über Farben, antwortete Mahrer auf die Frage, ob er nun ein Türkiser oder Schwarzer sei, sondern über Themen. Diese Themen würde die Partei in ihren Flügeln in der Wiener ÖVP verbinden.

Als Kompromisskandidat sieht sich Mahrer aber nicht. „Da gibt es kein Türkis, kein Schwarz, da gibt es eine klare Politik der Volkspartei.“ Als ÖVP-Spitzenkandidat in Meidling könnte er zwar sofort ins Rathaus einziehen, dies bestätigte er auf Anfrage aber nicht. Mahrer möchte vielmehr dem Landesparteitag ein „Gesamtpaket aus Inhalten“ vorlegen. Aber er wolle „aktiv im Rathaus mitarbeiten“, versicherte er.

Für „Law and Order“

Auf die Frage, ob er als Sicherheitssprecher der ÖVP im Nationalrat jetzt verstärkt auf „Law and Order“ setze, antwortete Mahrer, dass die ÖVP eine Partei sei, die Politik mit Vernunft und Konsequenz mache. Er sei für „Law and Order“, Recht und Ordnung, aber auch für Rechtsstaatlichkeit und für die Anerkennung der Menschenwürde als ein Recht, das unumstößlich sei.

Wer in Österreich leben wolle, müsse auch die Werte einer liberalen Demokratie anerkennen, nennt Mahrer ein Beispiel. Das sei eine „klare Aussage, die Recht, Ordnung, Rechtsstaatlichkeit und das Recht auf Menschenwürde umfasse“, so der Sicherheitssprecher der ÖVP im Nationalrat.

Vom Quereinsteiger zur neuen Spitze

Vom Quereinsteiger zur neuen Spitze – vor der Politik machte der 66-Jährige Wiener bei der Polizei Karriere: 1974 startete er als einfacher Beamter, dann übernahm er Leitungsfunktionen. 2009 wurde Mahrer zum Landespolizeikommandanten ernannt – schon damals mit vielen Berührungspunkten zur Politik.

ÖVP wählte Karl Mahrer zum Obmann

Nach dem Rücktritt von Gernot Blümel als Wiener ÖVP-Obmann ist Karl Mahrer Freitagabend zum geschäftsführenden Obmann gewählt worden. Die politischen Reaktionen sind gespalten.

Drei Jahre später wurde Mahrer stellvertretender Wiener Polizeipräsident. In dieser Funktion kennen ihn auch die anderen Parteien.

Stadtregierung hofft auf bessere Zusammenarbeit

Die Stadtregierung hofft auf eine bessere Zusammenarbeit als mit Vorgänger Blümel: „Der ganze Charakter von Karl Mahrer lässt einfach hoffen, dass es besser wird. Er ist vor allem ein Mann, den ich kennengelernt habe, dem der Zusammenhalt auch sehr wichtig ist“, so Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) in einer Stellungnahme. „Ich hoffe das auf jeden Fall, ich finde es auch gut, dass Kurz und Blümel hier ihre Konsequenzen gezogen haben aus den Skandalen der letzten Monate“, sagte VizebürgermeisterChristoph Wiederkehr (NEOS).

Opposition: „Kompromisskandidat“, „Auslaufmodell“

„Ich glaube, er ist ein gewisser Kompromisskandidat. Und die große Aufgabe, die er jetzt hat, ist zu klären in welche Richtung die ÖVP geht, wird es wieder schwarz oder großkoalitionär – das wird die große Aufgabe des Karl Mahrer“, sagte Wiener Grünen-Chef Peter Kraus. „Ich glaube, dass das durchaus bezeichnend ist für den Zustand der Wiener ÖVP, wenn sie mit Mahrer auf ein Auslaufmodell setzt, anstatt auf ein Zukunftsmodell“, so Stefan Berger, stellvertretender Landesparteiobmann der Wiener FPÖ. Gewählt ist Mahrer vorerst als geschäftsführender Parteichef – offiziell bestätigt soll er am nächsten Parteitag werden.