Mira Lu Kovacs
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Kultur

Mira Lu Kovacs will über „Fair Pay“ sprechen

Sie gehört zu den wichtigsten heimischen Künstlerinnen der Popmusikszene und blickt auf ein Jahr voller Absagen und Verschiebungen zurück. Für das kommende Jahr 2022 fordert Mira Lu Kovacs Gespräche über „Fair Pay“ und eine 2-G-Plus-Regel für Konzerte.

Im Jahr 2021 hatte Mira Lu Kovacs eine „On-Off-Beziehung“ mit ihrem Beruf. Zum einen veröffentlichte sie neue Musik mit verschiedensten Bands und brachte erstmals ein Soloalbum unter ihrem standesamtlichen Namen mit dem Titel „What Else Can Break“ heraus. „Das war ein Meilenstein für mich.“ Zum anderen gab es viel Enttäuschung über Absagen. „Flexibilität ist für mich weiterhin ein großes Wort des Jahres“, so Kovacs im „Wien heute“-Interview.

Mira Lu Kovacs bei den Wiener Festwochen
APA/ Wiener Festwochen / Franz Kreis
Mira Lu Kovacs bei der gestreamten Eröffnung der Wiener Festwochen 2021 am Rathausplatz

Video in der Badewanne gedreht

Für ihren Song „Stuck“ drehte Kovacs das Musikvideo selbst in ihrer Badewanne. „Nicht nur aus der Notwendigkeit heraus, weil Lockdown war und man sich nicht getraut hat, mehrere Personen zu sich nach Hause einzuladen“, erzählt Kovacs. Sie hatte auch keine Lust, wieder viel Geld auszugeben und Monate zu warten, bis die Idee umgesetzt wird. Also borgte sich die Musikerin ein Handy mit besserer Kamera, positionierte es neben der Badewanne und nahm auf. Die Dusche, die ihr die Tränen ins Gesicht strahlt, symbolisiert das Weinen, um das es im Song „Stuck“ geht.

Mira Lu Kovacs hat keine Freude mehr mit reinen Streaming-Konzerten. „Beim zweiten, dritten Mal habe ich mich total leer gefühlt und gemerkt, jetzt spür ich die Verbundenheit nicht mehr. Und es machte mich eigentlich noch trauriger, als ich davor war.“ Die Festwochen-Eröffnung im Mai war eines der letzten gestreamten Konzerte von Kovacs. „Aber da waren illegalerweise ein paar hundert Zaungäste. Das war voll wichtig und hat sich groß angefüllt.“

„2-G-Plus für mehrere Jahre“

Im November konnte die Wiener Musikerin die Präsentation ihres im März erschienenes Albums „What Else Can Break“ live im Konzerthaus nachholen. „Das war wunderschön, ein volles Haus mit einer unglaublich guten Crew. Es war sehr berührend, ein Homecoming und auf jeden Fall ein Highlight.“ Die meisten im Saal trugen freiwillig FFP2-Masken. Sicherheit ist Mira Lu Kovacs sehr wichtig. Bei vergangenen Tourkonzerten fühlte sie sich oft unwohl, da kein 2-G-Plus vorgeschrieben war und nicht alle Maske trugen.

TV-Hinweis:

Wien heute – Das war 2021, 20. Dezember, 20.15 Uhr, ORF 2

„Das war schon grenzwertig. Da hab ich mich ganz ehrlich ein bisschen davon distanzieren müssen, weil ich diese Konzerte sonst nicht spielen hätte können. Und ich habe mich danach auch manchmal sehr schlecht gefühlt. Aber man hat halt einen wirtschaftlichen Druck. Wenn ich absage, weil ich mich nicht wohlfühle, dann ziehe ich meine ganze Crew und Band mit runter. Das sind sieben, acht Leute jeweils.“

Laut Kovacs sollte die Politik diese Entscheidungen den Kunstschaffenden abnehmen: „Ich lege Wert darauf, dass in Zukunft, für die nächsten Jahre, 2-G-Plus umgesetzt und kontrolliert wird, dass man sich aufeinander verlassen kann und sich alle wohlfühlen. Weil wie soll man sich einlassen auf einen Moment, wenn man das Gefühl hat, man macht gerade etwas, das nicht sicher ist? Wieso sollte ich mich in ein Auto setzen und mich nicht anschnallen?“

Mira Lu Kovacs und Band am Mittwoch, 10. November 2021, im Rahmen eines Auftritts im Konzerthaus in Wien.
APA/ Herbert Neubauer
Im November präsentierte Mira Lu Kovacs ihr im März erschienenes Soloalbum im Wiener Konzerthaus

Karrieren stagnieren

Die ersten Lockdowns konnte die Sängerin noch für sich nutzen. „Mir sind einige Sachen ausgefallen und ich hatte 40.000 andere Ideen und Jobs nebenbei, weil ich wie die meisten in diesem Beruf sehr viele Dinge gleichzeitig machen muss, um überleben zu können.“

Mit dem vierten Lockdown wurde es schwierig. Die Einkommensquellen wurden geringer oder verschwanden. Der Arbeitsausfall „begrenzt sich nicht nur auf die tatsächlichen Konzerte, die ausfallen, sondern auf alles, was darauf folgt oder gefolgt wäre.“ Jeder Lockdown wirkt sich nicht nur auf Tantiemen, sondern generell auf die Karriere und langfristigen Pläne aus.

Veranstaltungsinfo:

Mira Lu Kovacs gastiert am 14. Februar mit 5K HD und am 8. April mit My Ugly Clementine im Konzerthaus.

Es gibt Förderungen, doch die können vieles nicht ausgleichen. „Die Karrieren und Planungen stagnieren. Man investiert ja unfassbar viel an Zeit und Geld Jahre im Vorhinein. Wenn man jetzt zum Beispiel mit einer berühmteren amerikanischen Band auf Tour gehen würde und Supportband wäre, dann würde man dort gesehen und gehört werden. Das würde ganz viele Folgeaufträge bringen. Wenn das ausfällt, betrifft das die weitreichende Zukunft.“

Gespräche über „Fair Pay“ gefordert

Mira Lu Kovacs würde sich für 2022 vorausschauende Maßnahmen wünschen, „damit nicht wieder alles abgesagt werden muss“ – und sie möchte über eine faire Bezahlung sprechen. "Mein Beruf ist ein wunderschöner, ich liebe ihn und möchte ihn so lange es irgendwie geht machen. Aber er ist auch ein selbstausbeuterischer Beruf. „Ich erwarte mir, dass die Politik ihre Verantwortung wahrnimmt und es Gespräche im Bereich Fair Pay gibt.“ Es werde hierzulande jeden Tag eine hohe Qualität an Kunst geschaffen, aber man könne immer noch nicht davon leben.