Corona Impfung wird verabreicht
APA/EXPA/Jfk
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Coronavirus

Omikron: Nicht auf Totimpfstoff warten

Viele Impfskeptiker wollen auf die Zulassung sogenannter Totimpfstoffe warten und sich dann erst impfen lassen. Doch Expertinnen und Experten empfehlen – vor allem aufgrund der Omikron-Variante –, sich möglichst rasch immunisieren zu lassen.

Die Skepsis vor den bereits zugelassenen Coronaschutz-Impfungen ist zu groß. Die Bauart dieser Impfstoffe ist eine andere, allen gemein ist aber, dass sie ohnehin Totimpfstoffe sind, sagt Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt von der Medizinischen Universität (MedUni) Wien. „Die Definition eines Totimpfstoffes ist, dass sich ein Erreger im Körper nicht vermehren kann. Die Impfstoffe, die wir jetzt haben, können das alle nicht und sind als Totimpfstoffe zu deklarieren.“

Alle Impfstoffe sicher

Die Bauweise der bereits zugelassenen Impfstoffe von BioNTech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca und Johnson&Johnson ist eine andere als jene der Impfstoffe von Novavax und Valneva, die aktuell von der Europäischen Arzneimittelbehörde bewertet werden. Aber die schon zugelassenen Impfstoffe sind bereits millionenfach verimpft, die Erfahrungswerte daher extrem hoch, so Wiedermann-Schmidt.

Wien impft: Warten auf „Totimpfstoffe“?

Die klassischen „Totimpfstoffe“ sind die Hoffnung Vieler, die keine der modernen Vakzine, wie etwa Pfizer-Biontech nehmen wollen. Bald sollen die ersten dieser „Totimpfstoffe“ auf den Markt kommen. Experten raten aber nicht zu warten.

Ihr Kollege Markus Zeitlinger, Leiter der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie, ergänzt im „Wien heute“-Interview. „Wenn ich alle Impfstoffe vor mir liegen hätte, würde ich weiter einen mRNA-Impfstoff wie BioNTech oder Moderna nehmen. Wenn ich nur die anderen zur Verfügung habe, würde ich alle anderen nehmen.“

Wie Valneva und Novavax funktionieren

Der Impfstoff des französischen Herstellers Valneva könnte im Frühjahr in der EU zugelassen werden. Das Unternehmen setzt auf inaktivierte Viren, erklärt Zeitlinger. Ob das auch gut gegen SARS-CoV-2 wirkt, sei aber noch unklar. „Man hat sich angeschaut, produziert dieser Impfstoff gleich viele Antikörper wie nach einer Impfung mit AstraZeneca. Das war der Fall, das ist Grundlage der Zulassung. Die haben sich nicht angeschaut, kann ich schwere Krankheit oder Tod verhindern, wie man das bei anderen Impfstoffen gemacht hat.“

Das Serum von Novavax setzt auf einen etwas anderen Zugang und ist kein Totimpfstoff im klassischen Sinn. Es beinhaltet Teilchen eines künstlich hergestellten Spike-Proteins, das auch die Antikörper-Produktion ankurbeln kann. Laut Forschungsergebnissen wirkt es gegen die Delta-Variante ähnlich gut wie die verfügbaren Impfstoffe.

Hohe Antikörper-Reaktion für Omikron wichtig

Zum Problem könnte aber die Omikron-Variante werden. „Für Omikron stehen die Zeichen so, dass wir eine möglichst hohe Antikörper-Reaktion brauchen, weil der Impfstoff nicht optimal für die Variante passt. Das überwinden wir ein bisschen, indem wir sehr hohe Antikörperspiegel schaffen bei den mRNA-Impfstoffen“, erklärt Zeitlinger.

Deshalb ist eine Boosterimpfung bei den derzeitigen Impfstoffen so wichtig. Zuwarten auf die Präparate von Novavax und Valneva sei daher keine gute Idee, betont Wiedermann-Schmidt. Eine Impflücke auch angesichts der neuen Virusvariante Omikron sei eine weitere schwere Belastung für das Gesundheitssystem.