„Es ist schwer einzuschätzen, wann der Ansturm auf die Schuldnerberatungen kommt“, sagte Gudrun Steinmann, die Leiterin der Finanzbildung in der Schuldnerberatung Wien. Man stehe mit der Pandemie vor einer komplett neuen Erfahrung, „wir haben keine Vergleiche zu vorherigen Zeiten, wo wir sagen können: Ja, genau nach sechs Monaten werden die Menschen bei uns anrufen.“
Über 10.000 Beratungen bis Jahresende
Im ersten Halbjahr wurden heuer rund 7.000 Personen beraten, bis zum Jahresende rechnet die Schuldnerberatung mit über 10.000 Beratungsgesprächen. Das sei ein leichter Anstieg zu den Vor-Krisenjahren. Das Ende von Förderungen und aufgebrauchte Ersparnisse werden aber auf jeden Fall zu einem stärkeren Anstieg von Zahlungsproblemen führen.
„Bei der Weltfinanzkrise 2008 haben wir die Nachwehen in den Jahren 2009, 2010 gesehen. Es ist davon auszugehen, dass sich viele Menschen verschuldet haben aufgrund der Pandemie in den letzten Jahren“, so Steinmann. Möglicherweise wird es Anfang des nächsten Jahres wieder mehr Beratungen geben, so die Sozialarbeiterin. Das sei aber normal, „weil da die Neujahrsvorsätze vorherrschend sind und man die Schulden regeln will“.
Deutlicher Anstieg bei Geschenkerechner
In der Weihnachtszeit herrsche zudem oft ein lascher Umgang mit den Rechnungen, deshalb bietet die Schuldnerberatung einen Geschenkerechner an. Der werde heuer besonders gut angenommen, so Steinmann. „Bis dato haben über 4.000 Menschen darauf zugegriffen. Wir gehen davon aus, dass viele Menschen sich überlegen, wie ihr Budget ist und ob sie sich das leisten können.“ In den Jahren vor der Pandemie hätte es zwischen 300 und 500 Aufrufe gegeben.