Gestapelte Tische und Stühle vor einem Lokal in der Wiener Innenstadt
APA/Herbert Neubauer
APA/Herbert Neubauer
Wirtschaft

Tourismus und Gastronomie verzweifeln

Anders als in den meisten anderen Bundesländern dürfen Gastronomie und Hotels in Wien erst am Montag aufsperren. Das wird von der Branche heftig kritisiert, viele Betriebe kämpfen ums Überleben.

Die Hoffnung liegt nun auf Weihnachten und Silvester. Denn trotz der staatlichen Hilfen musste in Wien bereits jeder fünfte Beherbergungsbetrieb zusperren, dann noch der bisher letzte Lockdown. Wien sei das einzige Land in Europa, das nicht aufsperre, sagte der Fachgruppenobmann Hotellerie, Dominic Schmid: „Das heißt, wir haben an Reputation verloren, und die Gäste trauen sich nicht mehr zu buchen.“

Der Überseemarkt ist völlig eingebrochen. Vereinzelt kämen Gäste aus Österreich und den Nachbarländern, sagte Wiens Tourismus-Chef Norbert Kettner: „Das ist sehr frustrierend für alle Beteiligten. Wir hoffen, dass wir zumindest im neuen Jahr ein bisschen zur Normalität zurückkehren.“ In Schönbrunn, der Haupt-Touristenattraktion, blickt man in die nähere Zukunft: Dort hofft man, dass schon nach der Öffnung in den kommenden Tagen wieder mehr Gäste kommen.

Umland profitiert von Wienern

Egal, wann sie öffnen: Alle Betriebe eine, dass sie in eine Unsicherheit hinein öffnen, sagte Gastro-Spartenchef Mario Pulker. Er forderte daher Klarheit zur Verlängerung der fünfprozentigen Umsatzsteuer und zur Silvester-Sperrstunde. Darüber hinaus gibt es aber viele weitere Herausforderungen, wie etwa eben in Wien die Öffnung als letztes Bundesland: „Riesiger Frust herrscht vor allem in Wien, wo als Letztes geöffnet werden darf – trotz der niedrigsten Inzidenz“, sagte Pulker im Gespräch mit der APA.

Die Wiener Gastronomen können somit nicht vom einen offenen Sonntag vor Weihnachten profitieren, an dem der Handel ausnahmsweise seine Geschäfte aufmachen darf. Die Stadtregierung argumentierte mit einer pandemisch angebrachten „Entzerrung“ der Menschenströme. Pulker hingegen glaubt, dass so mancher Wirt in Wien vor Weihnachten deswegen gar nicht mehr aufsperren wird.

„Vor allem ist Wien ja kein gallisches Dorf, viele Wienerinnen und Wiener weichen ins Umland aus – also jetzt schon ins Burgenland und bald auch nach Niederösterreich“, so Pulker. Die Umland-Gastronomie könnte somit von vermehrt anreisenden Wienern profitieren. Die Gastronomie in Niederösterreich öffnet schon am Freitag.

Auszahlungen kommen zu spät

Scharfe Kritik gibt es auch an der staatlichen Corona-Hilfsagentur COFAG. „Es gibt vermehrt Konkursanträge, weil die COFAG-Auszahlungen nicht rechtzeitig erfolgen“, so Pulker. Unterstützung bei seiner Forderung von raschen Auszahlungen erhielt Pulker vom Wiener-Gastronomie-Obmann Peter Dobcak, Hotel-Spartenchef Dominic Schmid und Kaffeesieder-Obmann Binder. Der designierte Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer forderte für die Wiener Gastronomen und Hoteliers überhaupt eigene Hilfen seitens der Stadt Wien – „so schnell wie möglich“.

Ein besonders brennendes Thema für die Gastronomen ist der auf fünf Prozent gesenkte Umsatzsteuersatz auf Speisen, Getränke und Nächtigungen. Dieser läuft mit dem Jahreswechsel aus – soll aber unbedingt verlängert werden, fordern Gastronomie und Hotellerie. Und man will auch rasch geklärt wissen, welche Öffnungsmöglichkeiten es für Silvester gebe. Derzeit gilt eine Corona-Sperrstunde von 23.00 Uhr. „Wir sind fürs Öffnen der Gastronomie. Die Leute gehen ja nicht um 23.00 Uhr heim – nein, dann wird zuhause ohne 2G-Kontrollen gefeiert und es entstehen wieder Cluster“, warnte Pulker.