Kerzen
APA/AFP/Joe Klamar
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Coronavirus

Lichtermeer als „Zeichen des Miteinanders“

Nach einer Zeitverschiebung sollen am Sonntag am Ring nun um 19.00 Uhr mindestens 13.000 Kerzen zum Gedenken an die Zahl der in Österreich an Covid-19 verstorbenen Menschen angezündet werden. Es gehe um ein „Zeichen des Miteinander“, so die Veranstalter heute.

„Wir verstehen uns nicht als Gegendemo zu dem, was an den Samstagen und den anderen Tagen passiert“, so der Innsbrucker Roman Scamoni, einer der Vertreter der zu diesem Zweck gegründeten Initiative „#YesWeCare – das #Lichtermeer“, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. „Wir wollen uns mit denen nicht messen, wollen nicht mehr sein als die anderen oder lauter oder wichtiger. Wir wollen einfach da sein, wir wollen zusammenkommen, miteinander Kerzen anzünden. Mir geht es um das Hand-Ausstrecken und Einladen.“

Demos erst ab 18.00 Uhr

Die Polizei verschärft für das vierte Adventwochenende die Regeln für Demonstrationen: Aufgrund der erstmaligen Sonntagsöffnung sind Versammlungen in der Innenstadt erst nach 18.00 Uhr erlaubt. So will man die Interessen des Handels wahren, heißt es.

„Keine Pro-Impfdemo“

Ihren Ausgang nahm die Initiative mit einem „Frustposting von mir auf Twitter“, so Scamoni. „Ich habe gemerkt: Die Polarisierung in der Gesellschaft macht auch was mit mir – und zwar nix Gutes.“ Daher habe er geschrieben, warum es eigentlich kein Zeichen des Miteinanders und des Gedenkens an die Verstorbenen gebe. Darauf habe sich Daniel Landau aus Wien gemeldet, und die Sache sei ins Laufen gekommen.

Bei der Veranstaltung handle es sich um keine Pro-Impfdemo, so Scamoni weiter. Allerdings gilt die 3-G-Regel – man ersuche ausdrücklich um das Tragen einer Maske und das Einhalten von Abständen. Fackeln sollen nicht verwendet werden, Flyer sind nicht erwünscht.

„Bild von Österreich erweitern“

Auch Landau betonte den Miteinandergedanken. Man wolle das „Bild von Österreich erweitern“, damit man nicht nur Aggressivität vorgesetzt bekomme. „Wir wollen zeigen, dass wir auch die leiseren Töne beherrschen.“ Um 18.30 Uhr sollen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Ringstraße auf den Nebenfahrbahnen sammeln und formieren. Um 19.00 Uhr wird dann die Straße betreten und die Kerzen werden entfacht. „Vielleicht beheben auch leuchtende Handys das Windproblem.“ Zehn Minuten später wird die Aktion dann wieder beendet.

„Diese Zeit ist ein Kompromiss“

Die Verschiebung der Aktion um zwei Stunden aufgrund einer Bitte der Polizei sieht Landau mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits hätten es damit Familien mit Kindern und Menschen mit weiterer Anreise schwerer teilzunehmen. „Die Alternative wäre, eine Kerze ins Fenster zu stellen.“ Andererseits sollten aber auch die Geschäfte endlich auch ein wenig Geschäft machen dürfen. „Diese Zeit ist ein Kompromiss.“

Unterstützungszusagen gibt es laut Landau unter anderem von Gewerkschaft, Volkshilfe, Ärztekammer und Religionsgemeinschaften. Auch die Wiener Pensionistenklubs unterstützen die Aktion. Mit Störaktionen rechnen Scamoni und Landau eher nicht – man habe außerdem die Polizei vor Ort. Willkommen seien Teilnehmer aus allen Spektren – „von links bis so weit rechts, wie es halt geht“. Auch Impfgegner hätten in ihren Familien vielleicht Menschen verloren, derer sie gedenken wollen.