Zahlreiche Grabkerzen rund um einen Baum, am Fundort der Leiche
APA/Herbert Neubauer
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Fall Leonie: Mutter wütend auf Politik

Im Juni ist die 13-jährige Leonie ermordet und auf einem Grünstreifen in der Donaustadt abgelegt worden. Ihre Mutter erklärt im Interview, warum sie wütend auf die Politik ist und sie nur darauf vertrauen kann, dass der Rechtsstaat die Täter zur Rechenschaft zieht.

Auch ein halbes Jahr nach dem Mord kommen Menschen an jenen Ort, an dem die 13-jährige tot aufgefunden wurde. Vier aus Afghanistan stammende, zum Teil bereits amtsbekannte, junge Männer wurden festgenommen, gegen sie wird wegen Vergewaltigung mit Todesfolge ermittelt. Auch Drogen sollen sie Leonie verabreicht haben. Ein Tatverdächtiger setzte sich nach London ab.

Verdächtiger noch in London

„Die Auslieferung dauert noch ein bisschen. Am Ende des Tages wird er in Österreich landen und von den Behörden einvernommen werden. Solange wird jetzt einmal nichts passieren“, so Anwalt Florian Höllwarth. „Ich könnte mir vorstellen, dass die Staatsanwaltschaft psychiatrische Gutachten einholen wird.“ Höllwarth schätzt, das der Prozess frühestens im April oder Mai nächstes Jahr beginnen kann.

Leonies Mutter spricht

„Sie hätte nicht wollen, dass wir daran zu Grunde gehen“, das sagt Leonies Mutter in ihrem ersten Fernsehinterview.

Lügen „belasten die Familie“

Es sind weitere Monate, in welchen sie nicht zur Ruhe kommen wird, sagt Leonies Mutter: „Was uns als Familie unheimlich belastet hat sind diese Lügen, die auf einmal verbreitet worden sind: dass Leonie in einer Beziehung mit ihm war, dass Leonie drogenabhängig war.“

Gespräche – unter anderem mit der Religionslehrerin ihrer Tochter – helfen Leonies Mutter in dieser schwierigen Zeit: „Ich bin zum Schluss gekommen: Hass ist toxisch. Egal was ich mache, ich komme eh nicht an die drei oder vier Täter. Ich kann einfach nur darauf vertrauen, dass der Rechtsstaat sie zur Rechenschaft zieht.“

Nun kommt das erste Weihnachten ohne Leonie auf die Familie zu. Ein Foto vor dem Weihnachtsbaum mit allen Kindern war Tradition. Heuer wird es das nicht geben, sagt Leonies Mutter: „Wir lassen es auf uns zukommen. Eines weiß ich sicher, wer die Leonie gekannt hat, der weiß, sie hätte nicht wollen, dass wir daran zu Grunde gehen, dass wir daran kaputt gehen.“

Leonie für Politiker „Kollateralschaden“

Mehr als 30 Morde an Frauen gab es in diesem Jahr. Meist wurden sie von ihren Partnern, Ex-Partner oder Bekannten umgebracht. „Was mich unglaublich wütend macht, ein halbes Jahr danach: Es ändert sich nichts. Leonie ist bei Politikern nicht einmal mehr ein Thema“, kritisiert ihre Mutter. „Sie wird hingenommen als Kollateralschaden.“ Nichts kann Leonie wieder lebendig machen, sagt ihre Mutter, aber es dürfe nicht sein, dass aufgrund von Systemfehlern immer wieder Schreckliches passiert.