Coronavirus

CoV-Demonstranten: Rechts und esoterisch

Laut einer aktuellen Analyse unterstützen etwa 17 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher die Proteste gegen die CoV-Maßnahmen. Das Profil der Demo-Unterstützer laut der Studie des Austrian Corona Panel Projects der Uni Wien: tendenziell rechts, wissenschaftsfeindlich und esoterisch.

Die Zustimmung zu den Demos hat sich laut der seit Pandemiebeginn regelmäßig durchgeführten Befragung (rund 1.500 Teilnehmer) zwischen Februar und November 2021 kaum verändert – und das trotz weiterer Lockdowns, neuer Zugangsbeschränkungen für Personen ohne Impf- bzw. Genesungszertifikat in immer mehr Lebensbereichen und der Ankündigung einer Impfpflicht ab Februar 2022.

Zwar sind 38 Prozent der Befragten grundsätzlich der Meinung, dass die Demos gegen die CoV-Maßnahmen erlaubt sein sollten. Unterstützt werden die Proteste aber nur von 17 Prozent. 15 Prozent würden an einer Anti-Maßnahmen-Demo auch selbst teilnehmen. Zwölf Prozent wären auch dann dabei, wenn diese nicht genehmigt würde.

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 Eine Demonstration am Wiener Stephansplatz
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Demo in Innenstadt
Danijel Suster
Polizeiautos
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Demo in Innenstadt
Danijel Suster
 Eine Demonstration am Wiener Stephansplatz
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Demo in Innenstadt
Danijel Suster
Eine Demonstration am Stephansplatz
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Eine Demonstration am Stepansplatz
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Demonstranten
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Demo am Schwarzenbergplatz
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Demo am Schwarzenbergplatz
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Polizeisperre
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Demo am Schwarzenbergplatz
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Polizeisperre
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Demo-Teilnehmer wollen MFG oder FPÖ wählen

Politisch gibt es der Auswertung von Jakob-Moritz Eberl und Noelle S. Lebernegg zufolge eine Nähe zu rechten Parteien, die in den vergangenen Monaten verstärkt auch als Veranstalter aufgetreten sind: Die meisten Demo-Unterstützer finden sich demnach unter jenen, die bei der nächsten Wahl voraussichtlich der neuen impfkritischen Partei MFG bzw. der FPÖ ihre Stimme geben wollen (82 bzw. 50 Prozent). Unter Nichtwählern bzw. Nichtwahlberechtigten sind es immerhin noch 21 Prozent.

Ausgehend vom Wahlverhalten bei der Nationalratswahl 2019 (die MFG kandidierte damals noch nicht, Anm.) findet man unter den FPÖ-Wählern die meisten Demo-Unterstützer (37 Prozent), relativ viele sind es auch hier bei den Nichtwählern und Nichtwahlberechtigten (24).

Neigung zur „Konspiritualität“

Neben dem politischen Spektrum hat das Studienautoren-Team sich auch angesehen, wie skeptisch Demo-Unterstützer Wissenschaft sehen und inwiefern sie zu „Konspiritualität“ neigen – ein Mischwort aus dem englischen „conspiracy“ (Verschwörung) und „spirituality“ (Spiritualität), denen ein gemeinsamer Kern zugeschrieben wird.

Die Ergebnisse: 54 Prozent der Demo-Unterstützer sind dafür, dass „wir uns mehr auf den gesunden Menschenverstand und weniger auf wissenschaftliche Studien verlassen sollten“ (Nicht-Unterstützer: 17 Prozent). Außerdem sind 57 Prozent der Demo-Unterstützer der Ansicht, dass Wissenschafter „mit Politik und Wirtschaft unter einer Decke stecken“ (Nicht-Unterstützer: 18 Prozent).

Gleichzeitig glauben Demo-Befürworter der Befragung zufolge öfter (eher) an ein Leben nach dem Tod oder an die pseudowissenschaftliche Behandlungsmethode Homöopathie (jeweils 60 Prozent gegenüber 40 bzw. 43 Prozent bei Nicht-Befürwortern).

Ein Problem für die politische Kommunikation

„An Stelle von Wissenschaft tritt bei dieser Gruppe der Glaube an Spiritualität und Homöopathie“, schreiben Eberl und Lebernegg und sehen darin auch abseits der Demos ein Problem für Österreichs Politik. Immerhin müsse deren Gesundheits- und Wissenschaftskommunikation gelingen, um die Pandemie zu überwinden. Ihre Studienergebnisse sehen die beiden als Auftrag zu prüfen, welche Rolle spirituelle Führer und Praktiker aus der sogenannten Alternativmedizin in der Coronavirus- und Impfaufklärung einnehmen bzw. einnehmen sollten.