Mann von hinten vor Schild „Schuldnerberatung Fonds Soziales Wien“
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Schuldnerberatung warnt vor Energiekosten

Die Schuldnerberatung rechnet heuer mit besonders vielen Anfragen nach Weihnachten. Nicht nur wegen der Weihnachtseinkäufe, sondern auch weil die Energiepreise stark steigen und viele Wienerinnen und Wiener mit hohen Nachzahlungen konfrontiert sind.

Zwischen 600 und 700 Menschen wenden sich jedes Jahr allein im Jänner zum ersten Mal an die Wiener Schuldnerberatung. Der Grund sind meist die Weihnachtseinkäufe, „und oft kommen auch gerade zu Jahresbeginn die Mahnungen wieder. Der Gerichtsvollzieher steht vor der Türe, und dann ist es oft so weit, dass die Leute sagen, jetzt mache ich den ersten Schritt und wende mich an die Schuldnerberatung“, sagte Gudrun Steinmann von der Wiener Schuldnerberatung.

In und nach der Weihnachtszeit werden vor allem viele Ratenkäufe zu Schuldenfallen. „Die Leute vergessen, dass sie diese Ratenzahlungen auch leisten müssen. Ratenzahlungen für das neue Handy, Ratenzahlungen für die Elektrogeräte, und wegen Corona haben sich viele Leute Fitnessgeräte gekauft oder Dinge für den Heimwerkerbedarf“, sagte Steinmann. Eine einzelne Ratenzahlung sei dabei oft nicht das Problem, aber „häufig sind es dann fünf, sechs oder sieben Ratenzahlungen zu je 30 oder 40 Euro. Und das belastet dann natürlich ordentlich die Geldbörse“.

Steigende Lebenshaltungskosten als Problem

Erschwerend kommen heuer noch die steigenden Lebenshaltungskosten hinzu. Die höheren Energiepreise können zu Nachzahlungen führen, warnt die Schuldnerberatung. „Lebensmittel werden kontinuierlich teurer und auch die Strom- und Gasrechnung. Und da vermuten wir, dass uns auch viele Menschen kontaktieren werden. Wenn die Strom- und Gasnachzahlung kommt, wird das Geld nicht da sein“, sagte Steinmann. Die Schuldnerberatung will deshalb schon jetzt auf das Thema aufmerksam machen und rät, mit dem Energieanbieter frühzeitig Kontakt aufzunehmen.

Und auch die CoV-Pandemie könnte Menschen in die Schulden treiben. „Der Arbeitsmarkt hat sich Gott sei Dank nach den letzten Lockdowns immer wieder sehr rasch erholt. Aber wir wissen nicht, kommt noch einmal ein Lockdown? Und dann, vermuten wir, sind einfach die Reserven aufgebraucht. Das heißt, es gibt keine Ersparnisse mehr, und dann wird es wahrscheinlich knapp werden. Und von daher sehen wir, dass 2022 noch viele Menschen unsere Unterstützung brauchen werden“, so Steinmann.

Im Schnitt sind die Menschen, die die Schuldnerberatung aufsuchen, mit rund 65.000 Euro verschuldet. Bei den unter 30-Jährigen liegt die Verschuldung bei rund 25.000 Euro.