Der Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner im „Wien heute“-Studio
ORF
ORF
Wirtschaft

Acht Prozent der Hotel-Betten „verloren“

Der Tourismus in Wien zählt zu jenen Branchen, die von der CoV-Pandemie am schwersten betroffen sind. Kleine Hotelbetriebe mussten mittlerweile zusperren. Doch laut dem Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner gibt „es nach wie vor keine Pleitewelle“.

Vor der CoV-Krise kamen rund 80 Prozent der Touristinnen und Touristen aus dem Ausland. Sie fallen jetzt seit bald zwei Jahren fast zur Gänze weg, kleine Hotelbetriebe in Wien mussten mittlerweile zusperren. „Wir haben ungefähr im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit acht Prozent der Betten verloren. 16 Prozent der Betriebe, das heißt eher kleinere Betriebe, haben für immer ihre Türen zugemacht. Wir sind noch nicht in einer Pleitewelle. Wir wissen auch nicht, ob sie kommt“, sagte Kettner im „Wien heute“-Interview.

Denn seit Ausbruch der Pandemie hätten auch einige Hotels in der Stadt neu aufgesperrt. „Das ist eine Balance, sozusagen. Es gibt neue Betriebe, die und davon gehen wir ja auch aus, wenn die Pandemie vorbei sein wird, wann immer das sein wird, davon ausgehen, dass Wien eine sehr populäre Stadt sein wird. Wir glauben, dass das Reisen mit voller Kraft zurückkommen wird, nach wie vor“, so Kettner.

„Lockdown hat alles zu Nichte gemacht“

Und es werden derzeit einige Hotels in der Stadt errichtet. Zu den größeren neuen Hotels die sich im Bau befinden gehört das Hotel Indigo auf Naschmarkhöhe, das Radisson Red an der Oberen Donaustraße, das Bassena in Wien Donaustadt, das Citadlines im 22. Bezirk, das Palais Chotek in der Währingerstraße und The Hoxton im 23. Bezirk.

Die Tourismus-Bilanz für November und Dezember fällt sehr unterschiedlich aus. „Der November hat uns gezeigt, wie es funktionieren könnte, wenn die Grenzen offen sind, wenn es keine Reisebeschränkungen und keine Lockdowns gibt“. Man sei im November auf dem Niveau von ungefähr 40 Prozent von 2019 gewesen. Und es gab auch „keinen Preisverfall. Aber natürlich hat der Lockdown alles zunichte gemacht“, so Kettner.

Wien-Tourismus Geschäftsführer im Gespräch

Wien-Tourismus Geschäftsführer Norbert Kettner ist Gast in „Wien heute“. Er spricht über die Auslastung der Hotels und den Kongresstourismus.

Hilfsprogramm für Hotels verlängert

Anfang Dezember hatte die Stadt Wien das Hilfsprogramm für Hotels um ein halbes Jahr bis 30. Juni 2022 verlängert. 15 Mio. Euro stehen den Beherbergungsbetrieben insgesamt zur Verfügung. Ausgeschüttet wurden bisher 4,1 Mio. Euro. Der Städtetourismus ist eine der am stärksten von der Coronapandemie betroffenen Branchen. Zu den fehlenden Touristen gesellen sich noch die nicht vorhandenen Kongressteilnehmer dazu, was insbesondere die „Kongressstadt“ Wien trifft. Das Wiener Gästeaufkommen ist auch für den Flughafen in Wien-Schwechat von großer Bedeutung.

Bei dem für Wien so wichtigen Kongresstourismus hat die Stadt pandemiebedingt eine Achterbahn hinter sich mit Absagen, Onlineveranstaltungen und nur sehr klein gehaltenen Präsenzkongressen. „Das wird uns sicher eine Zeit lang begleiten. Wir glauben auch, dass die wirklich großen Kongresse, wie wir sie vor der Pandemie gekannt haben, so schnell nicht zurückkehren“, so Kettner. Derzeit habe man für das kommende Jahr ungefähr vierzig Kongresse in Wien mit über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Tourismus sucht Wege aus der Krise

Geschlossene Hotels, ein Riesenverlust im Kongresstourismus, eine neue CoV-Welle – aber dennoch wird die Werbetrommel für die Zeit nach der Pandemie gerührt.

„Ambiente einer zeitlos schönen Stadt“ vermarkten

Um die ausländischen Touristen, die vor Corona für 80 Prozent der Nächtigungen in der Stadt verantwortlich waren, will sich der Wien Tourismus mit gezieltem Marketing kümmern. „Wir waren die ganze Pandemie über präsent in unseren Märkten, haben den Kontakt mit unseren Partnerinnen und Partnern immer gesucht und aufrechterhalten über digitale Kanäle. Wir wurden Broadcaster, wir haben Fernsehformate entwickelt. Wir haben jetzt auch gerade in den USA große Kampagnen im Sinne des Sehnsuchtsmanagements laufen“, so Kettner.

So sollen 70 Prozent des Marketingbudgets in Europa investiert werden und 30 Prozent „schon wieder in Übersee“. Etwa in den Vereinigten Staaten, den Emiraten, in China und Japan, sagte Kettner. Kultur und Kongresse seien dabei die Themen. „Aber auch das Ambiente einer zeitlos schönen Stadt, einer Stadt, in der man das Leben genießen kann, wo man ein wenig wieder träumen kann. Eine Stadt, in der man das Leben genießen kann, wo man ein wenig wieder träumen kann“, soll beworben werden, kündigte Kettner an.