Dirigent Franz Welser-Möst und die Wiener Philharmoniker beim Neujahrskonzert 2013
APA/HERBERT NEUBAUER
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Kultur

Franz Welser-Möst leitet Neujahrskonzert 2023

Nach Daniel Barenboim 2022 setzen die Wiener Philharmoniker auch für das Neujahrskonzert 2023 auf einen Routinier: Franz Welser-Möst wird dann nach 2011 und 2013 zum dritten Mal am Pult stehen.

Der 61-jährige Oberösterreicher ist dabei eine seltene Mischung aus streitbarem Künstler, der im Sinne der Sache zum Äußersten bereit ist, und konziliantem, fast bravem Auftreten. 2012 sorgte Welser-Möst für Verstimmungen mit dem damaligen Intendanten der Salzburger Festspiele, Alexander Pereira, als er ankündigte, einen geplanten Zyklus mit Mozarts Da-Ponte-Opern wegen eines unzumutbaren Zeitplans niederzulegen. Auch aus der Staatsoper schied der Maestro als Generalmusikdirektor 2014 nach Dissens mit Direktor Dominique Meyer über die künstlerische Ausrichtung.

Dirigent Franz Welser-Möst und die Wiener Philharmoniker beim Neujahrskonzert 2013
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Franz Welster-Möst wird wie schon 2011 und 2013 auch 2023 das Neujahrskonzert leiten

Künstlerische Kraftzentren hat Welser-Möst dabei zwei. Seit 2002 hat er zum einen die Position des Chefdirigenten des Cleveland Orchestra inne. Der Meister der kleinen, gezielt gesetzten Signale anstelle des weltumspannenden Armgestus der Pultdiva harmoniert mit dem vielleicht europäischsten der großen US-Orchester hervorragend. Momentan läuft die Partnerschaft bis zumindest 2027. Und das zweite Orchester, zu dem Welser-Möst eine enge Verbindung hält, sind die Wiener Philharmoniker, deren Ehrenring er seit 2014 trägt.

Der Weg war nicht immer einfach

Dabei hätte er, am 16. August 1960 als Franz Möst in Linz geboren, ursprünglich Geiger werden wollen, was durch einen Autounfall verhindert wurde, der ihn letztlich auf die Dirigentenbahn führte. Problembelastet war die Zeit als Musikdirektor des London Philharmonic Orchestras, in der er von der britischen Presse als „Frankly Worse-than-Most“ betitelt wurde.

Doch danach konnte der junge Kapellmeister alsbald Tritt fassen. Und so ging es 1992 an die Oper Zürich zu Alexander Pereira und schließlich an die Wiener Staatsoper, an die er nach dem Bruch mit Meyer unter Bogdan Roscic wieder als Dirigent zurückgekehrt ist.

Auf „Lebensweg der Kontemplation“

Und ansonsten pflegt der ruhige Pultdenker, auch wenn er nun zum dritten Mal beim publikumsträchtigen Neujahrskonzert das Zepter führen wird, eher den Lebensweg der Kontemplation, wie er selbst in seiner 2020 erschienenen Autobiografie „Als ich die Stille fand“ schreibt: „Mögen die anderen weiter schreien, bunte Bilder in die Welt schicken und sich überlegen, wie man sonst noch auffallen könnte – ich gebe mich lieber der Muße hin.“