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WIRTSCHAFT

Weiter hohe Preise für Eigentumswohnungen

In Wien werden derzeit zwar viele neue Wohnungen gebaut, unter anderem gehen heuer auch Gemeindebau-Projekte in die Endphase. Ein Ende der hohen Preise bei Eigentums-Wohnungen ist aber noch lange kein Thema.

Die Zahl der Neubauten in Wien ist seit rund zwei Jahren in Wien höher als die Nachfrage, so der Immobilien-Experte Felix Josef, Geschäftsführer der Forschungsgesellschaft Wohnen, Bauen, Planen. Die Preise sinken aber unter anderem nicht, weil Wohnungen Geldanlage sind. „Es wird in Wien derzeit relativ viel frei finanziert gebaut. Diese Wohnungen werden oft als Betongold in die Schatulle gelegt, weil das Bankkonto keine Zinsen mehr bringt“, so Josef.

Der Durchschnittspreis für eine neue Eigentumswohnung mit knapp 60 Quadratmeter beträgt in Wien 400.000 Euro, in Niederösterreich sind es 270.000 Euro. „Wenn die Überlegung zur Eigentumswohnung geht, dann wird es vermutlich ins Umland gehen – sicher begünstigt durch den Trend zum Home Office, aber auch durch die Kosten. Mit einem durchschnittlichen Einkommen eine Eigentumswohnung in Wien zu finanzieren ist ohne die tatkräftige Mithilfe von Großeltern, Eltern, Onkeln, eigentlich irreal“, meinte Josef.

Immobilientrends 2022

Für viele Wienerinnen und Wiener bleiben leistbare Wohnungen ein Traum. Von den stark gestiegenen Preisen sind alle Bezirke betroffen.

Weitere Gemeindebauten vor Fertigstellung

Gebaut wird in Wien weiter – unter anderem sollen Gemeindebauten fertig. Zusätzliche Gemeinewohnungen wird es dann am Handelskai oder am Eisring Süd geben. Für weitere neue Gemeindebauten in der Leopoldstadt, in Favoriten oder in Mariahilf ist der Baustart vorgesehen.

Nachfrage höher als das Angebot

Das Wohnen bleibt auch im heurigen Jahr ein Preistreiber. Aufgrund der hohen Nachfrage bei gleichzeitig zögerlichen Verkäufern rechnet der Immobilienmakler Remax mit weiter steigenden Preisen. Während 2020 die Preiserwartungen um 3,3 und 2021 um 1,8 Prozent nach oben gegangen sind, liegen sie für heuer bei 7,1 Prozent. Im unteren Preissegment gar von 9 Prozent.

„Immer wenn die Preise steigen, steigen sie im unteren Preissegment stärker, weil Interessenten aus dem mittleren Preissegment bei gleichbleibendem Budget ins untere Segment rutschen“, so Remax-Experte Anton E. Nenning. Größter Gewinner des heurigen Immobilienjahres seien Grünlagen, idealerweise mit Abstand zum Nachbarn. „Auffällig ist, dass gerade jene Wohnformen, bei denen die Bewohner weniger oder keinen Kontakt zu Mitmenschen haben, besonders hoch im Kurs stehen“, so Nenning.

Büroflächen Verlierer

Am Gewerbeimmobilienmarkt beobachtet Remax weniger Dynamik als bei den Wohnimmobilien. „Die Prognose für 2022 ist nicht rosig, aber auf oder knapp über dem Niveau der Jahre 2018 bis 2020“, so die Einschätzung des Maklers. Gut hingegen ließen sich, trotz Coronalockdowns, Hotels verkaufen. Die Nachfrageentwicklung bei Agrarflächen werde für heuer mit plus 1,8 Prozent prognostiziert.

Den Verlierer der Coronapandemie haben die Makler auch ausgemacht: Die Büroflächen. „Letzter Rang bei der Nachfrage- und bei der Preisentwicklung“, so Remax. Und dass die Rendite für Anleger am Wohnungsmarkt sinken liege daran, dass die Kaufpreise höher gestiegen sind als die Mieteinnahmen, erklärte Remax-Chef Bernhard Reikersdorfer am Mittwoch.

Errichtung für E-Ladestationen einfacher

Mit 1. Jänner 2022 ist eine Novelle zum österreichischen Wohneigentums-Gesetz in Kraft getreten. Darin sind etwa Erleichterungen beim Einbau von Ladestationen in Mehrfamilienhäusern, bei der Errichtung von Photovoltaikanlagen, bei der thermischen Sanierung von Gebäuden, bei der Anbringung von Beschattungsvorrichtungen, aber auch bei der behindertengerechten Ausgestaltung von Wohnhäusern („Barrierefreiheit“) oder beim Einbau einbruchsicherer Türen vorgesehen.

Hinzu kommt die vereinfachte Beschlussfassung für die Durchsetzung von Maßnahmen durch Eigentümerinnen und Eigentümer – wer nicht mitstimmt, kann nicht mehr alles blockieren. So sollen etwa E-Ladestationen künftig unkomplizierter zu errichten sein, da man nicht mehr die aktive Zustimmung aller Miteigentümerinnen und Miteigentümern braucht.

Der Einbau von Ladestationen in Mehrfamilienhäusern war auch in der Vergangenheit schon zulässig, scheiterte aber oft an der Zustimmung aus der Eigentümerschaft. Vor der Novelle musste mehr als die Hälfte aller Wohnungseigentümerinnen und -eigentümer einwilligen. Dabei kam es auf die Miteigentumsanteile an der Liegenschaft an, unabhängig davon, wie viele Eigentümer an der Abstimmung teilnahmen. Künftig reicht beispielsweise auch für den Beschluss von Renovierungsmaßnahmen eine Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen aus, wobei mindestens ein Drittel der gesamten Wohnungseigentumsanteile repräsentiert sein muss.