Eingang zu Intensivstation
APA/Helmut Fohringer
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Coronavirus

Omikron-Welle für Wien bewältigbar

Die Omikronwelle bäumt sich auf, bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus binnen 24 Stunden ist mit 3.191 ein Rekord aufgestellt worden. Doch die Welle komme nicht unerwartet, sie sei bewältigbar, so der Gesundheitsverbund.

Laut Corona-Prognosekonsortium werden die Infektionszahlen in den kommenden Tagen noch massiv in die Höhe gehen. Am Donnerstag will die Regierung nach einem Bund-Länder-Gipfel erklären, mit welchen Maßnahmen sich Wien gegen die neue Welle stemmen will. Viele wollen den Kopf auch jetzt nicht hängen lassen, trotz der Prognosen.

Es gibt Problembereiche wie Boostern und Anmeldung

Doch es gibt Bereiche, die Experten aufmerksam beobachten. So etwa die Entwicklung bei den Booster-Impfungen in Wien. Hier tut sich bei den über 65-Jährigen eine Impflücke auf. Während im Burgenland mehr als 80 Prozent der über 65-Jährigen bereits den Booster-Stich bekommen haben, haben in Wien nicht einmal 65 Prozent der 65- bis 74-Jährigen einen Drittstich erhalten. Das ist Rang 9 so wie auch in allen anderen Altersgruppen über 65.

An den Möglichkeiten zur Impfung scheitere es nicht, hieß es von der Stadt: 61 Impf-Standorte gibt es mittlerweile und es sollen noch weitere in den Grätzeln dazukommen. Hier sollen besonders die älteren Anrainer per Post informiert werden. Denn die hätten auch mit den Anmeldungen online zu kämpfen, meinte die Präsidentin des Seniorenbunds, Ingrid Korosec: "Ich glaube, dass die Hausärzte eine enorme Rolle spielen. Und in den Bundesländern, da ist natürlich die Verbindung in der Regel eine andere. Und in Wien ist das alles viel anonymer. Ich glaube, die sollten viel stärker eingebunden werden.“

Wiener Spitäler „gut vorbereitet“

Während beim Impfen noch Luft nach oben ist, bereiten sich systemrelevante Betriebe und Firmen vor, um Quarantäne-bedingte Massenausfälle zu verhindern. An Hamstereinkäufe denke heute kaum wer, sehr wohl aber daran, „wie es in den Krankenhäusern ausschauen wird“. Was schlussendlich zählen werde, sei die Frage, ob überfüllte Spitäler dieses Mal ausbleiben. Der Medizinische Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes, Michael Binder, sagte dazu im „Wien heute“-Gespräch, eine Prognose sei schwierig. Aber „ich würde sagen, wir sind sehr gut vorbereitet“.

Die internationale Entwicklung werde mit Respekt betrachtet, man sei aber nicht in Sorge. Laut Binder wird zwar, wenn man die internationale Situation beachte, sehr wohl eine Belastung der Krankenhäuser erwartet, „aber natürlich eine, die wir handhaben können und wo wir die Patienten behandeln können". Omikron bringe eine geringere Belastung (durch die Erkrankung, Anm.) mit sich als frühere Virusvarianten. Das sei auf der einen Seite gut. Auf der anderen Seite sehen wir aber deutlich mehr Fälle.“

Viele Fälle, aber weniger Spitalsaufenthalte

Das Corona-Prognosekonsortium erwartet bis zu 15.000 Neuinfektionen täglich. Binder bestätigte, es werde einen neuen Höchststand an Fällen geben: „Wir rechnen aber, wenn wir uns besonders die Länder Niederlande und Dänemark ansehen, wo die Welle schon seit längerer Zeit läuft, schon seit einigen Wochen damit. Dort sind auch keine Höchststände in den Krankenhäusern erreicht worden, aber wir werden eine durchaus eine Belastung in den Krankenhäusern schon erwarten.“

Bei jenen Patienten, die wegen Covid-19 in den Krankenhäusern behandelt werden müssten, würden sich die Verläufe eher nicht unterscheiden, egal ob mit Delta- oder Omikronvariante infiziert, sagte Binder. Das seien Patienten, die einen schweren oder schwereren Verlauf hätten. Der große Vorteil an Omikron sei, „dass die Wahrscheinlichkeit, ins Krankenhaus zu kommen, deutlich geringer ist“.

Omikron-Welle für Spitäler bewältigbar

Durch die hohe Ansteckungsgefahr bei Omikron werde damit gerechnet, dass bis zu 20 Prozent des Personals durch Quarantäne ausfallen. Binder hielt das für bewältigbar und zog Vergleiche mit vergangenen starken Grippewellen, „aber natürlich nehmen wir das ernst“. Der Mangel an Personal wie in England, den Niederlanden oder Dänemark sei durch kluges Management ausgleichbar. „Natürlich würde es zu Einschränkungen vorhersehbarer geplanter Eingriffe kommen. Alles, was dringend notwendig ist, das stellen wir mit Sicherheit zur Verfügung.“

Als Mediziner wäre er dafür, gezielte Maßnahmen zu setzen, um die neue Welle ein bisschen zu dämpfen. Ein neuer Lockdown sei Sache der Bundesregierung, aber wenn, mache er nur synchronisiert Sinn.