Frau und Kind beim Testen
APA/Hans Punz
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Coronavirus

Testaufruf und Kritik vor Schulstart

Vor dem Schulbeginn am Montag hat die Stadt in einem Elternbrief zu PCR-Tests der Schülerinnen und Schüler aufgerufen. Von Lehrern und Eltern wird die späte Information über Maßnahmen kritisiert.

„Es sind immer wieder Änderungen, was die Quarantäne betrifft. Es dauert auch immer recht lang, bis wir Anweisungen bekommen, wie wir agieren sollen. Sehr belastend ist auch, dass wir Änderungen immer erst über Pressekonferenzen bekommen und auch da erst meist am Wochenende“, meinte Claudia Kollmer-Weber, Direktorin am Campus Attemsgasse in der Donaustadt, gegenüber „Wien heute“. Dort werden die Schultüren am Montag für rund 400 Kinder geöffnet, in ganz Wien werden 240.000 Kinder und Jugendliche nach der Weihnachtspause wieder in die Schulen kommen.

Schulöffnung am 10. Jänner

Am 10. Jänner werden die Schulen wieder öffnen. Das Tragen einer Maske und drei CoV-Tests pro Woche sind dabei verpflichtend. Um die Vorgaben auch erfüllen zu können, müssen sich die Schulen bereits im Vorfeld auf die Öffnung vorbereiten.

Eltern gegen „Horuck-Aktion“

Für die Eltern wären Pläne für verschiedene Szenarien wünschenswert, so Karl Dwulit vom Landesverband der Wiener Elternvereine: „Dass man weiß – ist die Insidenz so hoch, passiert das. Ist eine andere Rahmenbedingung verändert, ist das gültig und nicht immer als Horuckaktion von Freitag auf Montag“.

Auch diesen Freitag kam die Information der Stadt für den Montag erst am Nachmittag: „Bei zwei aufeinanderfolgenden PCR-bestätigten positiven Fällen, geht die Klasse für 5 Tage ins Distance Learning. Für Kontaktpersonen gilt eine 10 tägige Quarantäne mit der Möglichkeit der frühzeitigen Beendigung mit negativem PCR-Test ab Tag 5 nach dem Letztkontakt zur positiven Person.“

Gewerkschafter befürchtet Personalmangel

Der oberste Wiener Pflichtschullehrer-Gewerkschafter Thomas Krebs befürchtete am Freitag in einer Aussendung aufgrund des Personalengpasses bei rasch steigenden Infektions- bzw. Quarantänefällen ein teilweises Zusammenbrechen des Schulbetriebs. In „Wien heute“ verwies er neben dem Cornoavirus auf andere Umstände: „Durch Krankenstand, durch Quarantäne, durch Schwangerschaftsbestimmungen, die natürlich zum Schutz der Kolleginnen existieren wird es an manchen Standorten möglicherweise sehr sehr eng werden.“

Dann müsse die Bildungsdirektion die Direktionen unterstützen, „um gegebenenfalls einzelne Klassen zu schließen oder auf einen gesamtschulischen Notbetrieb eines betroffenen Standorts umzusteigen. Nicht ganz ausschließen kann ich, dass an einzelnen Standorten der Personalmangel so groß ist, dass vereinzelt SchülerInnen nicht betreut werden könnten.“

Laut Krebs haben im Dezember täglich etwa sechs bis acht Lehrer und Lehrerinnen ihren Job gekündigt. Etwa 2.000 zusätzliche Lehrkräfte sind demnach notwendig, um gut durch die Coronavirus-Pandemie zu kommen. Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl fordert eine Strategie, wie mit Lernrückständen und der psychischen Gesundheit der Schüler umgegangen wird.

Politik ruft zu Tests vor Schulbeginn auf

„Testen Sie Ihr Kind vor dem ersten Schultag“, wird in einem Brief an die Eltern appelliert. „Und bringen Sie bitte unbedingt am 10. Jänner (…) einen negativen Testbefund Ihres Kindes mit in die Schule!“ Unterzeichnet haben den Brief Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS), Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und Bildungsdirektor Heinrich Himmer.

Pflicht ist dieser PCR-Test allerdings nicht. Kinder und Jugendliche ohne Test dürfen nicht wieder nach Hause geschickt werden, betonte ein Sprecher der Bildungsdirektion. Wer kein aktuelles negatives PCR-Testergebnis hat, muss jedoch in der Schule einen Antigen-Test machen.

Maskenpflicht auch während des Unterrichts

Ab Montag testen in Wien dann zudem alle Schulen mindestens zweimal pro Woche über „Alles gurgelt“. Also auch die Volks- und Sonderschulen, die bisher ja beim „Alles spült“-Programm des Bildungsministeriums dabei waren. Vorerst gilt wieder eine Sicherheitsphase, dabei müssen etwa auch Geimpfte testen.

Als weitere Sicherheitsmaßnahme gilt: Maskenpflicht auch während des Unterrichts und „möglichst keine Veranstaltungen mit größerem Umfang, das heißt auch, möglicherweise den Unterrichtsbeginn für die Klassen versetzt anzubieten“, so Himmer.

Die Präsenzpflicht bleibt weiter ausgesetzt: „Das heißt, auch weiter ist es so, dass die Eltern jedenfalls bis zu den Semesterferien selber gemeinsam mit ihren Kindern die Entscheidung treffen können, ob sie am Präsenzunterricht teilnehmen oder nicht“, sagte Himmer. Offen ist noch, wie die Volksschulanmeldung ablaufen soll, die am 17. Jänner für 20.000 Kinder in Wien startet. Darüber wird derzeit noch beraten.

Mikrobiologe Michael Wagner spricht sich für wöchentlich drei PCR-Tests an Schulen aus

Mikrobiologe für drei PCR-Tests pro Woche

Der Mikrobiologe Michael Wagner von der Universität Wien sieht in drei Maßnahmen die Basis für die Sicherstellung des Präsenzunterrichts. FFP2-Maskenpflicht, ein Lüftungskonzept mit CO2-Messgeräten und „mindestens drei PCR-Tests pro Woche“, so Wagner in „Wien heute“. Drei Tests würden wegen der schnelleren Verbreitung der Omikron-Variante Sinn machen: „Um wirklich sicher zu sein, müsste man sogar noch öfter als drei Mal testen, aber drei Mal ist das Minimum. Wichtig ist: Antigen-Tests funktionieren nicht mehr gut bei Omikron. Omikron vermehrt sich hauptsächlich im Rachen, ich kann aber keinen Rachen-Abstrich in der Schule machen. Für die Schülerinnen und Schüler ist es jetzt wirklich Zeit, möglichst schnell auf die PCR-Tests umzusteigen.“

Die am Donnerstag von der Bundesregierung präsentierten Maßnahmen werden die Omikron-Ausbreitung nicht stoppen, glaubt Wagner: „Man will bestehende Maßnahmen jetzt stärker kontrollieren, das wird mit aller Wahrscheinlichkeit nicht ausreichen, um eine Welle zu verhindern. Es könnte eher durch die lockereren Quarantäne-Regelungen zu einer Beschleunigung führen. Wenn man stark eingreift, wie das jetzt in Holland passiert, dann kann man natürlich Omikronwellen genauso blocken wie die Wellen vorangegangener Virusvarianten.“

Für Wagner ist 2G-Plus eine vielversprechende Möglichkeit zur Eindämmung der Omikron-Variante: „Man muss immer im Kopf haben, dass eben auch Geimpfte, auch dreifach Geimpfte, das Virus übertragen können, auch wenn sie gegen schwere Krankheitsverläufe geschützt sind. Wenn man etwa in Restaurants schaut, dass die Geimpften auch einen frischen PCR Test möglichst nicht älter als einen Tag vorweisen können, dann könnte man viele Infektionen indoor schon verhindern, genauso am Arbeitsplatz.“