Der Statistiker Erich Neuwirth im „Wien heute“-Studio
ORF
ORF
Coronavirus

Kritik an Änderung bei Kontaktpersonen

Wie die Bundesregierung am Donnerstag angekündigt hat, wird die Quarantäne für Kontaktpersonen neu geregelt. Dass künftig dreifach geimpfte Personen nicht mehr als Kontaktpersonen zählen, kritisiert der Statistiker Erich Neuwirth gegenüber „Wien heute“. Auch der Mikrobiologe Michael Wagner übt daran Kritik.

Die Bundesregierung hat am Donnerstag eine Reihe von Maßnahmen angesichts der steigenden CoV-Zahlen wegen der Omikron-Mutation angekündigt. Künftig gilt eine FFP2-Maskenpflicht im Freien bei Unterschreitung des Zwei-Meter-Abstands, zudem soll der Kontrolldruck im Handel erhöht werden.

Und ab Samstag sollen schon neue Quarantäneregeln gelten. Dann gibt es keine Unterscheidung mehr zwischen K1- und K2-Personen. Künftig wird man außerdem keine Kontaktperson mehr sein, wenn man dreimal geimpft ist oder alle Beteiligten eine FFP2-Maske getragen haben. Das gilt auch für Kinder, die noch keine dritte Impfung erhalten. Für alle, die als Kontaktpersonen eingestuft werden, gilt: Freitesten ist ab dem fünften Tag mit einem PCR-Test möglich.

Hoffen, dass Neuinfektionen „stark eingebremst werden“

Der Statistiker Erich Neuwirth ist davon überzeugt, dass die angekündigten Maßnahmen „sicher weniger bringen“ werden als ein Lockdown. Es gelte zu hoffen, dass die Zahlen durch die Maßnahmen „stark eingebremst werden“. Neuwirth hält es nicht für günstig, dass dreifach Geimpfte bald nicht mehr als Kontaktperson zählen. „Das hat zur Folge, dass da auch kein Kontakt-Tracing mehr stattfindet. Und das ist ein bisschen gefährlich“, so Neuwirth.

Kritik daran hat auch der Mirkobiologe Michael Wagner von der Universität Wien geäußert. „Kann mir jemand erklären was an der Entscheidung Dreifach-Immunisierte nicht mehr als Kontaktpersonen zu erfassen evidenzbasiert ist? Auch 3-mal Immunisierte können sich infizieren (mit verringerter Wahrscheinlichkeit) und das Virus weitergeben“, schrieb Wagner auf Twitter.

2.223 neue Fälle in Wien

Mit Stand Donnerstag gab es in Österreich 51.364 aktive CoV-Fälle, um 6.374 mehr als am Tag zuvor. Die meisten neuen Fälle wurden mit 2.223 aus Wien gemeldet.

Neuwirth für Maskenpflicht im Freien

Die FFP2-Maskenpflicht im Freien begrüßte Neuwirth. Ebenso sei es „sehr sinnvoll“, dass der Lockdown für Ungeimpfte weiter bestehe. Wegen Omikron könne man derzeit nicht sagen, zu wie vielen Neuinfektionen pro Tag es kommen werde. „Man kann derzeit nicht sagen, wo die Obergrenze“ liegt. Ebenso wenig, ob man einen neuerlichen Lockdown ausschließen könne.

Statistik-Professor Erich Neuwirth im Interview

Die Zahl der Neuinfektionen schießt derzeit nach oben. Können die neuen Maßnahmen Omikron in Wien bremsen? Dazu ist Statistik-Professor Erich Neuwirth zu Gast.

Neuwirth sprach sich jedenfalls für Home-Office aus und für getrennte Teams, wenn das Arbeiten von zu Hause aus nicht möglich ist. „Denn wenn es zu einer Ausbreitung kommt, weil jemand die Infektion hereinträgt, betrifft es wenigstens nur ein Team und es fällt nicht gleich die ganze Firma aus. Das halte ich für eine sehr sinnvolle Strategie“.